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„The Nevers“ auf Sky: Gendern und Kämpfe in engen Miedern

Penance Adair (Ann Skelly) spielt in „The Nevers“ eine geniale Erfinderin. Sie spürt Energie und kann diese in vielfältigen Waffen einsetzen.
© HBO

Retrofuturismus und Feminismus: „The Nevers“ startet auf Sky.

Innsbruck – Die Geschichte des Elektroautos begann schon lange vor Tesla, wohl schon Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem schottischen Erfinder Robert Anderson. In der Geschichte von „The Nevers“ ist es Penance Adair (Ann Skelly), die als Chef-Ingenieurin im viktorianischen London mit dem Elektrofahrzeug durch die dunklen Gassen cruist. Oder irre Waffen erfindet, die noch James Bond neidisch gemacht hätten.

Ihr technisches Talent ist aber nicht wie bei Anderson angeboren oder gelernt, sondern einfach plötzlich da, nachdem ein spaciger Raumschiff-Vogel glitzernde Partikel von Londons Himmel regnen ließ. Die meisten Männer sind ohnmächtig geworden. Einige Frauen haben aus dem übernatürlichen Ereignis besondere Kräfte geschöpft. Von ihnen erzählt ab Montag die dann anlaufende sechsteilige HBO-Serie „The Nevers“ auf Sky.

📽️ Trailer | „The Nevers“

Genannt werden sie „touched“, also die „Berührten“. Eine von ihnen kann alle Sprachen der Welt sprechen, eine andere (Anführerin Amalia True, gespielt von Laura Donnelly) in die Zukunft blicken. Was sie verbindet: Sie werden geächtet von den feinen Lords da oben, die ihre Macht ob dieser progressiven Superfrauen schwinden sehen. Eine richtige Gefahr geht auch von einer von ihnen aus: Maladie hat Superkräfte, setzt diese aber vor allem fürs Töten ein. Schmerz wird mit Schmerz vergolten. Ist sie in die Mordserie verwickelt, die sich bis in den Untergrund der Stadt zieht? Und was braut sich da unten Übermächtiges zusammen?

Joss Whedon, der in den Neunzigern mit der Dämonenjägerin „Buffy“ schon einmal eine wenig zimperliche Heldin ins Zentrum einer Serie gestellt hat und diese zu großem Erfolg führte, probiert das jetzt noch einmal mit „The Nevers“. Zumindest in den ersten Folgen. Nach Anschuldigungen des Machtmissbrauchs von Schauspielerinnen früherer Produktionen zog er sich aus diesem Projekt zurück. Leider wird auch in „The Nevers“ immer wieder in extraengen Miedern geranggelt und sich an den Haaren gezogen. Zugleich ließ die Produktion aber durchaus relevante Dialoge über das Gendern einflechten. Verpackt wird die Story in eine Steampunk-Ästhetik, in der Retro und Futurismus zusammenfließen. Wohin „The Nevers“ schlussendlich steuert, lässt sich in den ersten Episoden nicht sagen. Neugierig gemacht wird man. So richtig dabeibleiben will man aber auch nicht. (bunt)