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Netflix-Komödie „Thunder Force“: Viel Stückwerk mit Superkräften

Melissa McCarthy macht in „Thunder Force“ auch ohne Modelmaße gute Figur – und mit ihren Gegenspielerinnen kurzen Prozess.
© Netflix

Ulkig, aber auch nicht mehr: Die neue Netflix-Komödie „Thunder Force“.

Von Joachim Leitner

Innsbruck – „Thunder Force“ ist der fünfte Film, den die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Melissa McCarthy und Ben Falcone seit 2014 vorlegt. Erneut spielt McCarthy eine einigermaßen resolute Krawallnudel. Erneut hat ihr Regisseur und Drehbuchautor Falcone den Part passgenau auf den Leib geschrieben. Erneut werden die Standardsituationen gängiger Genres parodiert. In „Thunder Force“ ist es der seit mehr als einem Jahrzehnt allgegenwärtige Superhelden-Film, der auf die Schaufel genommen werden möchte. Ein durchaus honoriges Unterfangen. Schließlich tut sich gerade dieses Genre nach wie vor arg schwer, wenn es um Rollen abseits gängiger Geschlechter- und genormter Gesellschaftsbilder geht. In „Thunder Force“ sind es zwei dankenswerterweise nicht auf Topmodel-Maße geeichte Mitvierzigerinnen, die, wenn nicht die Welt, dann wenigstens Chicago vor intergalaktisch verstrahlten Schurken retten sollen. Das ist erfrischend. Und der eine oder andere Gag dieser Komödie ist es auch. Wenn etwa einem grundsympathischen Tunichtgut (Jason Bateman), dessen Superkraft es ist, halb Mensch, halb Hummer zu sein, im Restaurant Meeresfrüchte empfohlen werden: Auch Mutanten haben Gefühle, die politisch korrekt behandelt werden wollen.

📽️ Trailer | „Thunder Force“

Halbgares Stückwerk bleibt „Thunder Force“ trotzdem. Der Plot ist dünn – und generischer Vorwand für Slapstick-Einlagen: Zwei einander fremd gewordene Jugendfreundinnen (McCarthy und Oscarpreisträgerin Octavia Spencer) finden im Kampf gegen außerirdisch induzierte Übertölpelungstaktik wieder zusammen. Anders als ihre Gegnerinnen und Gegner verdanken sie ihre Superkräfte irdischem Forschergeist. Bis die tatsächlich einsatzfähig sind, verliert sich Falcones Drehbuch allerdings in einem ziemlich zähflüssigen Vorbereitungsscharmützel.

Mit Melissa Leo darf dabei eine weitere mit Oscar und Golden Globe dekorierte Charakterdarstellerin den neuen Superheldinnen beim Werden helfen. Bevor es dann drunter und drüber geht, muss die von Leo gespielte Assistentin aufs Klo. Wenn sie zurückkommt, ist das Spektakel bereits vorbei. Nach diesem Muster funktionieren die meisten Gags. Sie sind weder wirklich neu noch sonderlich gewagt, aber irgendwie gemütlich. „Thunder Force“ ist ein mit heillos unterforderten Hauptdarstellerinnen besetzter Ulk, der gar nicht mehr probiert, sich wie Kino anzufühlen. Er ist wie gemacht für feierabendliche Verlustierung vor dem Fernseher. Auch das überrascht nicht. Denn dafür wurde er gemacht. Von Falcone und Melissa McCarthy. Und von den Algorithmen eines millionenfach abonnierten Großstreamers. Dort, bei Netflix also, steht „Thunder Force“ seit gestern zum Instant-Konsum bereit.