Innsbrucker Studie: Bewegung hilft der Seele beim Heilen
Eine Studie der Uni Innsbruck beweist den positiven Effekt von Sport bei seelischen Problemen und fordert dessen Einbeziehung bei der Therapie.
Innsbruck – Sport ist für Körper und Geist gesund, das wussten schon die alten Griechen. Eine Studie der Sportwissenschafterin Carina Bichler von der Uni Innsbruck bringt Sport und seelische Probleme in Verbindung. Fazit: Patienten mit psychischen Erkrankungen bewegen sich oft zu wenig, dabei wäre das wichtig.
„Mein Ziel ist, Therapien bei psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen, durch ein Bewegungsangebot zu ergänzen. Bisher wird vor allem auf Psychotherapie und Medikation gesetzt, Bewegung spielt nur am Rande eine Rolle“, so Bichler. Mit Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie II, konnte sie Bewegungsvorlieben, Motive und Barrieren bei Patienten abfragen. Außerdem hat sie Personen einbezogen, die sich in Online-Foren zu psychischen Erkrankungen austauschen. Verglichen wurden die Ergebnisse mit einer psychisch gesunden Kontrollgruppe.
Die WHO rät Erwachsenen zu 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche. Laut Studie bewegten sich rund 27 Prozent der Patienten mit psychischen Erkrankungen weniger. In der gesunden Kontrollgruppe waren es nur sechs Prozent. Personen mit psychischen Erkrankungen haben häufig schlechtere Voraussetzungen für einen gesunden Lebensstil. Sie rauchen und sitzen mehr und haben öfter Übergewicht. „Unsere Ergebnisse beweisen, dass sie sich tendenziell weniger bewegen als Gesunde. Die bevorzugten Bewegungsarten sind auch weniger kompetitiv und erfordern meist nur mäßige Anstrengung“, so Bichler. Walking und Yoga sind die Favoriten.
Die Hürden für die Patienten sind groß: Am häufigsten fühlen sie sich zu müde, um zu trainieren. „Das ist symptomatisch für psychische Erkrankungen“, erläutert Bichler. Es folgten fehlendes Selbstvertrauen, Angst, sich zu verletzen, die Unsicherheit, öffentlich Sport zu machen, oder fehlende Partner. Mithilfe der Erkenntnisse können sportliche Therapieangebote erarbeitet werden. Damit Patienten Bewegung langfristig in den Alltag integrieren, ist immer eine individuelle Anpassung nötig. In einer neuen Untersuchung vergleicht Bichler den Effekt von therapeutischem Klettern und Nordic Walking mit einer Gruppe, die sich regelmäßig ohne Sporteln trifft. Leider ist das Experiment derzeit wegen Corona ausgesetzt. (pla)