Osttirol

Direktverkauf in Lienz belebt die Stadt und hilft Händlern in der Krise

Obmann Berno Mühlburger und seine Partnerin Karin Hainzer verkaufen am Stadtmarkt Wildspezialitäten und Naturkosmetika.
© Blassnig Christoph

Mehr denn je schätzt die Bevölkerung den Stadtmarkt mitten in Lienz. Bäuerliche Direktvermarkter verkaufen jedes Wochenende ihre Erzeugnisse.

Von Christoph Blassnig

Lienz – Die Leute würden bewusster beim Einkauf, dieser Trend helfe den bäuerlichen Anbietern am Stadtmarkt Lien­z seit einem Jahr durch die Krise. „Der Tourismus ist am Boden, wir merken natürlich auch, dass die Gäste fehlen“, sagt Berno Mühlburger, der als Stadtmarkt-Wirt aufgrund der Corona-Auflagen immer noch auf die Ausgabe warmer Mahlzeiten sowie auf das Ausschenken von Getränken verzichten muss. Weil der Verkauf im Freien stattfindet und ausschließlich Lebensmittel angeboten werden, gestattet die Behörde den Geschäftsbetrieb unter Einhaltung der Abstandsregeln sowie der Maskenpflicht. Bereits vor einem Jahr hat Berno Mühlburger die Obmannschaft für den Verein Stadtmarkt Lienz von Hermann Kuenz übernommen. 20 Jahre lang hatte Kuenz zuvor die Geschicke dieser landwirtschaftlichen Einrichtung geführt.

Die Ursprünge des Lienzer Stadtmarktes reichen bis ins Jahr 1983 zurück. Am Südtiroler Platz boten ab damals Landwirte ihre Erzeugnisse im Rahmen eines Bauernmarktes feil. Im Mai 1996 gab es ein erstes Gespräch zur möglichen Neuaufstellung des Angebotes mit der Bürgermeisterin Helga Machne. Eine Arbeitsgruppe entwickelte daraufhin ein Konzept, drei Jahre später erfolgte die Gründung des Vereines zur Förderung des Stadtmarktes. Am 14. April 2000 haben 32 Marktteilnehmer den neuen Standort in der Messinggasse in der Oberen Altstadt bezogen. Inzwischen ist der Stadtmarkt Lienz eine geschützte Wort- und Bildmarke. „Und dazu eine Erfolgsgeschichte“, betont Oskar Januschke vom Stadtmarketing. Der Stadtmarkt als Verein vermietet 15 fest definierte Verkaufsplätze samt den Wägen gegen eine Gebühr an die Händler.

Ein Händler der ersten Stunde war Peter Vergeiner, der mit seiner Frau Silvana den Untermaierhof in Assling bewirtschaftet. Bis heute verkauft er in Lienz Speck und Würste aus seiner eigenen Selchkammer, dazu Milchprodukte und Backwaren. „Mit dem Verdienst auf dem Markt finanziere ich den Erhalt unserer Vollerwerbs-Landwirtschaft“, verdeutlicht Vergeiner die Bedeutung des Direktverkaufes. Die vierköpfige Familie kann davon leben. Nach der täglichen Arbeit am Hof, zumeist alleine, freue er sich richtig auf das Wochenende und den Handel mit den Leuten in der Stadt. „Jeden Tag wäre mir der Trubel aber sicher zu viel“, gesteht der leidenschaftliche Landwirt. Während es früher keine Seltenheit gewesen sei, Speckseiten bis hin zu ganzen Schweinshälften zu verkaufen, wünschten die Kunden heute kleine Zubereitungen – und den Speck nicht mehr im Ganzen, sondern am liebsten fein aufgeschnitten. „Wir schauen immer weniger auf die Menge, dafür immer mehr auf das Detail“, meint Vergeiner. „Und das Beste für mich ist: Den Preis mache ich allein. Ich muss keine Genossenschaft, den Großhandel oder die Industrie fragen.“

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Catharina Oblasser

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