OECD-Umfrage macht deutlich, was Corona die Schulen lehren sollte
OECD-Umfrage analysierte Umgang der Staaten mit dem Bildungssystem in Pandemiezeiten. Wichtigkeit des Präsenzunterrichts ist zentral.
Berlin, Wien – Das deutsche Bildungssystem sei in der Digitalisierung von der Pandemie „kalt erwischt worden“. Portugal hat den Schulunterricht in die Ferien verlängert. In Spanien und Norwegen sind die Abschluss- quoten aufgrund gesenkter Leistungsansprüche sprunghaft angestiegen.
Der Corona-bedingte Umgang der OECD-Staaten mit ihren Bildungssystemen ist unterschiedlich, wenngleich auch einige Parallelen festzustellen sind. Eine OECD-Umfrage ist dem nun erneut nachgegangen. Gestern wurden per Videokonferenz einige Detailergebnisse präsentiert.
Eine zentrale Erkenntnis dabei ist, dass der Ausfall des Präsenzunterrichts für Schüler, Lehrer und Eltern nur schwer zu kompensieren ist. Beschäftigten sich Schüler in Deutschland vor dem Lockdown im Schnitt 7,5 Stunden am Tag mit der Schule, sank diese Zeit während Schulschließungen auf nur mehr 3,5 Stunden. Im Gegenzug stiegen die Zeiten bei TV-, Handy- und Videospiel-Konsum. Zudem ging die Lernzeit bei leistungsstarken Schülern weniger zurück als bei leistungsschwachen. Umso mehr müsse in Zukunft der Fokus auf den Erwerb der Fähigkeit des selbstständigen Lernens gelegt werden. Das Prinzip des leistungstechnischen „Durchwinkens“ hält OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher ebenso wenig für sinnvoll wie ganze Schuljahrgangs-Wiederholungen. Vielmehr würden jetzt aufgerissene Lernrückstände nicht nur in einem Jahr aufzuholen sein.
Klar sei auch, so Schleicher, dass speziell im Volksschulbereich digitale Lernalternativen mangels Anwendungskompetenz kaum funktionieren würden. Deshalb seien die Grundschulen auch in vielen Staaten offen geblieben. Generell habe sich aber gezeigt, dass Schulsysteme mit starkem Fokus auf innovative Lern-Lösungen besser und mit weniger Schulschließungen auf die Pandemie haben reagieren können. (mami)