Parteitag in Havanna: Ende der Castro-Ära in Kuba erwartet

Zum achten Mal kommen von Freitag bis Montag Delegierte der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) zu einem Kongress zusammen. Der Parteitag dürfte eine Zeitenwende markieren: Es wird erwartet, dass Raúl Castro den Posten des Parteichefs abgibt. Diesen hatte er 2011 von seinem älteren Bruder Fidel übernommen, der 2016 starb. Erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1965 dürfte die einzige in dem Karibikstaat zugelassene Partei danach also nicht mehr von einem Castro angeführt werden.

Der heute 89-Jährige Raúl Castro gab bereits vor drei Jahren das Amt als Präsident des Karibikstaats an Miguel Díaz-Canel weiter. Die kubanische Wirtschaft litt zuletzt stark unter immer schärferen US-Sanktionen während der Amtszeit des Ex-Präsidenten Donald Trump sowie unter dem Einbruch des Tourismus in der Corona-Pandemie. Die Regierung reagierte mit Wirtschaftsreformen. So wurde etwa im Februar die Liste der im Privatsektor erlaubten Berufe von 127 auf mehr als 2.000 erweitert.

Zugleich erwuchs zuletzt die sogenannte San-Isidro-Bewegung oppositioneller Künstler, die offenbar Rückhalt in Teilen der Bevölkerung genießt. Mehrere bekannte kubanische Musiker veröffentlichten im Februar das Lied „Patria y Vida“ (Vaterland und Leben) - in Anlehnung an einen berühmten Ausspruch Fidel Castros, „patria o muerte“ (Vaterland oder Tod) - als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Bewegung. Das Video wurde seither bei Youtube mehr als 4,5 Millionen Mal aufgerufen.

PCC-Kongresse finden seit dem ersten im Jahr 1975 etwa alle fünf Jahre statt. Dabei wählen die aktuell etwa 1.000 Delegierten das Zentralkomitee. In diesem Jahr sollen nach Angaben der Partei außerdem unter anderem die Folgen der beim Kongress 2011 beschlossenen Wirtschaftsreformen bewertet werden.

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