Fotografie

Espen Eichhöfer im Fotoforum: Identitätssuche im Hohen Norden

Eichhöfers bildnerische Fragen nach der Herkunft sind bis Mai im Fotoforum Innsbruck zu sehen.
© Eichhöfer

Espen Eichhöfers Fotos aus Norwegen bebildern Fragen zur Herkunft. Neu im Innsbrucker Fotoforum.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck – Wenn Espen Eichhöfer in Norwegen fotografiert, dann mit dem Blick eines Zugehörigen und eines Besuchers zugleich. Geboren ist der Deutsche in Norwegen in der Heimat seiner Mutter, aufgewachsen aber am Niederrhein, wo sein Vater herkommt. Inzwischen lebt und arbeitet Eichhöfer seit Langem in Berlin. Norwegen scheint für ihn Sehnsuchtsort der besonderen Art und Weise zu sein. Das Innsbrucker Fotoforum zeigt seit gestern die beiden Serien „Das Nest“ und „Papa, Gerd und der Nordmann“ des deutschen (Street-)Fotografen und Foto-Kurators, die er alle im Hohen Norden aufgenommen hat.

Als Besucherin und Besucher steigt man mit 14 Aufnahmen aus „Das Nest“, einer Serie von 1999, in das Werk von Eichhöfer ein. In großformatigen, vornehmlich quadratischen Fotogra­fien begleitet er dort eine norwegische Familie. Über Jahre hinweg nimmt er mittels kurzer Besuche am Alltag teil. Er dokumentiert und inszeniert ganz bewusst. Im Mittelpunkt steht ein Elternpaar, ein weißer Mann und eine Frau mit offensichtlich ostasiatischen Wurzeln. Eine Kombination, die wiederum Rückschlüsse auf die Geschichte des Fotografierenden zulässt: Auch er vereint in seiner Biografie zwei unterschiedliche Hintergründe.

In penibel genau komponierten Motiven lotet Eichhöfer Fragen um Zugehörigkeit und Identität aus. Hier passiert nichts zufällig: Wenn Eichhöfer das Familienoberhaupt im norwegischen Bett ablichtet, fügt er dem Privaten eine gesellschaftliche Ebene hinzu. Was macht Norwegen aus? Welche Vorurteile gibt es? Und schon ist der Gedankengang im erstarkenden Nationalismus angekommen, der auch in Norwegen Thema ist.

Fragen nach Identität werden in der zweiten Serie im großen Raum des Fotoforums obsolet, jedenfalls für Eichhöfers Großonkel, dem der Fotograf in 22 Aufnahmen aus einer erst vor Kurzem entstandenen Serie näherkommen will. Der betagte Verwandte hat Norwegen in seinem Leben erst einmal verlassen – wo seine Wurzeln liegen, ist klar und was ihn umgibt, kennt er, seit er Kind ist. Mit der Serie „Papa, Gerd und der Nordmann“ taucht Eichhöfer nun endgültig in die eigene Familie ein. Heimelig wird er deshalb aber nie. Eichhöfer erzählt auch in dieser Serie von zwei Blickwinkeln, einem, der den Abgebildeten nahesteht, und einem, der darauf fokussiert, was für die Familie längst Alltag ist: Die Tankstelle von nebenan oder der Hund im Käfig dürfte den Einheimischen kaum mehr auffallen.

Geprägt sind Eichhöfers jüngste Norwegenbilder von einer gewissen Spannung, der man als Außenstehender nie ganz auf den Grund kommt. Noch im Sommer will Eichhörner die komplette Serie von „Papa, Gerd und der Normann“ übrigens als Fotobuch veröffentlichen.

Ausstellung

Fotoforum. Adolf-Pichler-Platz 8, Innsbruck; bis 12, Mai, Di–Fr 15–19 Uhr, Sa 10–13 Uhr.

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