Mehrere Erdstöße im Raum Neunkirchen
Im Raum Neunkirchen haben sich in der Nacht auf Dienstag mehrere Erdbeben ereignet. Das stärkste um 0.57 Uhr hatte laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine Magnitude von 4,4. Die Erschütterungen waren bis nach Wien, ins Burgenland und nach Salzburg zu spüren und rissen viele aus dem Schlaf. Es gab einige Nachbeben. Leichte Schäden an Gebäuden wurden gemeldet. Erst Ende März und Anfang April war das Wiener Becken von Erdbeben heimgesucht worden.
Bis Dienstagnachmittag sind mehr als 14.000 Wahrnehmungsmeldungen aus der Bevölkerung bei der ZAMG via Formular auf der Webseite oder über die App „QuakeWatch Austria“ eingegangen. Auf das Erdbeben der Stärke 4,4 um 0.57 Uhr folgten bis mittags mehr als 20 Nachbeben in der Region Neunkirchen und Wiener Neustadt. Das stärkste davon um 7.16 Uhr wies eine Magnitude von 2,9 auf. Einige Nachbeben wurden von der Bevölkerung ebenfalls bemerkt.
Das Epizentrum des Erdstoßes kurz vor 1.00 Uhr lag vier Kilometer nordöstlich von Neunkirchen in einer der aktivsten Erdbebenzonen Österreichs. Die Erschütterungen wurden laut ZAMG im gesamten Osten der Republik von der Bevölkerung verspürt, besonders stark im südlichen Niederösterreich. Abgesehen vom Epizentrum kamen die meisten Wahrnehmungsmeldungen aus dem Westen Wiens, vor allem aus höheren Stockwerken.
Mit weiteren Nachbeben muss laut Vogelmann gerechnet werden. Darunter können auch erneut spürbare Erschütterungen sein. „Eine Nachbebentätigkeit von zwei bis drei Wochen ist zu erwarten“, sagte der Experte.
Die Region des südlichen Wiener Beckens ist laut ZAMG immer wieder von starken Erdbeben betroffen. Das stärkste der jüngeren Vergangenheit in Ostösterreich vom 16. April 1972 hatte sein Epizentrum bei Seebenstein (Bezirk Neunkirchen) und richtete beträchtliche Schäden an. Mit einer Magnitude von 5,3 wurde damals etwa zehn Mal so viel Energie freigesetzt wie beim aktuellen Erdbeben bei Breitenau am Steinfeld, teilte ZAMG mit.
Das Wiener Becken ist ein geologisch junges tektonisches Einbruchsbecken und Sedimentbecken im Nahtbereich zwischen Alpen, Karpaten und der Pannonischen Tiefebene, informierte die ZAMG. Die Ursache der Bebentätigkeit im Süden der Region ist die horizontale Verschiebung entlang der Mur-Mürztal-Störung, die bewirkt, dass der östliche Krustenteil nach Osten gedrängt wird. Eine markante Tiefenstörung erstreckt sich von Seebenstein über Wiener Neustadt, Ebreichsdorf und Schwadorf nach Marchegg. An den Bruchlinien dieses Störungssystems kommt es durch die kontinuierlichen Verschiebungsraten zu einem Spannungsaufbau, der durch Erdbeben wieder gelöst wird.