Austrofred hat seine Lebensweisheiten in Buchform gegossen

„Fit mit Austrofred“ hießen Mitte der Nullerjahre seine Workout-Videoclips. „Die fitten Jahre sind vorbei“, insinuiert nun - eineinhalb Jahrzehnte später - das jüngste Buch des Freddie-Mercury-Epigonen aus Steyr. Inhaltlich bietet der Champ mit dieser Kompilation seiner Online-Kolumne „Frag den Fred“ wenig Neues. Wer die Texte aber noch nicht kennt, wird sich überzeugen können, dass ihr Schöpfer als goscherter Schwadronierer recht gute Figur macht.

Seit rund zwei Jahrzehnten lebt Franz Adrian Wenzl, Sänger der heimischen Qualitäts-Rockband Kreisky, mit der Bühnenfigur Austrofred seinen offensichtlichen Hang zum exzessiven Trash aus. Als austriakischer Mercury-Wiedergänger kreuzt er - mit Schnauzer, weißer Trainingshose, Jogging High und gelber Uniformjacke aufmunitioniert - Songs von Queen mit Texten bekannter Austropop-Hits. Weil der Austrofred aber ein spartenübergreifendes Gesamtkunstwerk ist, zählen u.a. Fitnesstrainer, Englischkursleiter, TV-Sendungsmacher, Kinoheld und Schriftsteller zu seinen bisherigen Karrierestationen.

Im Februar 2019 startete der künstlerische Tausendsassa dann auf seiner Facebook-Seite die Rubrik „Frag den Fred“. Die Idee in den damaligen Worten ihres Erfinders: „Ihr stellts mir eine Frage, was ihr schon immer über mich oder über euch oder über die Welt wissen wolltets und ich beantworte sie euch dann (vielleicht).“ Dadurch wolle er, der sich angesichts des nahenden 50. Geburtstags in einer „vergleichsweise philosophischen Lebensphase“ vulgo Midlife-Crisis befinde, in einen „ehrlichen, offenen und menschlichen Dialog“ mit seinen Fans treten. Letztere ließen sich nicht lange bitten und verlangten alsbald Auskünfte aller Art.

Exakt 76 - für das Buch teils geringfügig redigierte, teils deutlich erweiterte - Antwortschreiben samt dazugehöriger Fragestellungen aus den vergangenen zwei Jahren versammelt „Die fitten Jahre sind vorbei“ auf knapp 200 Seiten. Da geht es um Zweckdienliches (Arztempfehlung für eine Prostatauntersuchung), Existenzielles (Wie lange es die Menschheit noch geben wird) oder zutiefst Persönliches - etwa Situationen, in denen auch ein „knallharter Typ“ a la Fred gelegentlich weinen muss (Spoiler: am Ende des Films „Cool Runnings“ oder wenn die Briefwaage kaputt geht). Nicht nur für Zitate von Goethe bis Moses, auch für eigene aphoristische Lebensweisheiten ist Platz: „Bildung hat ja noch selten wen davon abgehalten, ein Trottel zu sein.“ Und gegen Ende - man schreibt inzwischen das Jahr 2020 - hält auch das Coronavirus unvermeidlich Einzug in die Austrofred‘schen Überlegungen.

Zu lesen, wie sich der Austrofred im Tonfall eines mit Lebenserfahrung und Hausverstand ausgestatteten Schlawiners, der sein oberösterreichisches Idiom auch im Gedruckten nie verleugnet, jedes Mal wieder zum Welterklären aufschwingt, sich in Rage schreibt oder aus dem Anekdotenreichtum seines Rock‘n Roll-Lebens schöpft, ist ein großes Vergnügen. Umso mehr, als er mit den Fragestellerinnen und Fragestellern bei aller Herzenswärme nicht immer zimperlich umgeht oder zumindest einen Schuss Spott übrig hat. „Wenn da zu Mittag ein Traktor vorbeifährt, dann wars schon ein lauter Tag“, wundert den Fred da zum Beispiel die Lärmempfindlichkeit eines gewissen Fabian aus dem Waldviertel eher nicht.

Mag sein, dass sich der „Show-Gigant“ und bekennende Coupe-Dänemark-Liebhaber nach fünf Lebensjahrzehnten ein wenig Hüftspeck zugelegt hat. Aber das Entertainer-Hirn erfreut sich nach wie vor ungebrochener Fitness. Und dass der Austrofred seine kostenlos abrufbare Online-Kolumnen sich jetzt in Buchform versilbern lassen will, zeigt, dass er auch als Geschäftsmann topp in Form ist.

(S E R V I C E - Austrofred: „Die fitten Jahre sind vorbei“, Czernin Verlag, 192 Seiten, 18 Euro)

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