Erler überrascht in Kitzbühel - Neumayer und Novak out

Der Österreicher-Tag beim Generali Open in Kitzbühel am Dienstag ist mit einem Happy End zu Ende gegangen. Nach Erstrunden-Niederlagen von Lukas Neumayer und Dennis Novak sorgte ausgerechnet Lokalmatador Alexander Erler für eine faustdicke Überraschung und besiegte den an Nummer zehn gesetzten Spanier Carlos Alcaraz, der als frisch gebackener Umag-Turniersieger nach Tirol gereist war. Erler trifft nun am Mittwoch im Achtelfinale auf den Schweden Mikael Ymer.

Der mit einer Wild Card ausgestattete Erler, 337. der Weltrangliste, startete bei seinem Debüt auf der ATP-Tour als klarer Außenseiter fulminant gegen Alacaraz, immerhin die Nummer 55 der Welt. Der Kufsteiner versuchte lange Rallyes gegen den Spanier zu vermeiden, attackierte dessen zweite Aufschläge und nutzte immer wieder seine Vorhand zu direkten Punkten. Die Strategie hatte zunächst Erfolg: Erler breakte Alcaraz zum 3:2 und dann - nach einem Rebreak - mit zwei tollen Vorhandpunkten zum 6:5. Seinen ersten Satzball nutzte der 23-jährige Lokalmatador zum 7:5.

Im zweiten Durchgang zeigte Alcaraz, warum er als der derzeitige Shootingstar gilt. Der an Nummer zehn gesetzte 18-Jährige aus Murcia übernahm das Kommando, spielte druckvoll, zwang Erler vermehrt zu Fehlern und erspielte sich schnell eine 5:0-Führung. Im Eilzugtempo ging der Satz mit 6:1 an den Spanier. Satz drei zeigte teils hochklassige Rallyes auf Augenhöhe, die das Publikum von den Plätzen holten. Beim Stand von 2:1 nutzte Erler seine Breakchance zum 3:1 und wehrte im anschließenden Aufschlagspiel zwei Breakbälle ab. Bei 5:2-Führung erarbeitete sich der Tiroler bei Aufschlag Alcaraz einen Matchball, den er unter tosendem Jubel der Fans auch verwertete. Nach 2:09 Stunden Matchzeit hieß es 7:5,1:6,6:2 für Erler.

Der Schützling von Wolfgang Thiem, dessen Sohn Dominic verletzungsbedingt in Kitzbühel fehlt, sprach danach angesichts seines Überraschungscoups vom „bisher besten Tag seiner Karriere“. „Ich bin einfach nur glücklich. Danke an mein Team. Ich bin bereit für Runde zwei morgen“, so Erler nach der Partie und fügte an: „Ich bin hier um zu gewinnen.“ Die nächste Chance dazu hat er gegen den Schweden Ymer, der ihm nicht ganz unbekannt ist: „Ich kenne ihn von den Futures. Ich habe sicherlich wieder gute Chancen, es heißt aber voll angreifen.“

Auch der erst 18-jährige Neumayer feierte seine Premiere im Hauptbewerb auf der Tour. Gegen den Spanier Mario Vilella Martinez musste er sich nach großem Kampf mit 7:6(4),5:7,4:6 geschlagen geben. Neumayer kämpfte sich im ersten Satz nach einem 2:4-Rückstand zurück und hatte im Tiebreak nach dem dritten Satzball das bessere Ende. Im zweiten Durchgang ließ der ÖTV-Spieler bei 1:0 zwei Breakchancen aus, während der deutlich routiniertere Weltranglisten-167. seinem Gegner zum 6:5 den Aufschlag abnahm und dann ausservierte. Auch im dritten Satz hatte Neumayer Chancen, um die Vorentscheidung herbeizuführen. So führte er mit Break 2:0 und vergab bei 4:3 zwei Breakchancen.

Das rächte sich in der Folge, zwei Matchbälle konnte die Nummer 980 der Welt zwar noch abwehren, den dritten ließ sich Vilella Martinez, der es nun mit dem topgesetzten und zum Auftakt mit einem Freilos ausgestatteten Norweger Casper Ruud zu tun bekommt, nicht mehr entgehen. „Ich habe einige Male dumme Entscheidungen getroffen, hätte cleverer spielen können. Drum hat er am Ende gewonnen“, resümierte Neumayer im ServusTV-Interview. Trotzdem konnte er nach überstandener Qualifikation auch positiv bilanzieren. „Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich in den Hauptbewerb komme, hätte ich das genommen.“ Nun will Neumayer bei Futures in Österreich wieder ins Turniergeschehen einsteigen.

Kurz war hingegen der Auftritt von Österreichs Nummer zwei, Dennis Novak. Der 27-Jährige musste sich nach nur 58 Minuten gegen den Italiener Gianluca Mager mit 4:6,0:6 geschlagen geben. Im ersten Satz kassierte Novak Breaks zum 1:2 und 4:5, das zweite dürfte für den Niederösterreicher der Knackpunkt im Match gewesen sein. Zuvor hatte er nach einem 1:3-Rückstand auf 4:3 gestellt, nur um den Satz dann doch noch mit 4:6 abzugeben.

Im zweiten Satz gelang Novak nichts mehr, er kassierte sofort ein Break und konnte in der Folge weder bei seinen Aufschlagspielen noch bei jenen des Italieners reüssieren. Mager verwertete seinen ersten Matchball zum Sieg. Ein enttäuschter Novak verabschiedete sich wortlos vom Publikum.

Auch zur obligatorischen Pressekonferenz erschien der Schützling von Günter Bresnik nicht. Ein Statement lieferte der Veranstalter: „Bis 4:4 im ersten (Satz) war es eigentlich ganz okay, da habe ich dann auch meine Chancen gehabt. Aber im Großen und Ganzen habe ich schlecht serviert, schlecht retourniert für meine Verhältnisse.“ Er habe nach der guten letzten Woche ein „bisserl zu viel erwartet“. „Das ist einfach in die Hose gegangen.“ Er werde jetzt einmal trainieren und „auf mein Baby warten“, so der werdende Vater. „Ich werde dann erst wieder im September Turniere spielen.“ Novak wird demnach auf ein Antreten bei den US Open verzichten.

Am Mittwoch greifen die Topgesetzten ins Turniergeschehen ein, darunter die Nummer eins des Turniers, Casper Ruud. Der Norweger hat zuletzt die Turniere in Baastad und Gstaad gewonnen und warnt vor Gegner Vilella Martinez: „Ich denke nicht, dass ich unschlagbar bin. Gegen Martinez wartet eine toughe Partie. Er ist ein guter Sandplatzspieler.“

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