Raketenstart nach Zwischenfall bei ISS abgesagt

Nach achttägiger Reise ist ein russisches Forschungsmodul an der Internationalen Raumstation ISS angekommen - nach dem Andocken gab es jedoch einen kleinen Zwischenfall. Die Triebwerke des Moduls seien „versehentlich und unerwartet“ angefeuert worden und hätten die ISS um 45 Grad aus ihrer regulären Flugbahn verschoben, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA am Donnerstag per Twitter mit. Danach wurde ein für Freitag geplanter weiterer Raketenstart abgesagt.

Durch einen Notfalleinsatz habe die ISS aber wieder in ihre reguläre Flugbahn zurückgebracht werden können. Die Besatzung sei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen und die ISS und alle Systeme an Bord funktionierten normal. Allerdings verlor die NASA für fast eine Stunde die Kontrolle über die Position der Station im All. In der Folge brach auch der Kontakt zur Crew für elf Minuten ab.

Zuvor war das Forschungsmodul „Nauka“ (Wissenschaft) wie geplant an dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe angedockt, wie eine Live-Übertragung der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos gezeigt hatte. Für die Fertigstellung sind nun mehrere Außeneinsätze russischer Kosmonauten geplant.

Nach dem Zwischenfall teilte die NASA mit, dass sie den für Freitag geplanten Start eines „Starliner“-Raumschiffs von der Firma Boeing zur ISS zunächst auf unbestimmte Zeit verschiebe. Mit dem unbemannten Testflug soll die Grundlage dafür geschaffen werden, dass mit dem „Starliner“ künftig Astronauten zur Raumstation transportiert werden können.

Eigentlich sollte das schon längst passieren, doch beim ersten Test im Dezember 2019 hatte es das Raumschiff nicht in den Orbit und zur ISS geschafft, unter anderem wegen eines Problems mit der automatischen Zündung der Antriebe. Die Verschiebung „gibt dem Team der Internationalen Raumstation Zeit, Tests am neu eingetroffenen „Nauka“-Modul von Roskosmos fortzusetzen und sicherzustellen, dass die Station für die „Starliner“-Ankunft bereit ist“, hieß es weiter.

„Nauka“ soll am russischen Teil der Station das ausgediente Modul „Pirs“ (Anlegestelle) ersetzen, das kürzlich abgedockt und im Pazifik versenkt wurde. Als Mehrzweckmodul ist „Nauka“ vorrangig für die Forschung gedacht. Das Modul, das vor rund einer Woche an Bord einer Trägerrakete von Kasachstan aus ins All geschossen wurde, soll aber auch als Mannschaftsquartier mit eigenem Lebenserhaltungssystem dienen. Es misst 13 mal 4,11 Meter und wiegt mehr als 20 Tonnen.

Eigentlich sollte „Nauka“ schon 2007 ins Weltall gebracht werden. Probleme hatten aber immer wieder zu Verzögerungen geführt. Das letzte Modul hatte Russland vor elf Jahren zum Außenposten der Menschheit geschickt.

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