Djokovic erinnert Zverev vor Duell: „Geht auch um Nerven“

Olympiasieger Alexander Zverev weiß ganz genau, was im Halbfinal-Duell der US Open gegen Novak Djokovic auf ihn zukommt. „Du musst perfekt sein, ansonsten wirst du nicht gewinnen“, sagte der Deutsche nach seinem souveränen 7:6(8),6:3,6:4 gegen Lloyd Harris aus Südafrika. Gut neun Stunden später zog Djokovic in der Nacht auf Donnerstag mit einem beeindruckenden 5:7,6:2,6:2,6:3 gegen Matteo Berrettini nach - und schickte erste kleine Nadelstiche in Richtung Zverev voraus.

„Ich kenne sein Spiel sehr gut, er spielt sehr gut. Aber noch mal: Halbfinale. Da geht es auch um Nerven. Schauen wir, was passiert“, sagte Djokovic. Wie bei den Olympischen Spielen vor sechs Wochen treffen die beiden am Freitag auf großer Tennis-Bühne aufeinander. Und wieder geht es für beide um enorm viel.

Der eine - Zverev - will nach Olympia-Gold endlich den ersten Titel bei einem Grand Slam. Der andere - Djokovic - hat davon schon 20, wäre mit einem weiteren alleiniger Rekordhalter und, noch wichtiger, hätte mit einem Sieg in New York den Grand Slam. Das bedeutet: Alle vier Grand Slams eines Jahres. Melbourne, London, Paris und New York. Das gab es zuletzt 1969. Die Fragen dazu blockt der Serbe mittlerweile - auch als Selbstschutz - ab. „Ich weiß, es ist da, aber ich will mich nur auf das nächste Spiel konzentrieren. Wenn ich zu sehr darüber nachdenke, belastet mich das mental.“

In das Match können Zverev und Djokovic jeweils mit berechtigtem Selbstvertrauen gehen. Zverev hat die vergangenen 16 Partien alle gewonnen, nach Gold in Japan holte er auch den Titel beim Vorbereitungsturnier in Cincinnati. Er ist so gut wie wohl noch nie. Dass er Djokovic auf dem Weg zum Turniersieg aus dem Weg räumen muss, war bereits nach der Auslosung das wahrscheinlichste Szenario. Dass er es kann, weiß er seit Tokio, auch wenn es im direkten Duell noch immer 6:3 für den Serben steht. „Ich fühle mich als der erste Spieler, der ihn in diesem Jahr in einem sehr großen Match geschlagen hat“, sagte Zverev nun. „Das gibt dir etwas.“ Er hat zudem etwas länger Pause und ist deutlich kürzer auf dem Platz gestanden.

Aber Djokovic ist trotzdem der Favorit, daran ließ seine Leistung gegen Berrettini keinen Zweifel. Nach dem 5:7 im ersten Satz spielte der Serbe so, wie er in diesem Jahr eben spielt: Nahezu nicht bezwingbar. Der Italiener war gut, seine Aufschläge waren hart und präzise - dennoch brachte Djokovic sie wieder und wieder zurück ins Feld. „Ich habe mein Tennis auf ein anderes Level gehoben. Das waren die drei besten Sätze, die ich in einem Turnier gespielt habe, ganz sicher“, sagte Djokovic. Im Finale wartet der Sieger aus Felix Auger-Aliassime (CAN) gegen Daniil Medwedew (RUS).

Im Frauen-Turnier stießen - wieder einmal - unbekannte Namen bis in die Vorschlussrunde vor. Die Britin Emma Raducanu, 18, ist nach ihrem Sieg gegen die wesentlich erfahrenere Belinda Bencic nun die erste Qualifikantin überhaupt, die ins Halbfinale von Flushing Meadows vorgestoßen ist. Sie bekommt es mit der Griechin Maria Sakkari (WTA 18) zu tun, die Karolina Pliskova 6:4,6:4 aus dem Weg räumte. Es könnte ein Teenie-Finale geben. Denn im anderen Halbfinale steht in Leylah Fernandez eine erst 19-jährige Kanadierin. Ihre Gegnerin ist die als Nummer zwei gesetzte Mitfavoritin Aryna Sabalenka (23) aus Belarus.

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