Integrationsministerin Raab startet „Österreich-Tour“

Auf Basis zweier aktueller Studien zu Zusammenhalt und Spaltung startet Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) im Oktober eine „Österreich-Tour“. Im Rahmen der Gesprächsreihe „Integration vor Ort“ will sie in Gemeinden mit Menschen ins Gespräch kommen, erklärte Raab bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Dabei wolle sie unter anderem erörtern, wie Wertevermittlung verbessert und das Zugehörigkeitsgefühl Geflüchteter gestärkt werden kann. Start der Tour ist in Salzburg.

Auf ihrer Reise will Raab „ein realistisches Bild von Integration zeichnen“ und - basierend auf den zwei vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) beauftragten und am Dienstag präsentierten Studien - sowohl die „Sonnen- als auch die Schattenseiten“ abseits der großen Städte aufzeigen.

So sollen etwa „ehrenamtliche Projekte, die sich positiv auf Integration auswirken, vor den Vorhang geholt werden“. Der erste ÖIF-Forschungsbericht vom September 2020 unter dem Titel „Zusammenhalt und Spaltung“ habe schließlich gezeigt, dass „die Menschen in Österreich Hilfsbereitschaft und gegenseitige Unterstützung für den Zusammenhalt in der Gesellschaft als wichtig erachten“, begründete die ÖVP-Politikerin.

Verbesserungsbedarf ortete Raab indes im Hinblick auf geflüchtete Frauen. „Wir müssen Frauen mit Migrationshintergrund stärken und gegen patriarchale Ehrkulturen ankämpfen“, betonte sie und verwies auf den zweiten Forschungsbericht zum Thema „Heimat und Zugehörigkeit“, in den zwei Befragungswellen vom August 2018 und September 2020 unter jeweils 1.000 Personen einflossen. 96 Prozent der Befragten fanden, dass Zugewanderte sich an die Werte und Gebräuche Österreichs anpassen müssen.

Sozialwissenschafter Rudolf Bretschneider, der die Studienergebnisse präsentierte, unterstrich die Wichtigkeit einer „gemeinsamen Grundvorstellung gesellschaftlicher Ordnung“ als Voraussetzung für die „Anerkennung und den Respekt anderer Kulturen“. 62 Prozent der Studienpopulation nähme Migration „als größte Gefahr für kulturelle Identität wahr“, merkte der Wissenschafter an. Weitere Gefahren sahen die Befragten im Islam, die Sorge um die kulturelle Identität des Landes trieb mehr als die Hälfte der Befragten um.

„Wer unsere Werte nicht akzeptiert, wird sich mit der Integration schwertun“, leitete Raab ab. Im niederschwelligen Austausch mit Bürgermeistern, Integrationsbeauftragten und Bürgern wolle sie auf ihrer „Österreich-Tour“ deshalb erörtern, wie „Wertevermittlung vor Ort gelingen und verbessert werden kann“. Bretschneider empfahl unterdessen „das Verbindende vor das Trennende zu stellen“.

Der Austausch in den Gemeinden soll zur Stärkung eines „Wir-Gefühls“ führen, setzte sich Raab zum Ziel. Menschen mit Migrationshintergrund sollen sich in Österreich heimisch fühlen, denn nur so könne „Integration gelingen, und Parallelgesellschaften vermieden“ werden.

Auf die Frage, was es ausmache, Österreicher zu sein, antworteten 69 Prozent der Befragten, dass es wichtig sei, Österreich als Heimat zu empfinden, zitierte Bretschneider. Nur sechs von zehn Studienteilnehmern nannten die Staatsbürgerschaft als Kriterium. Selbst in Österreich geboren zu sein, war für lediglich 40 Prozent ausschlaggebend. „Ich möchte, dass Geflüchtete auch mit dem Herzen in Österreich ankommen“, schloss Raab bezugnehmend auf die Studienergebnisse.

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