Von Monaco gelernt: Sturm braucht „Mega-Leistung“ gegen PSV
Auf Sturm Graz wartet in der Fußball-Europa-League die nächste schier unnehmbare Hürde. Nach der AS Monaco geht es am Donnerstag (18.45 Uhr/live ORF 1 und Sky) zu Hause gegen die PSV Eindhoven, die Niederländer sind laut Papierform deutlich über die Grazer zu stellen. Vor mit 15.000 Zuschauern bestens gefülltem Haus will Sturm aber den „Flow“ aus den nationalen Erfolgserlebnissen nutzen und aus dem in Monaco Erlebten gelernt haben.
„Dass wir Monaco, PSV und Real Sociedad an die Wand spielen, wird es nicht geben“, stellte Christian Ilzer am Tag vor der Partie klar. „Wenn sich aber etwas anbietet, müssen wir die Chance ergreifen und zuschlagen.“ Der Sturm-Coach sprach von einem „absoluten Highlight-Spiel“ und einer „Mega-Leistung“, die gegen den von 800 Fans vor Ort unterstützen niederländischen Topclub vonnöten sein wird. „Auch wenn wir in der Gruppe immer krasser Außenseiter sind, müssen wir in jedes Spiel gehen, dass wir uns zutrauen, zu punkten.“
Nach der Partie vor zwei Wochen im Fürstentum durchlief Sturm einen Lernprozess. „Wir haben dort eine Dominanz erlebt, wie wir sie davor noch nie erlebt haben“, meinte Ilzer über das 0:1 gegen Monaco rückblickend. Anführen konnte Ilzer die darauffolgenden Resultate. 5:0 gegen die WSG, 4:0 im Cup in Hohenems und zuletzt 3:0 bei Rapid. Sturm ist in der Liga der erste und einzige wirkliche Salzburg-Verfolger. „Ich habe in diesen Spielen bereits Dinge gesehen, die wir uns vorgenommen haben, sie umzusetzen.“ Am besten nun auch gegen PSV.
In den Reihen des Gegners stehen zwei Akteure, die Graz-Liebenau kennen. Trainer ist Ex-Salzburg-Meistermacher Roger Schmidt, in der Abwehr spielt seit Sommer der von Österreichs Serienmeister geholte Andre Ramalho. Der Brasilianer kennt Sturm aus jüngerer Vergangenheit. „Alleine in diesem Jahr habe ich viermal gegen sie gespielt. Ich weiß genau, wie gut sie sind. Sie hatten eine sehr gute letzte Saison und sind in diesem Flow geblieben. Wir können ein sehr schweres Spiel erwarten“, meinte Ramalho vor dem Abflug nach Graz. Rechtsverteidiger Phillipp Mwene ist Wiener, ging aber schon in jungen Jahren nach Deutschland und spielt ebenfalls seit Sommer für PSV.
Schmidt war die Freude über seine Österreich-Rückkehr am Mittwoch anzumerken. „Ich hatte eine fantastische Zeit in Salzburg.“ Für drei Punkte in Graz brauche es eine kämpferische und läuferische Topleistung. „Die Grazer spielen einen intensiven Fußball mit einer klaren Idee und haben letzte Saison zweimal gegen Red Bull Salzburg gewonnen. Das sagt schon etwas aus“, sagte der Deutsche. Man habe eine schwere Gruppe erwischt. „Aber nicht nur wegen Monaco und Sociedad, auch weil Sturm ein schwieriger Gegner ist. Sturm Graz hat zugegebenermaßen das geringste Budget, dann kommen aber schon wir.“
Die 1913 als Werksverein des Philipps-Konzerns gegründete Spielvereinigung startete mit einem 2:2 gegen Sociedad in die Europa League. Nach einem blendenden Start in die Saison kam der Club zuletzt ins Straucheln. Vier Siegen in den ersten vier Runden folgte ein 0:4 gegen Feyenoord Rotterdam, am vergangenen Wochenende setzte es mit einem 1:2 gegen Willem II die zweite Saisonniederlage. Aktuell ist PSV auf Platz vier der Tabelle. Vorne weg ist wieder Ajax Amsterdam. Der Rückstand von PSV auf den regierenden Champion betrug am Ende der vergangenen Saison stolze 16 Punkte.
Ilzer sieht die jüngsten Rückschläge des Kontrahenten als nicht aussagekräftig. Er erinnerte daran, dass PSV in der Champions-League-Qualifikation erst im Play-off knapp an Benfica Lissabon scheiterte. Gegen Willem II habe der niederländische Vizemeister ein Torschussverhältnis von 26:4 gehabt. „Wir werden gefordert sein, in allen Phasen des Spiels ans Limit zu gehen“, meinte der Sturm-Trainer. Er kann wieder auf Jakob Jantscher zurückgreifen, der gegen Rapid mit Magenkrämpfen vom Platz musste. Kelvin Yeboah sorgte laut Ilzer für eine Schrecksekunde im Training. „Es hat kurz wie eine Muskelverletzung ausgesehen. Ich denke, es dürfte alles in Ordnung sein.“
Dass die Eindhovener schlagbar sind, bewies der LASK in der vergangenen Saison beim 4:1-Heimsieg in der Europa League. Für Sturm gab es in bisher sechs Duellen mit niederländischen Clubs jedoch wenig zu holen. Bei vier Niederlagen gingen die Grazer nur einmal - beim Last-Minute-2:1 (2000) in der Champions League mit zwei Elfertoren von Markus Schopp - als Sieger vom Platz. Das jüngste Aufeinandertreffen mit Ajax endete 2018 in der Champions-League-Qualifikation 0:2 (a) und 1:3 (h). Gegen PSV hat Sturm noch nie gespielt.
Schmidts Spielphilosophie hat sich nicht verändert. PSV setzt auf Gegenpressing und eine offensive Herangehensweise. Der Blick auf den Kader lässt das Offensivpotenzial erahnen. Als Spielgestalter hat der deutsche Weltmeister Mario Götze (29) in Eindhoven wieder in die Spur gefunden. Mittelstürmer ist der personifizierte Österreich-Schreck Eran Zahavi. Sein Ersatzmann Carlos Vinicius stürmte vergangene Saison für Tottenham in der Premier League. Die am höchsten gehandelte Aktie fehlt: Der 19-jährige Flügelstürmer Noni Madueke, dessen Marktwert bereits bei 40 Mio. Euro liegen soll, fällt aufgrund einer Muskelverletzung aus.