Impffortschritt in EU zuletzt sehr unterschiedlich

Die Durchimpfung gegen Covid-19 hat sich in der EU sehr unterschiedlich entwickelt. Während Portugal die Rate von Anfang August bis Ende September von 59 auf 85 Prozent steigerte, legte Österreich nur von 51 auf 60 Prozent zu. Es gebe unterschiedliche Gründe dafür, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Freitag bei einem Treffen mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in Wien. Falschinformationen müssten bekämpft und Zielgruppen angesprochen werden.

Es gebe nicht die eine Antwort zur Erhöhung der Durchimpfung in einzelnen Mitgliedsstaaten, erläuterte Kyriakides auf Nachfrage. In zwei Wochen sei ein Treffen mit Epidemiologen aus verschiedenen EU-Ländern geplant, um unter anderem dieses Thema zu besprechen. „Wir müssen Falschinformationen mit klaren Aussagen bekämpfen“, forderte sie jedenfalls. Sie lobte zudem den Ansatz in Österreich, die „Impfung zu den Bürgern zu bringen und nicht nur darauf zu warten, dass die Menschen in die Impfzentren kommen“, sagte sie bei einem Besuch der Impfstraße im Austria Center Vienna. „Österreich hat bisher 71 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahren gegen Covid geimpft. Das ist durchaus ein Erfolg“, betonte Kyriakides.

Neben Portugal mit einer Steigerung um 26 Prozentpunkte auf 85 Prozent Vollimmunisierung in der Gesamtbevölkerung seit Anfang August legte auch dessen Nachbar Spanien von 58 auf 78 Prozent deutlich zu. In Dänemark gab es ebenfalls ein Plus um 20 Prozentpunkte auf 75 Prozent Impfrate und Schweden steigerte sich von vergleichsweise niedrigen 42 noch deutlicher auf 65 Prozent, zeigt eine APA-Auswertung von Zahlen der Plattform „Our World in Data“.

„In manchen Ländern haben wir bei der Durchimpfung ein Plateau erreicht“, merkte die EU-Gesundheitskommissarin an. In Ungarn waren Anfang August 57 Prozent vollständig gegen Covid geimpft, Ende September waren es mit 59 Prozent kaum mehr. Rumänien hält bei weniger als 30 Prozent Impfrate, Bulgarien bei unter 20 Prozent. Es brauche aber in der ganzen EU noch mehr Impfungen, das nächste Ziel seien 70 Prozent der gesamten EU-Bevölkerung zu impfen, kündigte Kyriakides an.

„Aufklärung ist der Schlüssel“, sagte Mückstein zu Falschmeldungen, die kursieren. Jeder könne dabei einen Beitrag leisten, es brauche etwa auch die Mithilfe der Bürgermeister und der Hausärzte, betonte Mückstein. Die Impfung wirkt und ist sicher, „das sind Fakten“, versicherte der Minister und Mediziner. Mehr als sechs Milliarden Dosen seien weltweit verimpft und mehr als 2,6 Milliarden Menschen voll immunisiert. Vorliegende Daten - auch aus Österreich - belegen die Sicherheit und Wirksamkeit. Jene 36 Prozent, die hierzulande ungeimpft sind, machen über 90 Prozent der symptomatischen Erkrankungen aus, erläuterte Mückstein.

Die Coronavirus-Pandemie ist ein globales Problem, das nur gemeinsam gelöst werden kann, betonten Mückstein und Kyriakides. Österreich hat laut Mückstein bisher mehrere Millionen Impfdosen und Impfbesteck an Länder wie den Libanon, Tunesien, Bosnien-Herzegowina und den Iran gespendet. Die Politiker kündigten die Stärkung der EU-Gesundheitsagenturen EMA und ECDC sowie die Schaffung einer neuen Behörde zur Krisen- und Katastrophenbekämpfung an. Damit soll die EU auf künftige gesundheitliche Herausforderungen besser vorbereitet sein. Die EU-Behörde zur Vorsorge von Gesundheitskrisen (HERA/Health Emergency Preparedness and Response Authority) soll Anfang 2022 voll einsatzfähig sein.

Auch gegen Krebserkrankungen in der EU „können wir viel mehr gemeinsam machen“, sagte Kyriakides. Krebs werde bis 2035 die Haupttodesursache in der EU sein, erläuterte die EU-Gesundheitskommissarin.

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