Liechtenstein Palais plant wieder regelmäßig Ausstellungen
Es sind „Begegnungen“, die gleichsam ein Wiedersehen darstellen: Das Wiener Gartenpalais der Fürstenfamilie Liechtenstein lädt ab dem heutigen Montag wieder für ein paar Wochen Besucherinnen und Besucher zu einer Ausstellung. Noch heute trauern Kunstfreunde dem Ende 2011 eingestellten regulären Museumsbetrieb im Schloss nach - der nun teilweise wiederkehrt. „Es ist ein kleiner Neubeginn“, unterstrich Johann Kräftner, Direktor der Fürstlichen Sammlungen, vor Journalisten.
Konkret wird es bereits ab dem nächsten Jahr jeweils von 1. bis 31. März eine Sonderausstellung geben, die von Interessenten bei freiem Eintritt und auf Wunsch auch ohne Voranmeldung und Führung besichtigt werden kann. Den Auftakt im März 2022 macht in den Damenappartements im Erdgeschoß eine Schau, die Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein zum 250. Todestag gewidmet sein soll. 2023 sollen nach jetzigem Stand die fürstlichen Bronzen zu Ehren kommen, so Kräftner. In jedem Falle gehe es nicht um reine Sammlungspräsentationen, setzt man doch auch auf große Leihgaben. Entsprechend hoch sei das finanzielle Engagement der Fürstenfamilie, wie der Direktor betont: „Das ist ein philanthropisches Projekt.“
Zunächst einmal verkürzt nun aber die gegen Obolus zugängliche Ausstellung „Begegnungen“ die Wartezeit, bei der Mythologie, Landschaft und Porträt Hand in Hand gehen. Anlass ist hier das 100-jährige Bestehen der Privatbank des Fürstenhauses LGT. Dabei müssen sich Freunde der Malerei sputen, ist die Schau doch nur bis 1. November zu sehen - aber die Eile lohnt sich.
Abgesehen von der sehenswerten Präsentation von rund 50 Arbeiten in den drei Damenappartements ist auch die Kollektion in den darüberliegenden Galerien neu gestaltet und strahlt weiterhin das Flair einer Privatsammlung, weniger eines Museumsbetriebes aus. Man ist dabei geblieben, in den Galerien den Kunstwerken keine analogen Beschriftungen beizustellen, „weil ich der Meinung bin, dass es einer fürstlichen Galerie nicht würdig ist, diese Dinge mit Labels zu versehen“, so Kräftner.
Dafür heißt es, in den virtuellen Raum ausweichen, wo die Fürstensammlung dafür in neue Dimensionen vorstößt. Als Kooperationspartner der ETH in Zürich ist man Early Adopter der Artifact App. Mit dieser frei zugänglichen App für Android und Apple werden Basisinfos bereitgestellt, wobei das langfristige Ziel ist, den Großteil der Sammlung hier zu erschließen.
Die wirklichen Qualitäten offenbart Artifact aber bei der Ausstellungen zu ebener Erde. Hier gehen die Möglichkeiten über Basisinfos, eingesprochene Beiträge oder Hintergrundmaterial weit hinaus. So bietet die App, die 2022 kommerziell auf den Markt kommen soll, ein ganzes Wunderwerk an Augmented-Reality-Spielereien. So kann der Besucher oder die Besucherin Maria de Tassis auf Anthonis van Dyks Porträt andere Kleider anziehen, einen Bergweg bei Joos de Mompers „Gebirgslandschaft“ im Zoom nachvollziehen, Swipe-Vergleiche mit Kopien anstellen oder sich einblenden lassen, was heute anstelle des von Jakob Alt gemalten, später abgetragenen „Dreifrontenhauses“ in der Wiener Innenstadt steht. Eine Begegnung mit der Zukunft.
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