Bundesheer-Einsatz im Irak in der Schwebe

Mehrere Monate nach einem Angebot an die NATO hängt der geplante Bundesheer-Einsatz im Irak weiter in der Schwebe. Wie das Verteidigungsministerium der APA auf Anfrage mitteilte, sei das österreichische Interesse „noch nicht abschließend beantwortet (worden) und daher kann auch noch keine Entscheidung erfolgen“. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hatte im Juli gesagt, Österreich sei zur Entsendung von „mindestens zehn - bei Bedarf auch mehr“ Soldaten bereit.

Die NATO hatte bereits im Februar bekanntgegeben, ihren Irak-Einsatz schrittweise von 500 auf 4.000 Soldaten aufzustocken. Dabei will auch Österreich mitmachen. Die künftige Ausrichtung und allfällige Erweiterung der Mission sei auch von politischen Entscheidungen nach der Parlamentswahl und der Bildung einer neuen Regierung im Irak abhängig, erläuterte Ministeriumssprecher Michael Bauer. Österreich würde sich „grundsätzlich“ mit „Beratungspersonal“ beteiligen, wobei man aufgrund der jahrzehntelangen Beteiligung an UNO-Einsätzen am Golan (Syrien) und im Libanon über eine entsprechende „Expertise und Akzeptanz“ verfüge.

SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer hatte die Irak-Pläne Tanners am Wochenende kritisiert. „Sich der verfehlten Außenpolitik der USA anzuschließen, ist einem neutralen Land weder würdig noch zuträglich“, schrieb Laimer in einer Aussendung. Ministeriumssprecher Bauer hielt dem entgegen, dass eine Beteiligung am Irak-Einsatz „in der langen, außenpolitischen Tradition Österreichs und unserem besonderen Nahe- und Vertrauensverhältnis“ mit den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens stehe. Gerade nach dem Abzug der internationalen Gemeinschaft aus Afghanistan sei „jede Form der Unterstützung des Irak zur Verbesserung seiner Sicherheitsstruktur umso bedeutender“, um die voranschreitende Destabilisierung der Region zu verringern.

Österreich sei „nicht ausdrücklich von den USA dazu ersucht“, sich an der Irak-Mission zu beteiligen, sagte Bauer auf eine entsprechende Frage. Das mögliche Engagement sei aber mit mehreren Partnern im Voraus besprochen worden, so der Sprecher unter Verweis auf die NATO-Partnerschaft für den Frieden (PfP), der Österreich seit dem Jahr 1995 angehört.

Laimer hatte auch kritisiert, dass Österreich derzeit nur mit einem Vertreter an der Sonderbeobachtungsmission (SMM) der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Ukraine beteiligt ist. Österreich sollte sich „wesentlich stärker in der OSZE-Beobachter-Mission in der Ukraine einbringen“, so der Oppositionsabgeordnete. Nach OSZE-Angaben vom November stellte Österreich fünf der 660 Beobachter, auf der Homepage des Bundesheeres wird aktuell ein Soldat angeführt.

Bauer betonte, dass Österreich im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates bis zu zehn Personen in die Ukraine entsenden könne. „Die tatsächliche Stärke richtet sich nach dem Bedarf der OSZE. Das Personal wird von der OSZE ausgewählt“, unterstrich der Sprecher. Er verwies auch darauf, dass sich das Bundesheer an verschiedenen anderen OSZE-Initiativen wie etwa in Moldau oder Montenegro beteilige. Mit Blick auf eine mögliche Aufstockung der österreichischischen Beteiligung an der OSZE-Ukraine-Mission meinte Bauer, es liege „zur Zeit eine wesentliche Ressourcenbindung im Inland vor“.

Während das Bundesheer jüngst seine Präsenz in Mali auf 70 Soldaten aufgestockt hat, versieht der Großteil der Auslandssoldaten weiterhin auf dem Westbalkan seinen Dienst, wo die politischen Spannungen jüngst wieder deutlich zugenommen haben. In Bosnien-Herzegowina sind aktuell 175 Soldaten im Einsatz, im Kosovo 273. „Eine Aufstockung der Kräfte (...) ist von österreichischer Seite derzeit nicht vorgesehen“, so Bauer. Aufgrund des Reservekonzepts von EU bzw. NATO stünden aber „jederzeit Reserven, teilweise auch unter signifikanter Beteiligung Österreichs, zur Verfügung, die in den Einsatzraum verlegt werden können“. Die Lage an Ort und Stelle werde permanent beobachtet und beurteilt.