Russland verliert in Sportwelt Ansehen und wohl auch Events

Die russische Invasion der Ukraine ist von der internationalen Sport-Gemeinschaft am Donnerstag scharf verurteilt worden. Zusätzlich kündigen sich auch erste Konsequenzen in der Welt des Sports an, die vor allem Russland als Ausrichterland betreffen. So wird die UEFA Wladimir Putins Heimatstadt St. Petersburg ziemlich sicher das für den 28. Mai geplante Finale der Fußball-Champions-League entziehen. Der Beschluss wird für Freitag erwartet, allerdings noch kein Ersatzort.

Man behandle die Situation „mit außerordentlicher Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit“, versicherte die UEFA und kündigte Beschlüsse am nächsten Tag an. Der Dachverband erklärte seine Solidarität mit der Fußball-Gemeinde in der Ukraine, man reiche den Ukrainern die Hand. Die UEFA sei besorgt über die Sicherheitslage in Europa und verurteile die russische Invasion auf das Schärfste. In Großbritannien kursieren Meldungen über einen Austragungsort in England.

Mehr als fraglich ist die Durchführung des WM-Play-off-Spiels zwischen Russland und Polen am 24. März in Moskau. Die Verbände aus Polen sowie Schweden und Tschechien, den zwei möglichen Final-Gegnern um ein WM-Ticket, haben ihre Weigerung angekündigt, in Russland anzutreten. Bereits eingestellt wurde der Spielbetrieb im ukrainischen Fußball. Clubs wie Sorja Luhansk oder Schachtar Donezk, die aus den bereits seit 2014 von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebieten der Ostukraine kommen, trainieren und spielen schon seit mehreren Jahren nicht mehr in ihrer Heimat.

Als Folge von Russlands Angriff wird der deutsche Zweitligist Schalke 04 nicht mehr mit dem Schriftzug seines russischen Hauptsponsors Gazprom auflaufen. „Mit Blick auf die Ereignisse, Entwicklung und Zuspitzung der vergangenen Tage“ habe sich der Club dazu entschieden, hieß es in der Mitteilung. Stattdessen werde „Schalke 04“ auf der Brust der Trikots stehen.

Der Ski-Weltverband FIS will die für das Wochenende geplanten zwei Weltcup-Veranstaltungen in Russland durchführen. Das Präsidium des Österreichischen Skiverbandes beschloss in einer Dringlichkeitssitzung aber einstimmig, keine Athletinnen und Athleten mehr nach Russland oder in die Ukraine zu entsenden. Das Ski-Cross-Team, das sich derzeit in Sunny Valley in Russland aufhält, wurde umgehend nach Österreich geholt. Beim Aerials-Weltcup in Jaroslawl ist der ÖSV nicht vertreten. Auch der Deutsche Ski-Verband teilte mit, die Ski-Cross-Nationalmannschaft rasch heimzuholen. Im März sind weitere FIS-Weltcups in Russland geplant, so jene der Skispringerinnen in Nischnij Tagil und Tschaikowski, im Aerial in Moskau und im Langlauf in Tjumen.

Im Gegensatz dazu wurde nach Beginn der Militäroperation Russlands in der Ukraine das Weltcupfinale der Naturbahnrodler in Moskau umgehend abgesagt. Die Teams wurden aufgefordert, Russland sofort zu verlassen. Um 16.30 Uhr landeten die Athleten des österreichischen Nationalteams mit einer AUA-Maschine von Moskau kommend am Flughafen Wien.

In der Ukraine werden in diesem Jahr zwar keine internationalen Großveranstaltungen im Sport ausgetragen, Auswirkungen hat die Krise möglicherweise aber auf viele europäische Wettbewerbe. Geplante Qualifikationsspiele der Basketball-WM der Männer und der Handball-EM der Frauen in der Ukraine sind bereits verlegt worden. In Russland stehen deutlich mehr Veranstaltungen im Sportkalender. Verlegt wurden etwa drei Spiele in der Basketball-Euroleague mit Beteiligung russischer Vereine. Highlights sind auch die WM der Volleyballer, die Kurzbahn-WM der Schwimmer und der Formel-1-Grand-Prix.

Noch ist nicht klar, ob am Schwarzen Meer in Sotschi gefahren wird. Am Donnerstagabend waren erste Beratungen der Rennställe und des Motorsport-Weltverbands FIA vorgesehen. Schon festgelegt hat sich Sebastian Vettel. „Meine Meinung ist, dass ich dort nicht hin sollte und ich werde es auch nicht. Ich finde es falsch, in diesem Land zu fahren“, sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister. Der Deutsche werde den aktuell noch für Ende September geplanten Grand Prix von Russland boykottieren.

Was der Kriegsbeginn für die Paralympics in Peking bedeutet, ist noch nicht absehbar. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) verwies auf die Olympische Waffenstillstandsresolution. „Sie fordert die Einhaltung des Olympischen Waffenstillstands sieben Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele am 4. Februar 2022 bis sieben Tage nach Ende der Paralympischen Winterspiele am 21. März“, teilte das IPC mit. Die Resolution wurde von 193 Mitgliedstaaten auf der 76. UN-Generalversammlung einvernehmlich angenommen. Das Internationale Olympische Komitee teilte mit, man sei „zutiefst besorgt“ über die Sicherheit der olympischen Gemeinschaft in der Ukraine.