Kämpfe um Städte in Ukraine - Fluchtkorridore eingerichtet

Ukrainische lokale Behördenvertreter haben in der Nacht auf Donnerstag aus mehreren Städten Beschuss gemeldet. Nach Angaben der ukrainischen Armee auf Facebook wehren die eigenen Streitkräfte die russischen Truppen derzeit jedoch ab und halten diese zurück. In manchen Einsatzgebieten hätten die russischen Einheiten ihre Kampfkraft verloren. Am Donnerstag wird es nach ukrainischen Angaben wieder sieben Fluchtkorridore für Zivilisten geben.

Russische Flugzeuge hätten die Umgebung der nordostukrainischen Großstadt Sumy bombardiert, schrieb der Gouverneur der Region Sumy, Dmytro Schywyzkyj, auf Telegram. In der Stadt Ochtyrka südlich von Sumy seien erneut Wohngebiete beschossen worden. Es gebe zudem Informationen, dass dort auch eine Gasleitung getroffen worden sei. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Die russische Armee arbeite weiter daran, Kiew zu umzingeln und verstärkte auch ihre Einheiten rund um die südukrainische Großstadt Mykolajiw, hieß es seitens der Ukraine weiter. Angriffe gebe es auch in der Region Charkiw im Osten des Landes zudem auf die Stadt Isjum und die nahen Dörfer Petrivke und Hruschuwacha.

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau bisher 2.911 Einrichtungen der militärischen Infrastruktur in der Ukraine zerstört. Die russische Armee habe auch die Kontrolle über einige Viertel in der belagerten Stadt Mariupol am Asowschen Meer übernommen, sagt der Sprecher des Ministeriums, Igor Konaschenkow, russischen Nachrichtenagenturen zufolge.

In der Ukraine sollen am Donnerstag sieben Fluchtkorridore für die Zivilbevölkerung geöffnet werden. Darunter sei auch Mariupol, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk. Drei Fluchtkorridore gibt es in der Region Sumy im Nordosten des Landes. Den dritten Tag in Folge können Zivilisten die von russischen Truppen belagerte Stadt Sumy verlassen. Es gelte wieder eine örtliche Feuerpause, teilt Gouverneur Schywyzkii mit. Auch die nahe gelegenen Siedlungen Krasnopillja und Trostjanez würden evakuiert. Am Mittwoch waren laut Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Ukraine mindestens 35.000 Zivilisten über humanitäre Korridore in Sicherheit gebracht worden.

Bei dem mutmaßlich russischen Angriff auf eine Geburtsklinik im ukrainischen Mariupol am Mittwoch sind nach Angaben des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt drei Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sei auch ein Kind, sagte Vizebürgermeister Sergej Orlow am Donnerstag dem britischen Sender BBC. Ukrainische Behörden hatten zuvor mitgeteilt, bei dem Angriff seien 17 Menschen verletzt worden, darunter auch Schwangere.

Die Ukraine macht Russland für den Angriff verantwortlich. Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter ein Video, das völlig verwüstete Räume der Klinik zeigen soll. Selenskyj warf Russland vor, in der Ukraine Völkermord zu begehen. Der Kreml in Moskau kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. „Wir werden unser Militär fragen, weil wir keine genauen Informationen darüber haben, was dort passiert ist“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa wies die Bombardierung zurück und warf der Ukraine „Informationsterrorismus“ vor.

Der Angriff auf die Klinik hatte international für Entsetzen gesorgt. Der Angriff sei „entsetzlich“, schrieb UNO-Generalsekretär António Guterres bereits am Mittwoch auf Twitter. Zivilisten zahlten den höchsten Preis für einen Krieg, der nichts mit ihnen zu tun habe. Der Vatikan nannte die Attacke „inakzeptabel“. Die US-Regierung sprach von einem „barbarischen“ Angriff. Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zeigte sich erschüttert und erklärte, dass die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen durch die Kämpfe in Mariupol die medizinische Versorgung von Menschen zunehmend erschwert.

Russland hat wiederholt erklärt, in seinem von ihm so genannten militärischen Sondereinsatz ausschließlich militärische Ziele anzugreifen. Nach Darstellung eines Beraters des ukrainischen Präsidenten Selenskyj hat Russland allerdings seine Taktik geändert, nachdem der Vormarsch seiner Truppen sich verlangsamt hat. Nun würden Zivilisten angegriffen, sagt Olexii Arestowytsch.

Die ukrainische Armee soll unterdessen binnen 24 Stunden sechs Mal Ziele in der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk (LNR) beschossen haben. Das berichtete die russische Agentur TASS mit Berufung auf Vertreter der LNR. Demnach wurde bei dem Beschuss mindestens eine Zivilistin in der Stadt Pervomajsk verletzt. Zudem seien eine Gasleitung und eine Stromleitung beschädigt, in der Folge nun zwei Dörfer ohne Strom.

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