Fotoschau von Filmduo Tizza Covi und Rainer Frimmel in Graz
In einer Ausstellung der Grazer Camera Austria in Zusammenarbeit mit der Diagonale sind unter dem Titel „Über die Ränder“ Fotoarbeiten von Tizza Covi und Rainer Frimmel zu sehen. Normalerweise ist das Duo für seine Filmarbeiten bekannt, mit denen die beiden schon vier Mal bei der Diagonale Hauptpreise gewonnen haben. Die Fotos wurden bisher kaum gezeigt, daher „freuen wir uns, dass wir die Archive aufmachen durften“, meinte Tizza Covi bei einer Presseführung am Freitag.
„Fotografie ist für uns immer Mittel, in fremde Welten einzudringen“, erläuterte Rainer Frimmel. Die Schau umfasst großformatige Fotos von Wiener Lokalen, öffentliche und private Räume in Kaliningrad, Schwarz-Weiß-Porträts von Menschen aus dem Zirkus und kleine Fotos von Kindern, ebenfalls aus Kaliningrad. Diese Stadt sei „ein Stück Russland mitten in Europa“, meinte Frimmel. Die Fotos dort entstanden 1999, dem Jahr vor Putins Machtergreifung. „Es war eine Aufbruchsstimmung spürbar, aber auch die Furcht, sich über Politik zu äußern“, schilderte der Filmemacher. Die Kinder auf den Fotos seien „heute vielleicht Soldaten, die im Krieg verheizt werden“.
„Es geht um gesellschaftliche Randgebiete“, erläuterte Reinhard Braun, künstlerischer Leiter der Camera Austria. Die Fotos seien gleichermaßen „persönlich und objektiv“. Ausgrenzungen gelingen niemals vollständig, über Bilder oder Sprache drängen sie wieder zurück ins Bewusstsein. So zeigen die Zirkusbilder Menschen, die keine Gelegenheit haben, sesshaft zu werden und die gleichzeitig eine gewisse Verachtung gegenüber den dauerhaft Angesiedelten hegen. „Für die Leute, die das Wanderleben betreiben, sind wir Sesshaften eher das Ziel von Spott und Häme“, beschrieb es Covi.
Die Bilder von Wiener Lokalen zeigen die abgenutzten, oft tristen Örtlichkeiten samt ihren Besuchern, ohne sie jedoch als soziales Elend darzustellen. Covi und Frimmel bildeten auch private Räume in Kaliningrad ab, außerdem einen Friseurladen - verlassen, aber nicht trostlos. „Wir wollen alles sammeln, das Machen ist uns wichtiger als das Zeigen“, betonte Tizza Covi. Spannend auch die bunten Fotos vom amerikanischen Bronx Zoo in New York, die in starkem Kontrast zu den Schwarz-Weiß-Fotos stehen. Auf den Zoobildern ist nur leere Landschaft zu sehen, die Tiere fehlen.
„Für uns als Diagonale war es eine Herzensangelegenheit. Das Fotoschaffen von Tizza Covi und Rainer Frimmel ist keineswegs nur ein Appendix zu den Filmen“, betonte Diagonale-Intendant Sebastian Höglinger. Im Rahmen des Filmfestivals werden heuer in der Reihe „Zur Person“ die Kinofilme des Duos zu sehen sein.
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