Handelspolitik

Waffenstillstand im Handelskrieg: China und USA besiegeln Abkommen

US-Präsident Donald Trump und Chinas Vizepremier Liu He nach der Unterzeichnung.
© SAUL LOEB

Rechtzeitig zum US-Wahljahr einigen sich Peking und Washington auf ein erstes Handelsabkommen. Viele Probleme bleiben damit weiter bestehen. Doch vorerst ist keine weitere Eskalation zu befürchten. Und Trump feiert sich als Sieger.

Washington – Die USA und China haben nach fast zweijährigem Handelsstreit ein Teilhandelsabkommen zur Beilegung ihres Konflikts unterzeichnet. US-Präsident Donald Trump und der chinesische Vize-Regierungschef Liu He setzten am Mittwoch bei einer Zeremonie im Weißen Haus in Washington ihre Unterschriften unter das Dokument.

Die US-Regierung betrachtet den Vertrag als die erste Phasen eines umfassenden Handelsabkommens.

Trump sprach von einem "bedeutenden Schritt" für ein künftiges "historisches Handelsabkommen" zwischen beiden Ländern. "Heute korrigieren wir die Fehler der Vergangenheit."

Chinas Präsident Xi Jinping, der nicht persönlich anwesend war, ließ in einem Grußwort erklären: "Der Abschluss ist gut für China, für die Vereinigten Staaten und die ganze Welt." China sei bereit, seine Zusammenarbeit mit den USA auf der Basis gegenseitigen Respekts weiter zu vertiefen, erklärte er einer Übersetzung zufolge weiter.

Experten sehen in dem Abkommen eher einen Waffenstillstand als einen umfassenden Friedensvertrag.

China kauft in USA für 200 Mrd. Dollar zusätzlich ein

Mit der sogenannten "Phase Eins"-Vereinbarung sagt China zu, mehr US-Güter zu importieren und geistiges Eigentum zu respektieren. Peking soll demnach über zwei Jahre zusätzlich US-Güter im Wert von 200 Mrd. Dollar (rund 180 Mrd. Euro) kaufen.

Rund 75 Milliarden der zusätzlichen Importe sollen US-Angaben zufolge auf Industrieprodukte entfallen, mindestens 40 Milliarden US-Dollar auf Agrarprodukte. Das würde US-Landwirten zugutekommen - einer wichtigen Gruppe für Trump mit Blick auf die Wahl im November.

Im Gegenzug verzichteten die USA bereits im Dezember auf die Verhängung angedrohter neuer Strafzölle auf Konsumgüter im Wert von 150 Mrd. US-Dollar. Zudem zog Washington den Vorwurf zurück, dass China seine Währung manipuliere, um sich im internationalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen. Weitere strittige Themen sollen erst in einer zweiten Phase des Handelsabkommens geklärt werden.

US-Finanzminister Steve Mnuchin drohte allerdings nur Stunden vor Unterzeichnung der Vereinbarung, Trump könne jederzeit neue Zölle verhängen, sollte Peking sich nicht an die Vereinbarungen halten.

Vieles bleibt ungeklärt

Viele schwierige Themen werden in dem Teilhandelsabkommen nicht geklärt, etwa die massiven Subventionen für chinesische Staatsunternehmen und der erzwungene Technologietransfer.

Trump betonte am Mittwoch, die Strafzölle gegen China, die nicht im Zuge des "Phase Eins"-Abkommens gesenkt werden, würden bis zu einem Abschluss des zweiten Abkommens bestehen bleiben. Er kündigte zudem an, bald nach China reisen zu wollen. Ein Datum nannte der Präsident nicht.

Die Trump-Regierung liefert sich seit fast zwei Jahren mit China einen erbitterten Handelsstreit, der auch die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zieht. Trump wirft China unfaire Handelspraktiken zulasten von US-Unternehmen und den Diebstahl geistigen Eigentums vor. Er hatte deshalb eine Strafzollspirale in Gang gesetzt, die inzwischen einen großen Teil der Importe aus China in die USA betrifft. Peking reagierte mit Gegenzöllen.

Die Unterzeichnung der Vereinbarung vom Mittwoch bedeutet eine deutliche Entspannung in dem Handelsstreit.

Der Text des Abkommens der zwei größten Volkswirtschaften wurde nicht unmittelbar veröffentlicht. China verpflichtet sich darin, seine Importe aus den USA deutlich zu erhöhen. Zudem soll der Vertrag Probleme beim Schutz von geistigem Eigentum und den von China erzwungenen Technologietransfers lösen. Auch sollen US-Finanzdienstleister besseren Zugang zum Chinas Markt bekommen.

EU reagiert zurückhaltend

Die Europäische Kommission hat zurückhaltend auf das Handelsabkommen reagiert. Man nehme das Übereinkommen zur Kenntnis, sagte ein Kommissionssprecher am Mittwoch in Brüssel.

"Die EU unterstützt Initiativen, die zur Marktöffnung beitragen und Spannungen im Handel abbauen, so lange sie die multilateralen Handelsregeln respektieren und keinen übermäßigen Wettbewerbsnachteil für EU-Unternehmen schaffen", sagte der Sprecher. Ob die Kommission das bei dem Abkommen zwischen den USA und China für gegeben hielt, ließ die Kommission zunächst offen.

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach in Berlin von einer guten Nachricht, dass die USA und China ihre Handelskonflikte nicht weiter eskalierten. Das Teilabkommen sei ein erster wichtiger Schritt, schwelende Handelskonflikte schadeten der gesamten Weltwirtschaft. "Wir brauchen weniger und nicht mehr Zölle. Dafür setzen wir uns auch in den Verhandlungen zwischen der EU und den USA ein." (APA/dpa/AFP)