Studie

Herdenschutz in Tirol wäre aufwändig und sehr teuer

Maßnahmen gegen Beutegreifer lassen sich auf Almen schwer umsetzen. Landesrat Josef Geisler denkt über gezielte Abschüsse von Wölfen nach.

Von Benedikt Mair

Innsbruck – Herdenschutz in Tirol wäre kostspielig und mit großem Aufwand verbunden. Und auf vielen Almen gar nicht umzusetzen. Zu diesem Schluss kommt eine vom Land beauftragte Machbarkeitsstudie. Demnach ließen sich Schafe und andere Weidetiere hierzulande nur schwer vor großen Beutegreifern schützen. Der zuständige Landesrat Josef Geisler (ÖVP) will auch deshalb die Möglichkeit der gezielten Abschüsse von Wölfen andenken.

Auf vier Almen und einer Vorweide im Oberland und in Osttirol haben das Schweizer Institut Agridea und das Tiroler Büro Alpe untersucht, inwiefern dort Herdenschutzmaßnahmen realisiert werden können. Eine „knifflige Frage“ hätten sie zu beantworten gehabt, sagt Daniel Mettler. Er ist Mitarbeiter von Agridea und einer der Studienautoren. Zwei Aspekte seien bei der Erhebung wichtig gewesen: „Einmal die technische Machbarkeit, wie etwa Zäunbarkeit oder topografische Voraussetzungen. Außerdem haben wir uns auch den sozioökonomischen Faktor, sprich die Kosten, angesehen.“ Nur bei einer der Almen wären die technischen Maßnahmen problemlos umzusetzen, bei einer immerhin noch machbar. Im restlichen alpinen Gelände sei Herdenschutz, technisch gesehen, schwierig bis unmöglich, erklärt Simon Moser vom Büro Alpe. „Die zusätzlichen Kosten pro Schaf liegen zwischen elf und 80 Euro.“

Auf 400 Almen weiden in Tirol rund 68.000 Schafe. „Im Jahr 2019 sind durch große Beutegreifer 58 Tiere zu Schaden gekommen“, berichtet Landesrat Geisler. Seiner Meinung nach gehe es bei der Diskussion um den Herdenschutz aber nicht um nackte Zahlen, sondern darum, „dass die Schafbauern verunsichert sind“. Er kündigte an, in Tirol einen Pilotversuch starten zu wollen. Auf ausgewählten Almen sollen Herdenschutzmaßnahmen getestet werden. Wann und wo, sei noch unklar. Geisler will aber auch, dass über den Schutzstatus von Wölfen und „die Anpassung von Entnahmemöglichkeiten“ diskutiert wird. Bei 30.000 Tieren in Europa sei der Wolf „nicht mehr vom Aussterben bedroht“.

Die Reaktionen auf den Denkanstoß des Landesrates fallen gemischt aus. Während Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger konkrete Richtlinien für legale Abschüsse auf Landesebene „unumgänglich“ findet, hagelt es von der Umweltschutzorganisation WWF Kritik. „Abschussfantasien zu bedienen, ist keine Hilfe“, meint WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.

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