Sturz von Walther sorgte für Ärger in Igls: "Auslauf nicht mehr zeitgemäß"
Während einige Bobpiloten über den veralteten Auslauf im Igler Eiskanal schimpften, kämpfte der Tiroler Benjamin Maier mit Verletzungsproblemen. Nun ist auch der WM-Start in Gefahr.
Von Benjamin Kiechl
Innsbruck – Es sind Bilder, die man im Olympia-Eiskanal nicht sehen will. Im Finaldurchgang geriet der postgelbe Viererbob von Nico Walther (GER/Platz vier) am Sonntag beim Weltcup in Igls nach der Zieldurchfahrt in Schräglage und stürzte in der Kurve nach der Ziellinie um. In rasantem Tempo (im Viererbob werden bis zu 130 km/h erreicht) schlitterten die Piloten in einem wilden Ritt durch den Auslauf und kamen erst ganz am Ende zum Stillstand. Die Fans hielten den Atem an, Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert.
Als Pilot Nico Walther mit Schulterschmerzen aus dem Zieltunnel kam, schimpfte er wie ein Rohrspatz und machte wild gestikulierend seinem Ärger Luft. „Der Auslauf ist viel zu kurz, im Training hatten hier sieben Fahrer große Probleme“, gab der deutsche Vize-Olympiasieger von Pyeongchang erbost zu Protokoll. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn die Athleten bei diesem Höllentempo mit den Köpfen die Bande touchieren.
Umbau scheiterte bislang an Grundeigentümern
Dass im Auslauf Handlungsbedarf besteht, bestätigte auch Österreichs Bobcheftrainer Wolfgang Stampfer. „Der Zielauslauf mit einer Kurve ist nicht mehr zeitgemäß, das Tempo ist noch höher als früher.“ Ein Umbau des für Olympia 1976 errichteten Eiskanals, der eigentlich zu den leichtesten im Weltcup zählt, sei notwendig. Ein gerader Zielauslauf in Richtung des Kreisels scheiterte bisher jedoch an den Grundeigentümern. Stampfer: „Eine schwierige Situation, da muss man sich etwas überlegen.“
Neben dem Sturz sorgten die Deutschen mit dem Sieg von Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich für ein Ausrufezeichen. Der 29-Jährige schaffte nach seinem Doppelsieg in La Plagne auch in Igls das Double und siegte mit 0,33 Sekunden Vorsprung vor Europameister Johannes Lochner (GER).
Der Traum von einem Top-sechs-Platz für Österreich verpuffte bereits im ersten Durchgang: „Ich habe vor dem Start ein leichtes Ziehen im Oberschenkel gespürt und wollte im Hinblick auf die WM in ein paar Wochen nichts riskieren“, sagte Bob-Hoffnungsträger Benjamin Maier, der sitzend in den Bewerb starten musste. Mehr als Platz 13 war da nicht mehr drin. „Schade, dass das ausgerechnet zuhause vor Familie und Freunden passiert.“ Der Rumer Maier, dem schon länger eine Muskelfaserverletzung im Oberschenkel zu schaffen macht, musste gestern als Vorsichtsmaßnahme zur MRT-Untersuchung. Sein Start nächste Woche in Königssee scheint fraglich.