Baumanns Piefke-Saga soll in Kitzbühel Erfolgsstory werden
Bei seinem Heimrennen in Kitzbühel soll dem Neo-DSV-Athleten Romed Baumann die große Stunde schlagen. Für seinen Teamkollegen Josef Ferstl ist der Tiroler gar „Geheimfavorit".
Kitzbühel – Romed Baumann bestreitet am Samstag seine erste Kitzbühel-Abfahrt als Teammitglied des Deutschen Ski-Verbands. Im vorigen Jahr durch die ÖSV-Trainer um einen Start gebracht, will der Doppelstaatsbürger unbedingt zeigen, dass mit ihm noch zu rechnen ist. „Ich glaube, er fährt ein bissel mit Wut im Bauch“, verriet DSV-Kollege Josef Ferstl. „Es ist noch immer ein Heimrennen“, betonte Baumann.
Geboren ist Baumann vor fast genau 34 Jahren in St. Johann in Tirol, wenige Kilometer von Kitzbühel entfernt, aufgewachsen im Biathlon-Hotspot Hochfilzen. Am Fuße des Hahnenkamm stand er 2012, beim fünften und letzten Triumph des Schweizer Rekordsiegers Didier Cuche, sogar einmal als Zweiter auf dem Podest. Danach fuhr er 2015 als Siebenter noch einmal in die Top Ten. Bei seinem bisher letzten Einsatz verpasste er 2018 als 31. knapp die Punkteränge.
Im Jahr 2019 fiel er um seine Heimrennen um. Denn in der österreichischen Mannschaft gab es gemäß Trainerentscheid weder in Super-G noch in Abfahrt einen Platz für den Tiroler. Doch nach der Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft und dem Wechsel des Verbands fährt Baumann nun im Zebra-Outfit des Nachbarlands und hat neue Motivation geschöpft. Das soll idealerweise in Kitzbühel augenscheinlich werden.
Baumann für Ferstl „Geheimfavorit"
Für Mannschaftskollege Ferstl gilt Baumann sogar als Geheimfavorit. „Weil er sehr heiß ist“, meinte der Super-G-Sieger von 2019. „Letztes Jahr ist er gar nicht gefahren. Da haben sie ihn nicht starten lassen, und das hat ihn extrem gewurmt.“ Im Abschlusstraining am Donnerstag fuhr der DSV-Neuzugang mit Startnummer 30 auf den achten Rang. „So gut bin ich im Training hier noch nie da gestanden“, sagte Baumann, der mit einer Deutschen verheiratet ist und zwei kleine Töchter hat.
Der familiäre Hintergrund war auch die Ursache, warum er im Frühjahr so schnell in den Besitz eines deutschen Passes kam. Da er das Dokument beim FIS-Kongress Ende Mai in Dubrovnik vorlegen musste, um den Verbandswechsel zu finalisieren, musste es aber auch schnell gehen. Den österreichischen Pass durfte Baumann behalten. „Man kann den Antrag stellen, das habe ich gemacht. Dann geht es um besondere Verdienste für die Republik Österreich, dann kann es bewilligt werden“, führte er aus.
Gegen seine alte sportliche Heimat gibt es von Baumann kein Nachtreten. „Der ÖSV hat mir keine Steine in den Weg gelegt. Ich habe gefragt und gesagt, dass ich weiterfahren möchte. Der Andi (Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher; Anm.) hat mir im Februar eigentlich schon kommuniziert gehabt, dass ich in der kommenden Saison keinen Kaderstatus mehr haben werde. Dann habe ich mir überlegt, was meine Optionen sind“, berichtete er.
Nicht richtig anfreunden kann sich hingegen Ferstl mit der Vorgehensweise des ÖSV. „Wie das abgelaufen ist, ist für mich nicht ganz in Ordnung. Das Leistungsprinzip in Österreich ist natürlich sehr hoch, das ist halt einfach extrem. Ich finde halt, der Romed hat schon sehr viel gezeigt und sehr viel gemacht für Österreich.“
Trotzdem freue er sich aber über den Zuwachs im Team. „Romed ist ein cooler Typ. Es ist nicht so einfach, in ein fremdes Team zu kommen. Aber er hat es kapiert, sich einzubringen“, sagte Ferstl. „Er fühlt sich, glaube ich, bei uns sehr wohl, und wir sind froh, dass er dabei ist. Wenn er schnell Ski fährt, ist es schlussendlich nur gut für uns. Er nimmt keinen Startplatz weg, er ist eine Bereicherung für das Team.“