80. Hahnenkammrennen

Jansrud jubelt nach Triumph im Super-G: "Kitz ist wie eine Droge"

Hurra die Gams! Aleksander Aamodt Kilde (NOR, 2. Platz), Kjetil Jansrud (NOR, 1. Platz) und Matthias Mayer (AUT, 2. Platz) wurden im Kitzbüheler Zielgelände gefeiert.
© APA/Expa

Der Norweger Kjetil Jansrud hat im ersten Rennen des Hahnenkamm-Wochenendes in Kitzbühel erstmals seit 14 Monaten wieder im Ski-Weltcup triumphiert. ÖSV-Ass Matthias Mayer genoss die Stimmung nach seinem zweiten Platz.

Kitzbühel - Weil es immer Spaß mache, mit einem Österreicher in Kitzbühel auf dem Podium zu stehen, genoss Kjetil Jansrud als Super-G-Sieger in der Gamsstadt vor Matthias Mayer und Aleksander Aamodt Kilde die abendliche Siegerehrung auch voll. Der Norweger triumphierte erstmals nach 14 Monaten wieder im Weltcup, der Abfahrts-Weltmeister war auf der Suche nach der Harmonie gewesen.

Im Vorjahr brach sich Jansrud im ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel zwei Finger, musste die Rennen auslassen und kehrte zwei Wochen später bei der WM in Aare zurück. Dort gewann er die Goldmedaille in der Abfahrt vor Svindal, der damit die Karriere beendete.

"Kitzbühel ist wie eine Droge"

Es sei aber kein Gefühl der Genugtuung, die er jetzt verspüre, nach dem Vorfall im letzten Jahr, es sei einfach Freude, denn das letzte Mal, dass er in Kitzbühel ganz oben stand, war 2015. "Ich hoffe, dass es nicht wieder fünf Jahre dauert. Aber es ist etwas, das ich wirklich, wirklich noch einmal erleben wollte. Kitzbühel ist wie eine Droge. Die Aufmerksamkeit, die du bekommst, die Menge, der Jubel, das ist etwas, das du niemals wieder vergessen wirst", meinte der Gewinner von nun 23 Weltcuprennen.

Super-G-Sieger Kjetil Jansrud mit der goldenen Gams
© EXPA/JOHANN GRODER

Für Jansrud hatte sich in Hinblick auf diese Saison einiges verändert, seine Head-Markenkollegen im Team waren ihm abhandengekommen. Aksel Lund Svindal ging in Pension, mit dem Freund hatte er sich aus einem Ski-Pool bedient, getestet, ausgetauscht, nach dem Gefühl beim Fahren gefragt. Kilde verließ Head und vertraut nun auf Atomic, womit im Training direkte Set-Up-Vergleiche nicht mehr möglich sind. "Es gibt keinen mehr zu fragen. Das macht es schwieriger", sagte der 34-jährige Jansrud im Gespräch über die Anlaufschwierigkeiten in dieser Saison.

Jetzt müsse er viel mehr auf sein eigenes Gefühl vertrauen. Es sei auch nicht am Material gelegen, sondern an ihm. "Es ist zu 95 Prozent ich. Man kann als Athlet nicht sagen, dass man wegen dem Ski nicht gewonnen hat." Das Vertrauen komme dann mit den Ergebnissen wieder, aber das dauere. "Aber eine meiner guten Eigenschaften ist, dass ich Geduld habe. Ich lasse das alles auch nicht so an mich ran. Man weiß, manchmal kommt eine Chance aus dem Nichts. Die musst du nehmen."

Das Wichtigste sei, hart zu arbeiten. Jetzt laufe es gut, er fühle sich wieder sehr gut, stabil, erklärte der Super-G-Olympiasieger von 2014. "Skifahren umfasst so viele Parameter, ein paar Millimeter hier, ein paar Millimeter da. Ich habe versucht, die - nennen wir es Harmonie in meinem Skifahren - wieder zu finden."

Auch in der Abfahrt gehe es in eine gute Richtung, da war er diese Saison über Rang acht noch nicht hinausgekommen. "Ich fühle mich viel wohler, schauen wir mal am Samstag. Aber ich finde, dass ich jetzt eine Plattform habe, dass ich richtig gut und schnell Skifahren kann." Er sei kein Favorit, aber wahrscheinlich einer der ersten Außenseiter.

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Mayer: "Druck für mich einfach sehr hoch

Bei den Heimrennen der österreichischen Ski-Herren in Kitzbühel ist die Erwartungshaltung eine andere. "Wenn man in Österreich ein Rennen fährt, ist der Druck für mich einfach sehr hoch", gab Olympiasieger Matthias Mayer am Freitag zu. "Die Leute erwarten sich ein Podium, erhoffen sich einen Sieg." Nachdem er im Super-G mit Platz zwei abgeliefert hatte, war der Genussfaktor daher besonders hoch.

Matthias Mayer jubelte bei der Siegerherung über Platz zwei.
© EXPA/JOHANN GRODER

Es war der erste Bewerb der 80. Hahnenkammrennen, Mayer schwang nach seiner Fahrt mit Startnummer 11 mit Bestzeit ab. "Das Gefühl war schon riesig. Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob es wirklich reicht, weil mir ist ein bisschen vorgekommen, dass ich über die Hausbergkante ein bisschen zu spitz war und dass es nicht ganz optimal war. Dann bin ich ins Ziel und habe wirklich drei Zehntel Vorsprung gesehen, die Menge hat gejubelt", erzählte der Sportler vom SC Gerlitzen.

Danach fiel ein gewaltiger Druck ab. Er spüre die Erwartungen der Fans und der Öffentlichkeit natürlich, betonte Mayer. "Ich habe es mir aber natürlich selber auch erwartet, dass ich auf das Podest fahre, beziehungsweise dass ich um den Sieg mitfahre. Wie ich das gesehen habe und den Jubel, da hab ich mir gedacht, jetzt muss ich es einfach einmal richtig genießen", berichtete er. "Genieße den Moment, lehne dich zurück", habe er sich also gesagt. Und das dann auch getan.

Das Hochgefühl blieb auch noch, als zunächst der Norweger Aleksander Aamodt Kilde seine Bestzeit egalisierte und später dessen Landsmann Kjetil Jansrud mit Nummer 19 noch 16 Hundertstelsekunden schneller war. Denn damit war der Stockerlplatz so gut wie in trockenen Tüchern.

Für den 29-jährigen Mayer, der im Spezial-Weltcup die Führung von Vincent Kriechmayr übernahm, war es schon der dritte zweite Platz in einem Kitzbühel-Super-G und insgesamt der fünfte Podestplatz in dem Rennen. Vor drei Jahren hatte er den Super-G gewonnen. "Ich mag es hier. Ich mag es, voll zu attackieren. Das habe ich heute gemacht und auch die letzten Jahre. Es war ein tolles Rennen, und ich bin sehr glücklich, mit diesen zwei am Podium zu sein."

Sein Missgeschick nach dem Start habe ihn letztlich nicht viel Zeit gekostet. "Ich habe einen guten Speed gehabt, speziell über die Seidlalm und den Lärchenschuss. Es war ein enges Rennen, Kjetil war schneller. Ich gratuliere ihm", gab sich Mayer bei der Pressekonferenz fair.

Podestplatz am Samstag ist Mayers großes Ziel"

Danach war für den Kärntner Kräftesparen angesagt, um für die Abfahrt am Samstag bestens gerüstet zu sein. Ein Podest bei dem großen Klassiker fehlt Mayer ja noch. "Es ist da herunter wirklich eine Challenge. Es ist nicht umsonst die gefürchtetste Abfahrt in der Weltcup-Saison, man muss sehr konzentriert reingehen in das Ganze."

Seine bisher beste Platzierung ist ein achter Rang, den fuhr er 2017 heraus. "Es ist schon mein großes Ziel, dass ich auf das Podest fahre morgen in der Abfahrt. Ich habe es eigentlich immer probiert, es ist mir noch nie gelungen." Wichtig sei, einen kühlen Kopf zu bewahren. "Ich glaube, man darf sich auch nicht zu viel beflügeln lassen, sondern man muss schon wissen, was zu tun ist am Samstag und genau das abspulen." (TT.com, APA)

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