Deutschland

Angriff vor Spielhalle: Passanten schauten brutaler Entführung tatenlos zu

In der deutschen Stadt Hagen beobachten mehrere Zeugen einen Angriff auf einen jungen Mann. Dieser wird bewusstlos gewürgt und in ein Auto geladen. Trotzdem wählt keiner der Passanten den Notruf. Das könnte für sie Folgen haben. Die Ermittlungen führen ins Rockermilieu.

Die Polizei nannte es erschreckend", dass niemand den Notruf gerufen hat.
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Hagen – Ein 22-Jähriger ist in Hagen vor den Augen mehrerer Zeugen auf offener Straße misshandelt und entführt worden - offenbar ohne Hilfe zu bekommen. Es sei „erschreckend", dass bei dem Vorfall vor einer Spielhalle in der Ruhrgebietsstadt niemand eingegriffen oder die Polizei verständigt habe, teilten die Beamten mit. Auf Videomaterial von Überwachungskameras sei zu sehen, wie der 22-Jährige in den Schwitzkasten genommen und bis zur Ohnmacht gewürgt worden sei. Bewusstlos wurde das Opfer dann von mehreren Personen in ein Auto gehievt und weggefahren.

Der 22-Jährige habe ausgesagt, im Wagen mit einem Messer bedroht und in das Vereinsheim eines örtlichen Motorradklubs gebracht worden zu sein. Dort habe ein 23 Jahre alter Tatverdächtiger dem Mann eine Pistole in den Rücken gedrückt und 4000 Euro bis zum nächsten Tag gefordert. „Der Geschädigte war nach eigenem Bekunden mit den Beschuldigten in Drogengeschäfte verwickelt und hatte daraus Schulden, die man versuchte einzutreiben", hieß es.

Mindestens fünf untätige Zeugen

Aus Angst wandte sich der 22-Jährige schließlich an die Polizei und erstattete Anzeige wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Der 23-Jährige, der Mitglied des Motorradklubs sein soll, und ein weiterer Tatverdächtiger im Alter von 26 Jahren kamen in Untersuchungshaft.

Es werde nun auch geprüft, ob man gegen Beobachter des Geschehens am 15. Jänner Strafverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung einleite. Es sei von mindestens fünf untätigen Zeugen auszugehen, womöglich gebe es noch weitere, hieß es. Die Passanten schauten demnach zumindest zeitweise dem Geschehen zu, ohne einzugreifen oder die Polizei zu alarmieren. (dpa)

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