Arbeitsmarkt

Tourismusbranche sucht „ständig“ nach Personal

Gastronomie und Hotellerie suchen – wie andere Branchen – Mitarbeiter. Überregionale Arbeitsvermittlung soll ein Schlüssel sein.
© kzenon

Von Cornelia Ritzer

Wien – Der Facharbeiter­mangel im Tourismus dominiert die Schlagzeilen – wieder einmal. WKÖ-Branchensprecherin Petra Nocker-Schwarzenbacher will aber nicht von einem „Mangel“ sprechen, denn „ein Mangel ist negativ behaftet“. Vielmehr gebe es in der Tourismusbranche Rekorde bei den Nächtigungen, aber auch bei den Mitarbeiterzahlen. „Und wir können diesen Bedarf zunehmend nicht abdecken“, so die Interessenvertreterin. Die Lage sei ernst: Es gebe einen „permanenten Druck“, Gastronomen und Hoteliers seien „ständig auf der Suche“ nach Mitarbeitern.

Die offenen Stellen im Tourismus – 49.403 vorgemerkten Arbeitslosen standen November 2019 österreichweit 8221 offene Stellen gegenüber – sind aktuell ein Argument in der Debatte um die geplante Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln bei der Arbeitsvermittlung (siehe rechts). Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich für einen „noch strengeren Vollzug“ beim Arbeitslosengeld ausgesprochen. Es gehe darum, „Menschen, die in Ostösterreich arbeitslos sind – gerade wenn sie hier nicht verwurzelt sind, wie Asylberechtigt­e, die erst kurz da sind“ – in Westöster­reich zu beschäftigen. Hintergrund der Debatte sind die regionalen Unterschiede am Arbeitsmarkt. Während es etwa in Wien vier arbeitslose Köche auf eine freie Stelle gibt, gibt es in den westlichen Bundesländern einen Überhang an freien Stellen. Die Ausarbeitung eines „neuen Kriterienkatalogs“ bei der überregionalen Vermittlung des AMS ist außerdem im türkis-grünen Regierungprogramm festgeschrieben.

Die Touristiker wollen dies­e Themen „nicht vermischen“, betont Nocker-Schwarzenbacher, auch wenn sie „in einer gewissen Art und Weise zusammengehören“. Vor allem in den westlichen Bundesländern zeige der Fachkräftemangel bereits Auswirkungen: Gastronomen und Hoteliers führen Ruhetage ein, um die Mitarbeiter nicht zu überlasten, reduzieren die Speisekarte oder bieten statt Halbpension nur noch Frühstück an. Nocker-Schwarzenbacher: „Das ist eine Entwicklung, die nicht angenehm ist.“

Die Branchenvertreterin sieht als eine Lösung, dass Betriebe um Mitarbeiter wie um Gäste werben sollen: „Und da ist schon enorm viel passiert.“ In vielen Köpfen gebe es noch das Tourismus-Bild der 70er-Jahre, als die Branche für guten Lohn, aber viel Arbeit und schlechte Unterkünfte stand „Diese Zeiten haben sich geändert.“ Inzwischen wurden Arbeitszeiten reduziert, es gibt verschiedene Arbeitszeitmodelle, Mitarbeiter können teils die Wellnessbereiche nutzen oder bekommen Schulungen – und es wurde viel investiert, erzählt Nocker-Schwarzenbacher. So sei „noch nie so viel Geld in die Mitarbeiterunterkünfte investiert worden wie in den letzten fünf Jahren“. Und: „Diese Botschaft müssen wir weitertragen.“

Ob sich die Suche nach Personal durch schärfere Regeln bei der Zumutbarkeit entspannen würde? Nocker-Schwarzenbacher: „Es gibt Zumutbarkeitsregeln, nur werden sie nicht in der Form angewendet.“ Unterstützt wird von ihr der Vorschlag, dass ein Umzug als Chanc­e gesehen wird, etwa für Asylberechtigte ohne Familie. Doch die Branche brauche vor allem jene, die „gerne kommen. Mit Druck und Zwang wird man keinen guten Mitarbeiter finden.“

Umzug ist schon jetzt zumutbar

Wien – Wer beim AMS arbeitssuchend gemeldet ist, muss schon jetzt freie Arbeitsplätze in anderen Bundesländern annehmen – ansonsten drohen Sanktionen wie die Sperr­e des Arbeitslosengeldes. Voraussetzung sei, dass das Unternehmen eine Unterkunft stelle und dass der Arbeitnehmer keine Betreuungspflichten etwa für Kinder habe. „Falls Ihnen ein Unternehmen eine entsprechende Unterkunft bereitstellt, gelten die Wegzeiten nicht. In diesem Fall ist es zumutbar, wenn Sie nicht täglich nach Hause fahren können“, heißt es auf der AMS-Homepage.

Die Zumutbarkeitsbestimmungen gelten für österreichische und ausländische Arbeitssuchende gleichermaßen. Asylberechtigte sind am Arbeitsmarkt den Österreichern gleichgestellt. (APA)

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