Kollektivvertrag

Auch das Tiroler Pflegepersonal streikt für die 35-Stunden-Woche

Bereits vergangene Woche gab es Proteste in Innsbruck.
© ÖGB Tirol

Bei den Tarif-Verhandlungen für die heimische Sozialwirtschaft gab es auch in der fünften Runde keine Einigung. Nun soll es ab Dienstag – auch in Tirol –Warnstreiks in den betroffenen Betrieben geben.

Innsbruck, Wien – Auch die fünfte Kollektivvertrags-Verhandlungsrunde für die Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) hatte am Montag keine Einigung gebracht. Die Gewerkschaft GPA-djp, die auf einer Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden pro Woche beharrt, kündigt nun Warnstreiks an – auch in Tirol. Am Dienstag sollen die Protestmaßnahmen langsam anlaufen, für Mittwoch ist der Höhepunkt geplant. Die Klienten sollen von den Streiks jedoch keinen Schaden nehmen, kündigte die GPA-djp an. Die Arbeitgeber bereiten sich indessen auf die nächste Verhandlungsrunde vor.

„In Tirol sind in den kommenden Tagen fünf Warnstreiks geplant, zudem werden Betriebsversammlungen wieder aufgenommen und laufend neue einberufen“, so die GPA-djp Tirol auf Anfrage der Tiroler Tageszeitung Online. Weitere Warnstreiks seien außerdem in Vorbereitung. „Wir haben in Innsbruck eine Streikleitung eingerichtet, wo alle Termine koordiniert werden. Selbstverständlich stellen wir allen Beschäftigten, die sich an den Warnstreiks beteiligen, Infomaterial, Plakate usw. zur Verfügung“, erklärt Ralf Wiestner, betreuender Sekretär der GPA-djp Tirol.

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Bei jedem der Warnstreiks in Tirol werde zudem ein Mitarbeiter der Gewerkschaft vor Ort über die aktuellen Entwicklungen sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren. In Wien werde eine zentrale Streikleitung eingerichtet, so die Gewerkschaft. Dort würden alle Streikaktivitäten koordiniert, Infos gesammelt und verteilt.

Sonja Föger-Kalchschmid, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol, verweist auf den gesamtgesellschaftlichen Kontext, denn „beinahe jeder ist selbst betroffen oder hat Angehörige, die Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in irgendeiner Form benötigen würden. „Wir tun unsere Arbeit gern. Es geht aber auch um die Zukunft des Gesundheits- und Sozialbereichs. Wir brauchen immer mehr Personal und werden es nur bekommen, wenn wir auch attraktive Arbeitsplätze bieten“, so Föger-Kalchschmid. Auch Tirols ÖGB-Vorsitzender und vida-Landesgeschäftsführer Philip Wohlgemuth fordert eine Aufwertung der Branche. Und dazu brauche es bessere Arbeitsbedingungen. „Gerade die Arbeit im Pflegebereich ist enorm belastend. Nicht umsonst ist die Teilzeitquote überdurchschnittlich hoch und die Fluktuationsrate deutlich höher als in anderen Bereichen“, meint Wohlgemuth.

SWÖ-Bereich in Tirol

Welche Betriebe unter den SWÖ-Bereich in Tirol fallen, ist unter folgendem Link aufgelistet: http://www.bags-kv.at/1042,,,2.html

"Irgendwann ist dann Schluss"

Indessen bereiten sich die Arbeitgeber auf die nächste Verhandlungsrunde am kommenden Montag vor. "Wir denken alle Optionen noch einmal durch", sagte Walter Marschitz, Verhandlungsführer der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) auf Arbeitgeberseite, am Dienstag. Er hoffe, dass sich die Gewerkschaft bei ihrer Forderung nach einer 35-Stunden-Woche für die österreichweit 125.000 Beschäftigten im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich doch noch bewegt.

Dass die Gewerkschaft nur eine einzige Forderung hat, mache es schwierig, sagte Marschitz. Im Moment sieht er das Verlangen nach einer 35-Stunden-Woche als nicht machbar an, weil dadurch der Personalmangel im Pflegebereich noch verschärft werden würde. In den vergangenen Jahren hätte es eine 50-prozentige Zunahme von Kräften in Pflegeheimen gegeben, trotzdem sei der Bedarf noch größer. "Irgendwann ist dann Schluss", so Marschitz. Für das Treffen am Montag befürchtet er ein "ziemliches Ringen".

Der nächste Verhandlungstermin wurde laut Gewerkschaft für den 17. Februar vereinbart. (TT.com, APA, hu)

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