Ski Alpin

Der Kampf um die Kristallkugeln: Zwischen Hoffen und Bangen

Ein Lächeln, das der Ski-Weltcup derzeit schmerzlich vermisst: Gesamtweltcupsiegerin Mikaela Shiffrin fehlt nach dem Tod ihres Vaters.
© gepa pranter

Der Ski-Weltcup geht in die finale Phase, anders als in den Jahren zuvor ist der Kampf um die große Kugel Ende Februar völlig offen. Auch weil niemand weiß, ob Mikaela Shiffrin diesen Winter wieder zurückkommt.

Brignone ließ Worten Taten folgen

Von Roman Stelzl

Innsbruck – Im Oktober des Vorjahres lag noch wenig Schnee in Sölden. In den Ergebnislisten waren nur Leerstellen – und beim Thema Gesamtweltcup wurde vorrangig über die Höhe des Vorsprungs von Mikaela Shiffrin diskutiert, als Federica Brignone zwei Tage vor dem ersten Rennen etwas sagte, das nur wenige so deutlich auszusprechen wagen: „Mein Ziel ist es, eine Kugel zu gewinnen. Lieber eine große als kleine. Darauf arbeite ich seit Jahren hin.“

Nun, 29 Rennen nach der klaren Ansage, blickt Brignone wie Aleksander Aamodt Kilde auf eine famose Saison zurück. Die WM-Zweite von 2011 ist zur „Miss Konstanz“ geworden. Fünf Siege, zehn Podestplätze, 1298 Punkte – und damit 73 mehr als US-Star Shiffrin. Doch genau hier beginnt all das Schöne rund um Brignone auch wieder zu bröckeln.

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Denn während sie über das Rote Trikot jubelt, tut sie das (wohl) nur, weil sich die 66-fache Weltcupsiegerin nach dem plötzlichen Tod von Papa Jeff im Februar zurückgezogen hat. Eine Rückkehr steht in den Sternen. Wie es weitergeht, weiß keiner so recht. Ebenso wenig wie bei Petra Vlhova, Shiffrins Erzrivalin. Die Slowakin erlitt am Sonntag eine Knorpelverletzung im Knie, ihre Saison ist in Gefahr. Apropos Gefahr: Da ist ja noch das Coronavirus, das sowohl den Weltcup am Wochenende in La Thuile als auch das März-Finale in Cortina (beide ITA) bedroht. Eine Absage steht vorerst nicht im Raum. So groß der Jubel bei Brignone auch sein mag, so unklar ist derzeit, wie laut er am Ende noch sein wird.

Ski-Weltcup der Damen

Die ausstehenden zwölf Rennen: La Thuile (2): 29. 2. Super-G; 1. 3. Kombination; Ofterschwang (2): 7. 3. Riesenslalom, 8. 3. Slalom; Aare (3): 12. 3. Parallelslalom, 13. 3. Riesenslalom, 14. 3. Slalom; Cortina d’Ampezzo (5): 18. 3. Abfahrt, 19. 3. Super-G; 20. 3. Teamevent; 21. 3. Slalom, 22. 3. Riesenslalom

Gesamtweltcup nach 29 Rennen: 1. Federica Brignone (ITA) 1298; 2. Mikaela Shiffrin (USA) 1225; 3. Petra Vlhova (SVK) 1139; 4. Corinne Suter (SUI) 777; 5. Marta Bassino (ITA) 772

Kilde hält Kristoffersen und Pinturault auf Distanz

Von Max Ischia

Innsbruck – Kommt die Sprache auf den Gesamtweltcup, dann verlieren sich die fleißigsten Punktesammler gerne in Allgemeinphrasen. Beispielweise, dass man von Rennen zu Rennen schauen müsse oder dass erst beim Finale abgerechnet werde. Aleksander Aamodt Kilde ist diesbezüglich eine wohltuende Ausnahme. „Ja, der Gesamtweltcup ist ein großes Ziel von mir“, sagte der 27-jährige Allrounder. Bemerkenswert: Er sagte es Anfang Oktober, also Wochen vor dem Saisonstart. Nach dem Karriereende seines Teamkollegen Aksel Lund Svindal sah Kilde die Zeit gekommen, „vorneweg zu gehen“, wie er versicherte.

Jetzt, wo der alpine Skiweltcup auf die Zielgerade biegt und – bestenfalls – noch zwölf Rennen ausständig sind, führt Kilde mit 1022 Punkten vor seinem höher gehandelten Landsmann Henrik Kristoffersen (948) und dem französischen Buchmacherfavoriten Alexis Pinturault (898). Und weil mit Matthias Mayer (716) und Beat Feuz (697) zwei ausgewiesene Speedspezialisten folgen, kann zumindest festgehalten werden, dass das Gesamtweltcup-Erbe von Achtfach-Champion Marcel Hirscher gleichermaßen aus dem Technik- oder Speedbereich angetreten werden kann.

Spielt der Winter/Frühling nicht noch verrückt oder durchkreuzt gar das Coronavirus die finalen Pläne, finden noch je fünf Speed- und Technikrennen sowie eine Kombination und ein Teambewerb statt. Letzterer zählt nur für den Nationencup.

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Ski-Weltcup der Herren

Die ausstehenden zwölf Rennen: Hinterstoder (3): 28. 2. Kombination, 29. 2. Super-G, 1. 3. Riesentorlauf; Kvitfjell (2): 7. 3. Abfahrt, 8. 3. Super-G; Kransjka Gora (2): 14. 3. Riesentorlauf, 15. 3. Slalom; Cortina d’Ampezzo (5): 18. 3. Abfahrt, 19. 3. Super-G, 20. 3. Team-Event, 21. 3. Riesenslalom, 22.3. Slalom

Gesamtweltcup nach 32 Rennen: 1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)1022; 2. Henrik Kristoffersen (NOR) 948; 3. Alexis Pinturault (FRA) 898; 4. Matthias Mayer (AUT) 716; 5. Beat Feuz (SUI) 697

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