Odor: „Ich habe das Zeug, um ganz vorne mitzulaufen“
In seinem letzten Junioren-Rennen holte sich der Tiroler Eisschnellläufer Gabriel Odor WM-Silber. Nun will der 19-Jährige in der Elite Fuß fassen.
Von Roman Stelzl
Innsbruck – Es war etwas Historisches, das Gabriel Odor da im Vorjahr gelungen ist. Gold bei einer Junioren-WM, das hatte zuvor noch kein österreichischer Eisschnellläufer bei den Herren geschafft. Ein Jahr später wollte der 19-jährige Tiroler dieses Kunststück nun am vergangenen Sonntag wiederholen. Erneut im Massenstart. Und das just im letzten Junioren-Rennen seiner Karriere.
Es blieb jedoch bei Silber. Auch, weil die Form nicht gepasst hat, wie Odor später erzählt. Wer nun aber denkt, es herrsche Wehmut vor, der irrt, blickt Odor schon längst über den Tellerrand hinaus. Und dieser Blick reicht in den Weltcup hinein, in dem der Grinzner diesen Winter sein Debüt feierte und im Massenstart von Minsk gleich im allerersten Rennen auf Rang zehn fuhr. Das spornte den Ehrgeiz nur noch mehr an. „Ich habe das Zeug, um ganz vorne mitzulaufen. Ich muss meine Leistung nur mehr konstant auf den Punkt bringen. Das gilt es nun Schritt für Schritt umzusetzen“, sagt Odor nach der gestrigen Ankunft von den Titelkämpfen im polnischen Tomaszow Mazowiecki.
Es sind große Ansprüche, denen auch schon erste große Taten folgten. Der frühere Nachwuchs-Eishockey-Spieler, der als Zehnjähriger über seine Cousine zum Eisschnelllauf fand, landete über Jahre hinweg im Junioren-Weltcup im Spitzenfeld. Neben zwei WM-Medaillen gab es vier Weltcup-Siege sowie drei zweite Plätze im Gesamtweltcup für den Spezialisten für Kurzdistanzen, der in Polen als Vierter nur hauchdünn eine Medaille im Vierkampf verpasste („Das war im ersten Moment schon ärgerlich“).
Nun soll Odor das seit Michael Hadschieff Mitte der 1990er-Jahre klaffende österreichische Loch an der Eisschnelllauf-Spitze stopfen, das auch Linus Heidegger oder Armin Hager nicht zu füllen vermochten. Gelingen soll dem Hobby-Fischer das an der Seite seines langjährigen Trainers Hannes Wolf, der einst auch Weltmeisterin Vanessa Herzog betreute, sowie Jukita Rokitas, des Vaters der ehemaligen Olympia-Teilnehmerin Anna Rokita.
„Wir haben in Innsbruck gute Trainingsmöglichkeiten und eine gute Gemeinschaft“, berichtet Odor über die Arbeit beim USC Innsbruck. Ab und an findet sich rund um die Wettbewerbe auch Zeit, um mit Herzog zu trainieren. „Wir laufen dann gemeinsam auf der Bahn, geben einander das Tempo vor. Das sind gute Trainings“, meint Odor.
Ehe es nun in die harten Rad-Kondi-Kurse im Sommer geht, wartet noch das Weltcup-Finale in Heerenveen (NED/7.–8.3.) als i-Tüpfelchen der Saison. Danach wird hart daran gearbeitet, dass die historischen Erfolge für Österreich schon bald Zuwachs bekommen.