Hunderte Bauern bei Demonstration vor Spar in Wörgl: „Das geht nicht zum Spartarif"
Rund 500 Bauern aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg demonstrierten heute vor der Spar-Zentrale in Wörgl. Sie fordern faire Preise und ein Ende der Rabatt-Schlachten.
Wörgl – Am heutigen Mittwochvormittag demonstrierten rund 500 Bauern aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg für ein Umdenken im Lebensmittelhandel vor der Spar-Zentrale in Wörgl. Die Bauern werfen dem Handelskonzern vor allem vor, eine Erhöhung der Bauernmilchpreise zu blockieren.
Östereichweit haben rund 3300 Bauern an mehrere Spar-Zentrallager blockiert und vor Filialen demonstriert. Der ÖVP-Bauernbund hatte zu den Protesten aufgerufen. "Es geht uns mit dieser Aktion nicht darum, dass Lebensmittel teurer werden, sondern es geht darum, dass Spar seine Margen an die Bauern und Verarbeiter weitergibt", so Bauernbund-Chef Georg Strasser.
"Stopp der chronische Aktionitis und Österreichbonus"
Tirols Bauernbundobmann und LHSTv. Josef Geisler ging mit dem Handelsriesen Spar hart ins Gericht: „So geht es nicht weiter. Spar ist nicht willens, Preisanpassungen zu machen", so Geisler. Tirol brauche eine krisenfeste Landwirtschaft. „Und das geht eben nicht zum Spartarif." Geisler verlangte unter anderem Verhandlungen auf Augenhöhe und ein Ende der Rabattschlachten im Handel. Der Spar-Konzern mache 350 Millionen Euro Gewinn. „Die Bauern stehen mit dem Rücken zur Wand", betonte Geisler. Ein fairer Teil dieser Gewinne müsse bei den Bauern bleiben.
📽 Video | Bauern vs. Spar
Auch Landwirschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger verlangte Preisanpassungen. Wenn man in Österreich weiterhin Lebensmittel produzieren wolle, dann müssten die Bauern auch etwas von der Wertschöpfung haben. „Die Preise müssen nach oben. Und das gilt nicht nur für die Milch, sondern für alle Produkte", meinte Hechenberger.
Zum Schluss überreichten Geisler und Hechenberger in der Sparzentrale in Wörgl noch einen Forderungskatalog. . Die Bauernvertreter fordern unter anderem einen Stopp der "chronische Aktionitis" und einen Österreichbonus auf heimische Lebensmittel.
Demonstriert wurde bundesweit. Warum gerade Spar? „Andere Handelsketten haben bereits mehr Verständnis für die Bauern gezeigt“, begründet Bauernbunddirektor Peter Raggl die Aktion gegen die Handelskette.
Zur Aufregung bei den Bauern haben auch Aussagen von Spar-Chef Gerhard Drexel zu den Lebensmittelmittelpreisen von vergangener Woche geführt. Drexel kritisierte ein "Handelsbashing" durch Agrar-Funktionäre. Im Vergleich zu den Preisen am Weltmarkt würden österreichische Lebensmittelhändler laut dem Spar-Chef deutlich mehr für Agrarprodukte wie Milch und Fleisch bezahlen.
Spar hatte die Vorwürfe bereits vor einigen Tagen in einer Aussendung zurückgewiesen. „Dass wir Verhandlungen abgebrochen hätten und nicht mehr zahlen wollen, ist eine komplette Falschmeldung“, konterte damals Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Seit Wochen sei man mit Molkereien in Verhandlungen. Mit einigen habe man sich bereits geeinigt, mit anderen noch nicht. „Es ist unsere Aufgabe, auch für die Konsumenten zu verhandeln", so Berkmann. Sie sieht die Aktionen politisch motiviert. Bei den Bauernbünden stehen diverse Wahlen an.
Spar will mit den Bauern weiter im Gespräch bleiben, die Preisdiskussion aber mit den Erzeugerorganisationen oder Lebensmittelproduzenten führen. "Wir sind mit den Bauernvertretern laufend in Gesprächen. Aber sie sind nicht die richtigen Ansprechpartner für Preisverhandlungen. Wir verhandeln die Preise mit den Molkereien", so die Spar-Sprecherin anlässlich der heutigen Proteste. "Auch hier laufen die Gespräche und wir sind sicher, diese zu einem guten Abschluss zu bringen. (TT.com, mas)