Arbeiterkammer

100 Jahre Arbeiterkammer: „Wir brauchen Gerechtigkeitsschub"

Am 26. Februar 1920 wurde die Österreichische Arbeiterkammer gegründet.
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Anlässlich des 100. Jahrestages des Gesetzesbeschlusses zur Errichtung der Arbeiterkammern am 26. Februar hat IFES im Jänner und Februar eine Telefon- und Online-Umfrage unter 2000 Personen ab 16 Jahren durchgeführt.

Wien, Innsbruck – Am 26. Februar 1920 beschloss die konstituierende Nationalversammlung der noch jungen Republik Österreich das Gesetz über die Errichtung von Kammern für Arbeiter und Angestellte. Die Arbeiterkammern sollten den Handelskammern als „gleichwertige Partner“ gegenüberstehen.

Anlässlich des 100. Jahrestages hat die IFES im Jänner und Februar eine Telefon- und Online-Umfrage unter 2000 Personen ab 16 Jahren durchgeführt. Das Fazit: Österreich wird von den Menschen grundsätzlich als relativ gerechtes Land gesehen. 41 Prozent empfinden Österreich demnach grundsätzlich als gerecht, nur 15 Prozent als ungerecht.

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„Österreich braucht einen Gerechtigkeitsschub", sagte Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl am Mittwoch in einer Pressekonferenz zum Jubiläum. Es sei jetzt wieder an der Zeit, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, das habe die AK vor 100 Jahren bei ihrer Gründung getan, das tue sie heute und das werde sie auch in Zukunft machen.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl.
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Vermögensverteilung „überwiegend ungerecht"

Unter anderem wird die Verteilung des Vermögens von 19 Prozent als gerecht, aber von 46 Prozent als ungerecht gesehen. Ähnlich ist es bei den Fragen, wer wie viel Steuern bezahlt (17 Prozent gerecht, 46 Prozent ungerecht), der Verteilung wichtiger Jobs (16 Prozent gerecht, 47 Prozent ungerecht) und der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit (16 Prozent gerecht, 47 Prozent ungerecht).

Noch deutlicher wird es beim Zugang zu leistbarem Wohnraum, den nur 31 Prozent für gerecht, aber 54 Prozent für ungerecht halten. Und wer den Klimawandel verursacht und wer seine Folgen zu spüren bekommt, ist nur für 12 Prozent gerecht, aber für 48 Prozent ungerecht.

Tirols AK Präsident Erwin Zangerl.
© TT/Thomas Böhm

„Große Herausforderungen"

Tirols AK Präsident Erwin Zangerl verwies in einer Aussendung am Mittwoch auf das bisher Geleistete. Der Schutz der Beschäftigten, das Arbeitsrecht, das Sozialrecht, der Arbeitnehmerschutz und der Konsumentenschutz seien auf Basis unzähliger Vorschläge und Initiativen der AK ausgebaut worden. „Die österreichische Form der Sozialpartnerschaft hat wesentlichen Anteil daran, dass Österreich zu den zehn wirtschaftlich reichsten und friedlichsten Ländern der Erde gehört“, betont Zangerl.

Zangerl verweist aber auch auf die derzeitige und künftige Situation für die Tiroler Arbeitnehmer: „Immer noch werden Arbeitnehmervertretungen in Frage gestellt, wenn es um gerechte Löhne, Chancengleichheit und Mitsprache im Betrieb geht."

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Die Steuerflucht, die Konzentration des Kapitals, die Frage der gerechten Besteuerung von Arbeit und Vermögen, aber auch der massive Strukturwandel in der Wirtschaft werde uns in den nächsten Monaten und Jahren vor große Herausforderungen stellen. „Wir wollen diesen Prozess positiv begleiten und auch die Chancen und Möglichkeiten dieser Entwicklung aktiv mitbeeinflussen", so Zangerl. (TT.com, APA)

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