#MeToo

"Wir sind irritiert": Auftritte von Plácido Domingo auf Prüfstand

Placido Domingo hat sich bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten.
© ATTILA KISBENEDEK

Plácido Domingo hat sich bei den Frauen entschuldigt, die ihm Übergriffe vorwarfen. Wie geht es nun weiter für den Opernstar?

Hamburg, Salzburg – Nach der Entschuldigung von Opernstar Plácido Domingo an zahlreiche Frauen, die ihm Übergriffe vorgeworfen hatten, stehen Engagements des Sängers auf dem Prüfstand. "Wir sind irritiert über diese neuen Entwicklungen und nehmen die Thematik rund um Plácido Domingo sehr ernst“, sagte der Pressesprecher der Hamburger Staatsoper, Michael Bellgardt, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Staatsoper will zunächst an den geplanten Auftritten des 79-Jährigen Ende März festhalten. Man beschäftige sich genau mit den neuesten Entwicklungen und informiere sich umfassend. "Wir werden uns auch mit den anderen Institutionen in Europa austauschen und danach an die Öffentlichkeit treten“, sagte Bellgardt. Im Rahmen der "Italienischen Opernwochen“ (8. März bis 2. April) der Hamburger Staatsoper sind drei Auftritte von Plácido Domingo in Giuseppe Verdis Oper "Simon Boccanegra“ geplant.

Verträge für Auftritte in Salzburg

Die Salzburger Festspiele teilten auf dpa-Anfrage mit, es gebe für das Engagement von Plácido Domingo in den beiden konzertanten Aufführungen der Verdi-Oper "I vespri siciliani“ (Die sizilianische Vesper) im August 2020 unterschriebene Verträge. "Es war und ist den Festspielen ein Anliegen, den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen.“ Die Faktenlage habe sich jetzt allerdings geändert, nachdem Domingo eingeräumt hatte, dass sein Verhalten die betroffenen Frauen verletzt haben könnte. "Die Salzburger Festspiele wollen zunächst umfassende Informationen zum Fortgang der in den USA laufenden Untersuchungen einholen und danach ihre Entscheidung der Presse bekanntgeben“, hieß es in der Stellungnahme aus Salzburg.

Spanisches Kulturministerium sagte Auftritte ab

Die spanische Regierung hat zwei Auftritte des Opernstars am Teatro de la Zarzuela in Madrid abgesagt. Diese Entscheidung treffe man "aufgrund der Schwere" der Vorwürfe und "aus Solidarität mit den betroffenen Frauen", teilte das Nationale Institut für Darstellende Künste und Musik (INAEM) mit.

Das INEAM betreibt das Zarzuela-Theater und ist dem Kulturministerium der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez unterstellt. "Das INAEM und das Ministerium für Kultur und Sport drücken ihre feste Unterstützung für die Frauen sowie ihre Ablehnung jeder Art von Belästigung, von missbräuchlichem Verhalten oder von Unterdrückung aus", heißt es in einem Kommuniqué weiter.

Domingo sollte am 14. und 15. Mai an der Oper "Luisa Fernanda" im La Zarzuela mitwirken. Die Aufführungen würden allerdings nicht abgesagt, hieß es. Der 79 Jahre alte spanische Sänger soll ersetzt werden.

Domingo hatte sich am Dienstag bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. "Ich möchte, dass sie wissen, dass mir der Schmerz, den ich ihnen zugefügt habe, wirklich leid tut“, erklärte er. "Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln.“

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Zuvor hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt. Domingo hatte die Beschuldigungen bisher zurückgewiesen. Nach den Vorwürfen war er im Oktober 2019 als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten. Einige Opernhäuser und Orchester in den USA sagten Auftritte Domingos ab. Andere - vor allem in Europa - hielten jedoch zunächst weiter an dem Klassik-Weltstar fest. (dpa)

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