Epidemie

Coronavirus: Pandemie-Bonds der Weltbank unter Druck

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320 Millionen Dollar von Finanzinvestoren stecken in speziellen Pandemie-Bonds der Weltbank. Nach wie vor ist unklar, wie stark sich der Coronavirus auf die Weltwirtschaft auswirken wird.

Washington - Eine insgesamt 320 Millionen Dollar (294 Millionen Euro) schwere Weltbankanleihe, die Finanzmittel bereitstellen soll, um den ärmsten Ländern der Welt bei der Bekämpfung sich schnell ausbreitender Krankheiten zu helfen, hat bis Mitte letzter Woche die Hälfte ihres Werts verloren. Der Ausbruch des Coronavirus in China hat die Befürchtungen geschürt, dass die Anleger erhebliche Verluste erleiden könnten.

Jetzt, da sich das Coronavirus weltweit ausbreitet, sagen Kritiker, dass Zahlungen an betroffene Gebiete zu gering wären und zu spät kämen. Die Bedingungen der beiden Anleihen setzen voraus, dass seit dem ersten Ausbruch zwölf Wochen vergangen sind - das ist am 23. März der Fall - und dass zumindest 250 Todesfälle im Herkunftsland stattgefunden haben müssen.

Anlagen zunehmend unter Druck

Die von der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) der Weltbank ausgegebenen Anleihen bieten Anlegern hohe Kupons, also Renditen als Gegenleistung für das Risiko, bei Pandemie-Ausbrüchen von Infektionskrankheiten ganz oder teilweise auf ihr Geld verzichten zu müssen. Die Mittel fließen dann stattdessen in hilfsbedürftige Länder.

Nachdem das Coronavirus weltweit mittlerweile über 80.000 Menschen infiziert und mehr als 2800 Menschenleben gefordert hat, ist die IBRD-Pandemie-Anleihe mit dem höchsten Anlagerisiko - die der Klasse B - zunehmend unter Druck geraten. Die riskanteren Schuldverschreibungen, mit welchen 95 Mio. Dollar eingesammelt wurden, haben einen Kupon von mehr als 11 Prozent über den 6-Monats-Libor.

Beide Anleihen werden kaum gehandelt, notieren an keiner Börse und sind daher weitgehend illiquide. Angaben des Finanzdienstes Bloomberg zeigen, dass der riskantere der beiden Bonds, der am 15. Juni fällig wird, von Vermögensverwaltern wie Baillie Gifford, Amundi und Oppenheimer gehalten wird.

Pandemie-Bonds

Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) hat im Juni 2017 zwei Pandemie-Anleihen im Nennwert von insgesamt 320 Millionen Dollar emittiert, die bis Juli dieses Jahres laufen. Die IBRD ist Teil der Weltbank-Gruppe. „Das Coronavirus gehört zu den durch den Finanzierungsmechanismus abgedeckten Viren“, bestätigte eine Sprecherin der Weltbank Anfang Februar auf Anfrage der Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Die Angebotspreise sind laut einem Broker vergangenen Mittwoch bereits auf 45 US-Cent gefallen, andere Marktquellen sprachen von 62,5 Cent. Zum Vergleich: Mitten im Ebola-Ausbruch 2018 notierte die Anleihe bei etwas mehr als 70 Cent.

Das bei den Anleihegläubigern eingesammelte Geld ist für besonders arme Länder gedacht, in denen eine Seuche ausbricht und schnell bekämpft werden muss. Wenn das passiert, verlieren die Investoren ihren Einsatz komplett oder zum Teil. Geht alles gut, erhalten sie das Geld nach Ende der Laufzeit zurück. Für den Ausgleich des Risikos kassieren sie darüber hinaus üppige Zinsen, die bis zu 11 Prozent über dem internationalen Kapitalmarktzins liegen.

Die von der IBRD begebenen Anleihen sollen nicht nur Ausbrüche von Coronavirus oder Ebola lindern, sondern auch Pandemien, die durch Infektionskrankheiten wie Marburg-, Krim-Kongo- oder Lassa-Fieber verursacht werden.

Anleihe-Bedingungen der Weltbank

"Stresstest" für Wirtschaft

Die deutsche Industrie sieht das neuartige Coronavirus als "Stresstest" für die Wirtschaft und fürchtet Folgen für die Konjunktur. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang forderte die deutsche Bundesregierung am Donnerstag zu einem koordinierten wirtschaftspolitischen Vorgehen auf. "Neben dem Gesundheitsschutz muss die Politik ab sofort auch das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen."

China sei der größte deutsche Handelspartner weltweit. "Die Unsicherheit über die Auswirkungen des Virus ist groß. Der Konjunktur drohen spürbare negative Effekte."

Lang erklärte, einige Lieferketten mit starkem China-Fokus würden den "Stresstest" derzeit nicht bestehen. "Die Auswirkungen des Virus sind in der globalen Wirtschaft und der exportorientierten deutschen Industrie deutlich zu registrieren." Die mehr als 5.000 deutschen Unternehmen in China seien in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt, so der Bundesverband der Deutschen Industrie.

Deutsche und andere europäische Unternehmen in China bekommen die Folgen der Epidemie mit dem neuartigen Coronavirus deutlich zu spüren. "Die Auswirkungen sind insgesamt schlimm", stellten die deutsche und die europäische Handelskammer in China nach einer Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen am Donnerstag in Peking fest.

Fast 90 Prozent berichteten "mittelschwere bis starke Auswirkungen" durch die Lungenkrankheit. Die Hälfte müsse jetzt ihre Geschäftsziele für das Jahr anpassen.

Unternehmen unter Druck

Indessen reagieren immer mehr Unternehmen auf die Epidemie. So lebt unter anderem auch der Flughafenbetreiber Fraport ein Sparprogramm wegen der Auswirkungen des Coronavirus auf. Die Verwaltungs- und Betriebskosten würden gesenkt, neue Mitarbeiter nur noch in Einzelfällen eingestellt, teilte der Betreiber des Flughafens in Frankfurt am Donnerstag mit, ohne die Pläne genau zu beziffern.

Den Beschäftigten werde angeboten, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder ihre Arbeitszeit vorübergehend zu reduzieren. Wegen des Coronavirus sei das Passagier- und Frachtgeschäft mit China und Asien massiv eingebrochen. "Dies betrifft auch das Hubgeschäft am Flughafen Frankfurt sehr." Die Ergebnisbelastungen seien derzeit noch nicht absehbar.

Zuletzt hatte die Lufthansa wegen des Coronavirus ähnliche Sparmaßnahmen angekündigt.

Auch der Schweizer Logistikdienstleister Kühne+Nagel spürt die Auswirkungen des Coronavirus. Für Transporte aus China beobachte er im laufenden ersten Quartal "signifikante Volumeneinbußen" im Vergleich zum Vorjahr, sagte der Finanzchef des Unternehmens, Markus Blanka-Graff, Donnerstagfrüh in einem Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur AWP.

Schwer sei allerdings einzuschätzen, wie sich die Lage diesbezüglich weiterentwickeln könnte. Geplant sei, dass die Produktion in den meisten Fabriken in China nun wieder hochgefahren wird. Daher habe Kühne+Nagel von den Kunden auch schon vermehrt Buchungen für Transporte in den kommenden Wochen erhalten.

Plan zur Wirtschaftsförderung

Die italienische Regierung arbeitet an einem Sonderplan mit Stützungsmaßnahmen für Wirtschaftssektoren, die besonders stark die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Krise zu spüren bekommen werden. Dies berichtete der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza in einer Ansprache vor dem Senat in Rom. Der Plan könnte laut Regierungskreisen am Freitag verabschiedet werden.

Der Minister warnte vor übertriebenem Alarm in Zusammenhang mit dem Coronavirus. "Dies kann unseren Unternehmen, dem Tourismus und dem ganzen Land einen gravierenden Schaden zufügen", warnte der Minister. Er vertraue den Ärzten und der wissenschaftlichen Gemeinschaft. "Zusammen werden wir diesen Notstand bewältigen. Italien ist stärker als das Coronavirus", erklärte Speranza.

In Italien wurden bisher zwölf Todesfälle gemeldet, die auf Coronavirus zurückzuführen sind. Dabei handelt es sich meist um ältere und bereits kranke Menschen. Zudem gab es rund 450 Infektionsfälle. (APA, TT.com)