Formel 1

Helmut Marko: "Rennen in Spielberg? Da müsste man Hellseher sein"

Helmut Marko kann sich eine WM bis in den Jänner 2021 vorstellen.
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Der Red-Bull-Motorsportberater will keine Prognose für den Österreich-Grand-Prix Anfang Juli wagen.

Wien - Die Formel-1-Teams wollen so rasch wie möglich wieder Rennen fahren, wann die Saison beginnen kann, steht aber wegen der Coronavirus-Pandemie in den Sternen. Der geplante Auftakt am 14. Juni in Kanada ist unsicher, Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko wagt keine Prognose für den Österreich-GP am 5. Juli. "Da müsste man Hellseher sein", sagte der Steirer in der ORF-TV-Sendung "Sport am Sonntag".

Als kritischsten Punkt für den Heim-Grand-Prix in Spielberg sieht Marko, dass bis dahin alle europäischen Grenzen geöffnet sein müssten. "Inwieweit in den einzelnen Ländern das Virus dann unter Kontrolle ist, ist wirklich schwer abzusehen", meinte der 76-Jährige.

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Der kanadische Ex-Formel-1-Pilot Jacques Villeneuve hält die Durchführung eines WM-Laufs in seiner Heimat Mitte Juni für "kaum vorstellbar". Kanada stehe erst ganz am Anfang einer Epidemie.

Angesichts dieser Situation seien Kostensenkungen, etwa durch die Verschiebung des neuen Reglements bis 2022, enorm wichtig, betonte Marko. Denn die Einnahmenverluste des Rechteinhabers Liberty Media von 200 bis 300 Millionen Dollar würden sich auch auf die Rennställe auswirken.

Mehrere Rennen auf einer Strecke?

Rennen würden die wirtschaftliche Lage natürlich verbessern. "Man muss versuchen, die Rennen in einer intensiveren Form ab Sommer über die Bühne zu bringen", sagte Marko und sieht die jüngst vorgeschlagenen Ideen positiv. "Man muss aus der Not eine Tugend machen. Wenn man auf einer Rennstrecke mehrere Rennen macht, dann muss man eine attraktive aussuchen, wo es Überholmöglichkeiten gibt."

Die Einschränkung eines Grand Prix auf zwei Tage mache Sinn. "Es wird spannender, weil man nicht alles bis ins Detail durchexerzieren kann und es kommen mehr Unwägbarkeiten ins Spiel. Und wenn wir einen Weltmeister im Jänner küren, ist das auch in Ordnung. Wir lassen die Testfahrten wegfallen und hätten mehr Attraktivität bei gleichbleibenden Kosten", erläuterte der Motorsportchef von Red Bull in der ORF-Sendung.

Aufgrund seines Alters zählt auch Marko zur Risikogruppe. Er schließt nicht aus, dass er selbst am Coronavirus erkrankt war. "Ich hatte im Februar, wie ich dachte, eine schwere Verkühlung. Die Symptome würden mit Corona übereinstimmen. Das war etwas , das ich bis dato in dieser Intensität noch nie hatte", sagte Marko. Er will sich im Nachhinein testen lassen.

Eine Idee, wonach sich die vier GP-Piloten von Red Bull und AlphaTauri sowie die rund zehn Junioren absichtlich jetzt mit dem Virus infizieren sollten, um dann in der Rennsaison davor gefeit zu sein, wurde aber nicht umgesetzt. "Das ist nur im kleinen Kreis besprochen und nicht positiv aufgenommen worden", berichtete Marko.

Die sieben in Großbritannien ansässigen Formel-1-Teams engagieren sich im Kampf gegen das Virus. Sie helfen bei der Herstellung von Beatmungsgeräten. "Das ist das große Plus der Formel 1, dass man innerhalb kürzester Zeit auf größte technische Herausforderungen reagieren kann und auch entsprechendes Tempo hat", betonte Marko. Die Produktion für die britische Regierung laufe trotz vorgezogener Sommerpause des Werks weiter. (APA)

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