Coronavirus

Der Zufall entscheidet: Stichprobentest startet am Mittwoch

Symbolbild
© Thomas Böhm

Von 1. bis 3. April werden 2000 zufällig ermittelte Personen auf das Coronavirus getestet. Die Ergebnisse gibt es laut dem durchführenden Sozialforschungsinstitut SORA voraussichtlich Mitte der kommenden Woche.

Wien – Bei der geplanten Stichprobenuntersuchung von 2000 Österreichern auf eine Infektion mit dem Coronavirus regiert der Zufall. Auch wenn die Bereitschaft zur Teilnahme groß ist und sich beim federführenden Sozialforschungsinstitut SORA schon Dutzende Freiwillige gemeldet haben, "müssen wir uns streng an die Zufallsauswahl halten, damit wir nicht verzerren", sagte Florian Oberhuber von SORA.

Durchgeführt wird die Studie im Auftrag des Wissenschaftsministeriums von SORA, das die Auswahl der Stichprobe sowie die Auswertung vornimmt. Das Sozialforschungsinstitut arbeitet dafür unter anderem mit dem Roten Kreuz und der Medizinischen Universität Wien zusammen. Die Regierung sagte am Montag, Ergebnisse würden am kommenden Montag vorliegen. SORA sprach von Ergebnissen "voraussichtlich Mitte kommender Woche". Derzeit sei noch unklar, wie lange es dauert, bis alle Tests ausgewertet sind.

"Der Zufall ist das Grundprinzip"

Üblicherweise verwendet das Sozialforschungsinstitut für Umfragen eine Stichprobengröße von 1000 Teilnehmern, für die Coronavirus-Testungen sei man auf 2000 Teilnehmer gegangen. "Noch wichtiger als die Größe der Stichprobe ist aber, dass es wirklich eine sorgfältige Zufallsauswahl ist und wir keine systematischen Verzerrungen drinnen haben", so Oberhuber.

Es handelt sich also nicht um eine Quotenstichprobe, die etwa zur Hälfte aus Männern und Frauen bestehen oder bestimmte Altersvorgaben machen würde. "Es ist tatsächlich eine zufällige Auswahl aus öffentlichen Telefonverzeichnissen – der Zufall ist das Grundprinzip", sagte der Experte. Eine Vorgabe gibt es allerdings: Die Zahl der Studienteilnehmer pro Bundesland entspricht genau dem Verhältnis der jeweiligen Landesbevölkerung zur Gesamtbevölkerung.

Noch wichtiger als die Größe der Stichprobe ist aber, dass es wirklich eine sorgfältige Zufallsauswahl ist und wir keine systematischen Verzerrungen drinnen haben
Florian Oberhuber, SORA

Per Zufall werden Haushalte ausgewählt und vorab telefonisch verständigt. Pro Haushalt wird aber nur eine Person getestet, unabhängig davon, ob diese schon einmal getestet wurde oder Symptome zeigt. Die Regel dabei ist, dass jene Person zum Zug kommt, die als nächstes Geburtstag hat, das sei ein "verbreitetes Verfahren". Außerdem ist die Teilnahme freiwillig, so Oberhuber.

📽 Video | Der Sozialforscher Günther Ogris erklärt das Vorgehen

Mitarbeiter vom Roten Kreuz machen Abstrich

Die Tests führen Mitarbeiter des Roten Kreuzes vom 1. bis 3. April durch. Sie entnehmen dabei mit Wattestäbchen einen Abstrich aus dem Mundbereich. Dieser Abstrich wird dann von der Medizinischen Universität Wien mit dem derzeit üblichen sogenannten PCR-Test, der direkt nach dem Erbgut von SARS-CoV-2 sucht, analysiert.

Der Test ist anonym organisiert, das bedeutet, dass die durchführenden Institutionen die Ergebnisse nicht einem Haushalte bzw. einer Testpersonen zuordnen können. Sollte jemand positiv getestet werden, wird der jeweilige Teilenhmer von den Gesundheitsbehörden informiert. Negative Testergebnisse können nicht abgefragt werden.

Am Montag folgt telefonische Befragung

Als Ergebnis der Studie gebe es "zwei sehr wesentliche Kennzahlen", sagte Oberhuber. Das eine sei die Prävalenz, also der Anteil der Infizierten an der österreichischen Bevölkerung im Testzeitraum. Derzeit werde vermutet, dass dieser Anteil zwischen 0,3 und zwei Prozent liegt. Nach den Stichprobentests werde man diesen Anteil besser kennen. Dadurch könne man auch die Dunkelziffer besser abschätzen, also wie viele eine Infektion gar nicht bemerken, weil sie sich nicht krank fühlen.

Ab kommenden Montag (6.4.) werden die Testteilnehmer zudem telefonisch nach Symptomen, also etwa Schnupfen, Fieber, Zeitpunkt des Auftretens und Dauer befragt. Auch soziodemographische Informationen – wie etwa der soziale Status – werden abgefragt. Aus anderen Ländern weiß man, dass ein Teil der Infektionen so milde verläuft, dass man eine Infektion gar nicht bemerkt. "Da wollen wir mehr Licht ins Dunkel bringen", sagte Oberhuber. Befragt werden alle Teilnehmer, unabhängig vom Testergebnis.

Expertin sieht Kapazitäten für Stichprobentests gegeben

Die Abschätzung der Dunkelziffer bei den Coronavirus-Erkrankungen durch die Stichprobentestung in Österreich führe nicht zur Verknappung der Ressourcen für Tests. "Diese Testung ist begrenzt und so aufgestellt, dass die Kapazitäten da sind", sagte die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl am Dienstag. Trotzdem gelte, "man muss mit den Testkapazitäten sorgsam umgehen".

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat für die Stichprobenstudie eine eigene Homepage eingerichtet: corona-studie.at. (APA, TT.com)