Kampf gegen Coronavirus

"Noch nicht über den Berg": Anschober bittet um Disziplin über Ostern

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
© HELMUT FOHRINGER

Die Zahlen der aktiven Corona-Fälle sind weiter rückläufig. Das sei eine positive Nachricht, gleichzeitig müsse man diszipliniert bleiben, weiter auf Abstand achten und die Maßnahmen einhalten. Weiter darf man nur aus den bekannten vier Gründen das Haus verlassen.

Wien – Zwar haben sich in Österreich am Mittwoch so viele Erkrankte wie noch nie auf Intensivstationen befunden, die Zahl der von Covid-19 Genesenen hat aber den fünften Tag in Folge jene der Neuinfektionen überstiegen. Vor den anstehenden Osterfeiertagen appellierte die Politik deshalb, weiter die Maßnahmen zum Schutz vor einer Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 zu beachten

"Das Faktum, dass mehr Menschen wieder gesund werden als erkranken, ist ein Beleg, dass die Richtung grundsätzlich stimmt", hielt Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) fest. 466 Genesene mehr als am Vortag standen 288 neu mit dem Virus Infizierte gegenüber. 273 Menschen sind bisher (Stand 10.00 Uhr) mit oder an einer Covid-19-Erkrankung gestorben. 267 Erkrankte befanden sich am Mittwoch auf Intensivstationen, rund zehn Prozent mehr als am Dienstag.

📽 Video | Klarheit durch Antikörpertests

Anschober rief die Bevölkerung dazu auf, beim Abstandhalten und sämtlichen weiteren Schutzmaßnahmen nicht nachzulassen. "Diese Entwicklung macht deutlich, dass wir noch lange nicht über den Berg sind. Mein dringender Appell ist, auf Osterfeiern zu verzichten, Abstand zu halten und den eingeschlagenen Weg entschlossen weiterzugehen", betonte der Minister. Nach den Feiertagen warte mit der schrittweisen Öffnung der Geschäfte ab kommendem Dienstag die nächste, "enorme" Herausforderung.

Drei Viertel bis 80 Prozent des Einzelhandels kommen dann wieder in Schwung. Dennoch sind zahlreiche Fragen ungeklärt, die Branche wartet auf entsprechende Regelungen der Regierung. Ungeklärt ist etwa nach wie vor, ob größere Geschäfte den Laden durch Absperrungen so verkleinern dürfen, dass er nur noch 400 Quadratmeter umfasst. "Der Wunsch der Händler ist, dass hier gleiches Recht für alle gilt und Abtrennungen oder Verkleinerungen erlaubt sind", sagte Handelsobmann Peter Buchmüller zur APA. Anders sieht dies die Gewerkschaft, die davor warnt. Einen "Run" erwartet sich Buchmüller nicht. Die Menschen müssten sich erst wieder ans Einkaufen gewöhnen.

Die Zahl der Intensivpatienten steigt weiter leicht an.
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WHO-Regionaldirektor sieht weiter "Marathon", der noch vor uns liegt

Der Tourismus soll Mitte Mai stufenweise wieder hochgefahren werden. Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO warnte indes vor einer frühzeitigen Lockerung der gegen die Ausbreitung des Coronavirus erlassenen Maßnahmen. Wachsendes Wissen über Covid-19 und positive Entwicklungen in einigen Staaten bedeuteten noch lange nicht, dass man das Coronavirus SARS-CoV-2 besiegt habe. "Wir haben noch einen weiten Weg in diesem Marathon vor uns", sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge.

Zufrieden darf Österreichs Bundesregierung sein, wenn man einer Meinungsumfrage Glauben schenkt. Drei Viertel der Österreicher sind laut einer market-Umfrage der Ansicht, dass man das Coronavirus hierzulande gut im Griff hat. 78 Prozent denken, dass Österreich die Krise besser meistert als der Rest Europas. Es stehe "völlig außer Zweifel, dass die Regierung einen auszeichneten Corona-Job macht", so die Meinungsforscher. In der Vorwoche hatten noch 50 Prozent die Ansicht vertreten, dass man das Virus in Österreich "sehr gut" oder zumindest "gut" im Griff habe.

Bestätigte Fälle im internationalen Vergleich.
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Mehr als Hälfte ist unzufrieden, weil Treffen verboten sind

Allerdings schlägt die Krise mittlerweile aufs Gemüt: 54 Prozent sind laut der Online-Umfrage sauer, weil sie keine Freunde treffen dürfen. Dies trifft wohl auf viele Jüngere zu. Diese wissen seit Mittwoch, dass die Matura heuer wegen der Corona-Krise nur schriftlich stattfinden wird. Das gab Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bekannt. In die Note soll auch das Halbjahreszeugnis einfließen, zudem muss jeder Schüler nur in drei Fächern antreten. Der Unterricht in den Maturaklassen startet mit 4. Mai, abgehalten wird die Reifeprüfung ab 25. Mai. Wer ein Nicht Genügend erhält, kann dieses im Juni bei einer Kompensationsprüfung ausbessern. Auch die Lehrlinge im letzten Jahr dürfen ab 4. Mai unter hygienischen Auflagen an die Schulen zurück.

📽 Video | Matura heuer nur schriftlich

Ungeachtet der sich vorerst entspannenden Lage sind die groß angelegten Rückflüge aus dem Ausland vorbei. Von ursprünglich 47.000 Österreichern, die sich zu Beginn des Ausbruchs der Pandemie im Ausland aufgehalten haben, sind noch 3.500 übrig. Von ihnen wollen nur rund 1.000 auch tatsächlich zurück in ihre Heimat, wie Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mitteilte. Die verbleibenden 1.000 registrierten Reisende aus Österreich sind quer über den Globus verstreut - in 84 Ländern, teilweise in Klein- oder Kleinstgruppen. Man gehe deshalb in die "Phase der Einzelfallbetreuung" über. Für in Not geratene gibt es im Fall des Falles "Notkredite" von Botschaften, kündigte Schallenberg an. (APA)