Deutschland

Coronavirus lässt auch Münchner Oktoberfest wackeln

In Menschenmassen verbreitet sich das Virus besonders schnell.
© Rinke/Reuters Andreas

Dicht gedrängt in einem Festzelt des Münchener Oktoberfestes – ob das in diesem Jahr auch so sein wird, steht noch nicht fest. Bayerns Ministerpräsident Söder sieht eine reguläre jedenfalls Feier skeptisch. Ein Virologe hält sie für "ausgeschlossen".

München – Auch das Münchner Oktoberfest wackelt in der Coronavirus-Krise. Offiziell soll es noch eine Woche dauern, bis die Entscheidung über das größte Volksfest der Welt fällt. „Spätestens im Juni" bräuchte man Gewissheit, sagt Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner. Denn üblicherweise beginnt Anfang Juli der Aufbau der riesigen Festzelte.

Beim Oktoberfest ist halbe Welt zu Besuch

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder weiß, was in Zeiten des Coronavirus das größte Problem des Oktoberfests ist. „Die Wiesn ist das internationalste Fest, in dem die halbe Welt zu Besuch kommt", sagte er der Bild-Zeitung. Eng an eng singen, schunkeln und trinken die Besucher zusammen, Nähe ist hier unvermeidbar und erwünscht.

Dass Amerikaner und Australier wegen des weltbekannten Hofbräuhauses vor allem das Hofbräuhaus-Festzelt ansteuern, gehört dabei ebenso zu den Traditionen wie das sogenannte Italienerwochenende: Immer am zweiten Wochenende verwandelt sich die Wiesn zum „Festa d'ottobre", etwa 200.000 Italiener kommen im Schnitt jedes Jahr über den Brenner nach München.

"Wiesn-Grippe" ist nichts neues

Vor allem der Umstand, dass auch zum bisher geplanten Oktoberfestbeginn am 19. September noch keine Impfung gegen das Coronavirus zu erwarten ist, lässt den Wiesn-Besuch aus Italien kaum vorstellbar erscheinen. Der Virologe Alexander Kekule nannte ein Oktoberfest in diesem Jahr bereits „ausgeschlossen".

Das mehr als fünf Monate vor dem geplanten Beginn kompromisslos klingende Urteil lässt sich mit Erfahrungswerten recht gut begründen. Dass die Besucher Viren nach Bayern bringen ist für die Münchner nichts neues. So kennen die Einheimischen selbst das Phänomen der „Wiesn-Grippe". Spätestens ab dem zweiten Oktoberfest-Wochenende registrieren die Münchner Ärzte vermehrt Patienten mit Erkältungssymptomen. Die Stadt erklärt das so, dass die sechs Millionen Wiesn-Besucher „neben Vorfreude und Durst auch ein paar Viren mit auf die Theresienwiese bringen" – das Coronavirus hätte dort also leichtes Spiel.

Auf der Theresienwiese in München findet das Oktoberfest normalerweise statt.
© DPA

Hoffnung auf Kompromisslösung bleibt

Söders Äußerung, die Wiesn könne wenn dann nur unter völlig anderen Voraussetzungen stattfinden, lässt manche zumindest auf einen Kompromiss hoffen. Die Wiesn-Wirte brachten schon ein Fest nur für Münchner ins Gespräch. In der Geschichte des Oktoberfests gab es auch bereits kleinere Feiern, die Herbstfest hießen.

Allerdings gab es in der 210-jährigen Geschichte des 1810 erstmals veranstalteten Fests auch immer wieder vollständige Absagen, weshalb im vergangenen Jahr erst zum 186. Mal gefeiert wurde. Oft waren Kriege der Anlass dafür, darunter natürlich die beiden Weltkriege. Aber auch Seuchen führten zur Absage: Erstmals war dies 1854 so, als die Cholera in München besonders stark wütete. (AFP/APA)

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