Coronavirus

Studien lassen auf "günstigen" Effekt von Quarantäne-Maßnahmen schließen

Den größten Effekt bei der Eindämmung der Corona-Pandemie dürfte laut Forschern wohl die Kombination aus Quarantäne und sozialer Distanzierung haben.
© INA FASSBENDER

Studien zeigen, dass Quarantäne eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus-Ausbruchs ist – die Anzahl an Neuinfektionen und Todesfällen kann laut Forschern merklich reduziert werden.

Wien – Häusliche Quarantäne wird in vielen Ländern, darunter auch Österreich, für all jene vorgeschrieben, die engen Kontakt mit einer infizierten Person hatten oder die aus Risikogebieten einreisen. In einer Literaturstudie der Donau-Universität Krems ergab sich, dass es wahrscheinlich einen positiven Effekt solcher Maßnahmen gibt. Die Annahme beruht bei Covid-19 aber auf Modellrechnungen.

"Mehr als 2000 Studien wurden gesichtet, von denen schlussendlich 29 als relevant eingestuft und für den Review ausgewertet wurden. Zehn davon befassten sich direkt mit Covid-19, die anderen Studien lieferten indirekte Evidenz zu SARS und MERS – Krankheiten, die von nahe verwandten Coronaviren ausgelöst werden", hieß es in einer Aussendung der Universität.

Je früher Quarantäne startet, desto effektiver

Die Ergebnisse der Studien zeigten, dass Quarantäne eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus-Ausbruchs sei – die Anzahl an Neuinfektionen und Todesfällen könne merklich reduziert werden. Ergebnisse zeigten, dass Quarantäne effektiver wäre und weniger koste, je früher sie starte.

"Alleinige Quarantäne von Personen, die Kontakt mit Infizierten hatten, würde aber wahrscheinlich nicht ausreichen, um den Ausbruch von Covid-19 einzudämmen. Die Kombination mit anderen Maßnahmen wie 'Soziale Distanzierung' oder Schulschließungen zeigte größere Effekte als Quarantäne alleine. Bei der individuellen Quarantäne für Rückkehrende aus Risikogebieten fand der Review vergleichsweise geringe Effekte", hieß es in der Aussendung. Damit ist offenbar der Sinn von freiwilliger Heimquarantäne nach – gesunder – Heimkehr aus Regionen mit SARS-CoV-2-Infektionen eher zu bezweifeln.

Die Experten drückten bezüglich ihrer Ergebnisse vorsichtig aus: "Die Evidenzbasis für diese Schussfolgerungen ist keinesfalls unumstößlich: Alle zehn Studien, die sich direkt auf Covid-19 beziehen, sind mathematische Modellierungen des Pandemieverlaufs. Solche Modelle basieren auf Annahmen beispielsweise zu Übertragungsraten, Inkubationszeiten oder Krankheitsverläufen. Diese Annahmen beruhen auf dem aktuellen Wissensstand über SARS-CoV-2, beziehungsweise Covid-19, der laufend erweitert wird. Darum sind die Annahmen mit einem hohen Maß von Unsicherheit verbunden."

"Da es noch keine Beobachtungsstudien zu Quarantäne bei Covid-19 gab, mussten wir auf mathematische Modellierungen und indirekte Evidenz von SARS- und MERS-Ausbrüchen zurückgreifen", wurde Erstautorin Barbara Nußbaumer-Streit zitiert. "Trotz dieser Unsicherheit sind die Ergebnisse aller Studien in unserem Review konsistent und weisen auf einen günstigen Effekt von Quarantäne-Maßnahmen hin.

Jetzt ist es entscheidend, die Krankheitsdynamik von Covid-19 so schnell wie möglich genauer zu erforschen, um Modellrechnungen zu aktualisieren und die Auswirkungen von Maßnahmen besser abschätzen zu können. Langfristig braucht es gut durchgeführte Beobachtungsstudien, die die Wirksamkeit von Quarantäne und anderen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 bewerten", betonte die Autorin. Die Universität selbst bezeichnete die Literaturstudie "im Auftrag der WHO" als "Balanceakt zwischen methodischer Sorgfalt und Geschwindigkeit". (APA)

Verwandte Themen