Gewaltprävention: Neue österreichweite Hotline für Männerberatung
Die „Männerinfo“ bietet seit Montag Männern, die Gewalt in der Familie vorsorglich behandeln wollen oder schon gewalttätig geworden sind, eine Rufnummer. Die Finanzierung der Hotline ist aber noch ausständig.
Wien – Seit Montag gibt es eine neue österreichweite Rufnummer für Männer, die Gewalt in der Familie präventiv behandeln wollen oder schon gewalttätig geworden sind. Unter 0720/704400 bietet die „Männerinfo" von an den Wochentagen von 10 bis 18 Uhr zum Ortstarif professionelle Krisen-, Deeskalations- und Konfliktberatung. Die Finanzierung des Betriebs ist noch nicht gesichert.
„Die Rufnummer wird von sechs österreichischen Männerberatungsstellen abwechselnd betreut. Für uns ist das ein Meilenstein", sagte Alexander Haydn, Leiter der Gewaltarbeit bei der Männerberatung Wien. Darunter ist auch die Tiroler Männerberatung „Mannsbilder". Erfolgt ein Anruf bei der „Männerinfo", wird je nach Situation zunächst Krisenintervention geboten oder die Männer erhalten Auskunft – etwa, wenn sie mit einem Betretungsverbot konfrontiert sind. Derzeit könne lediglich auf Deutsch beraten werden, fremdsprachige Angebote wäre jedoch sinnvoll und die Kompetenzen in einigen Einrichtungen auch vorhanden, so Haydn.
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Gründung der Helpline hat nichts mit Corona zu tun
In einem zweiten Schritt soll den Männern Beratung von Angesicht zu Angesicht geboten werden. Dafür werden die Kontaktdaten des Anrufers nach dessen Zustimmung an die nächstgelegene regionale Beratungsstelle übermittelt, die in der Folge Kontakt aufnimmt. „In den meisten Fällen wird dann ein Anti-Gewalt-Training in der Gruppe oder auch allein durchgeführt", erklärte Haydn den typischen Ablauf. Zudem findet ein fallbezogener Austausch mit Opferschutzeinrichtungen statt, falls etwa die von der Gewalt des Mannes betroffene Lebensgefährtin dort untergekommen ist.
Die Gründung der „Männerinfo" hat nichts mit dem Coronavirus oder den derzeit gültigen Ausgangsbeschränkungen zu tun, stellte der Leiter klar. „Wir sind keine Corona-Einrichtung. Wir sind hier, um zu bleiben", betonte Haydn. Gewalt in der Familie sei auch ohne Ausgangsbeschränkungen schlimm genug. „Wir haben befürchtet, dass mit den Ausgangsbeschränkungen eine riesige Welle auf uns zukommen wird. Tatsächlich gibt es aber keinen massiven Anstieg an Kontaktaufnahmen. Auch die Zahl der Wegweisungen hat sich in den letzten vier Wochen nur leicht erhöht und ist nicht explodiert", sagte Haydn.
Männer rufen immer wieder bei Frauenhelpline an
Derzeit ist der Betrieb der Rufnummer noch nicht finanziert. „Wir rechnen damit, dass wir bei vier Vollzeitarbeitskräften mit 200.000 bis 250.000 Euro Förderung im Jahr auskommen würden", meinte der Leiter der Männerberatung Wien. Förderansuchen an das Innen- und Sozialministerium sowie an die jeweiligen Sozialräte in den Bundesländern seien in Arbeit. Das Frauenministerium werde dagegen nicht um Finanzierung gebeten, da den ohnehin mitunter unterfinanzierten Opferschutzeinrichtungen „kein Geld abgezwackt" werden solle. „Diese Rufnummer sollte kein ehrenamtliches Angebot sein. Wir sind professionell und langjährig in dieser Sparte tätig und hoffen auf Förderungen, damit wir langfristig arbeiten können", so Haydn.
Maria Rösslhumer, Leiterin der Frauenhelpline, zeigte sich über das neue Angebot erfreut: „Es ist wichtig, dass Männer eine zentrale Anlaufstelle haben und wir eng zusammenarbeiten." Bei der Frauenhelpline würden immer wieder auch Männer anrufen, die nicht wissen, wo sie sich hinwenden sollen. „Wir werden das Angebot auf unsere Webseite stellen und auf die neue Nummer hinweisen", versprach Rösslhumer.
Wichtige Nummern und Kontakte
➡️ Männerinfo: Telefonisch unter 0720/704400 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) oder per E-Mail an beratung@maennerinfo.at
➡️ Corona-Sorgen-Hotline: 0800/400120 (8 bis 20 Uhr)
➡️ Telefonseelsorge rund um die Uhr: 142