Corona-Krise

Auswirkungen der Corona-Krise: Land Tirol warnt vor Gefahr für Kinder

(Symbolfoto)
© Maurizio Gambarini

Landesrätin Gabriele Fischer betonte heute gemeinsam mit zwei Verantwortlichen aus dem Sozialbereich die Gefahr, die derzeit für Kinder und Jugendliche drohe. Die Folgen seien potentiell dramatisch, auch weil diese sich schwieriger unbemerkt Hilfe holen könnten. Dass es so wenige Meldungen von Gewalt in der Familie gebe, sei als Alarmsignal zu deuten.

Innsbruck – Viel sei in den vergangenen Wochen zur Corona-Krise und der Betroffenheit verwundbarer Gruppen gesagt worden, auch in Pressekonferenzen, ausgelassen worden seien oftmals Kinder und Jugendliche. Mit dieser Sorge wandte sich Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) gemeinsam mit Petra Sansone, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH, und Elisabeth Harasser, Kinder- und Jugendanwältin von Tirol, an die Öffentlichkeit. „Wenn die Situation zuhause ohnehin schon angespannt ist oder bereits unterschwellige Gewaltstrukturen vorliegen, kann die derzeitige Kontaktbeschränkung für Kinder und Jugendliche dramatische Folgen haben“, warnt Fischer.

Statistiken hatten in den vergangenen Wochen keinen Anstieg bei Gewalt in Familien gezeigt. „Seit dem 16. März gab es im Kinderschutz kaum Anfragen“, berichtet auch Petra Sansone. Zwar werden die offenen Fälle aktiv betreut, es kommen aber keine zusätzlichen hinzu – dies sei ungewöhnlich und mit Vergleichszahlen und Erfahrungen aus den Vorjahren nicht zu begründen. „Das Telefon steht beinahe still", so Sansone. Das sei jedoch nicht beruhigend, sondern ein Alarmsignal.

Wichtige Kontakte

📲 Eine zentrale landesweite Anlaufstelle, an die sich Kinder und Jugendliche im Bedarfsfall wenden können, ist Rat auf Draht unter der Nummer 147.

♦️ Erreichbarkeiten des Kinderschutz Tirol:

Kinderschutzzentrum Innsbruck, Tel.: 0512 58 37 57

Kinderschutzzentrum Imst, Tel.: 05412 634 05

Kinderschutzzentrum Wörgl, Tel.: 05332 721 48

Kinderschutzzentrum Lienz, Tel.: 04852 714 40

Kinderschutzzentrum Reutte, Tel.: 05672 64510

♦️ Auch die Kinder-und Jugendanwaltschaft ist für Beratung und Hilfe erreichbar: kija@tirol.gv.at oder 0512 508 3792 von Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr

♦️ Beratung für von Gewalt betroffene Menschen leisten das Tiroler Frauenhaus 0512 342112 und das Gewaltschutzzentrum Tirol 0512 571313

Höhere Hürden für Meldung von Verdachtsfällen

„Durch die – de facto – Schließung von Schulen und Kindergärten, aber auch durch ausbleibende Besuche bei Kinderärztinnen und -ärzten bzw. bei psychosozialen und Gesundheitsberufen fällt eine große Gruppe an Personen weg, die einen Verdacht auf Gewalt gegen Kinder melden könnten oder sich im Sinne der professionellen Beratung an uns wenden“, berichtet Sansone.

Gleichzeitig seien aufgrund der Ausgangsbeschränkungen Familien in erster Linie unter sich und 24 Stunden auf teilweise engem Raum zusammen – es könne sich kaum jemand „unbemerkt“ an die Beratungsstelle wenden, ohne sich erklären zu müssen.

Elisabeth Harasser, Kinder- und Jugendanwältin von Tirol, appellierte: „Kinderschutz steht und fällt mit Hinschauen und Handeln – hier sind sowohl die Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen, aber auch außenstehende Personen aufgerufen, Missstände aufzuzeigen und sich an die entsprechenden Stellen zu wenden." Wenn laute Auseinandersetzungen in der Nachbarschaft wahrgenommen werden, sollten diese ernstgenommen und gemeldet werde, so Harasser.

📽 Video | Der Livestream zum Nachschauen

Umfeld gefordert, Fischer fordert „aufeinander schauen"

„Auch die Gefahr von sexualisierter Gewalt steigt in Zeiten der Kontaktsperre. Die Täter können sich nämlich derzeit sicher sein: das Kind kann und wird sich niemandem anvertrauen“, meint Harasser. Aus diesem Grund sei das nahe Umfeld noch mehr gefordert und sollte sich bei Verdacht an den Kinderschutz wenden.

„Scheuen Sie sich nicht, sich mit den Kinderschutzzentren oder der Kinder- und Jugendanwaltschaft in Verbindung zu setzen“, unterstützte das Fischer. „In dieser herausfordernden Zeit müssen wir aufeinander schauen – falsche Zurückhaltung kann Kinder und Jugendliche in Gefahr bringen“. (TT.com)

📽 Video | Situation von Kindern und Jugendlichen

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