Gleich viele Alpintote trotz Corona-Ausgangsbeschränkungen
Obwohl seit Mitte März 2020 der Bergsport in Österreich drastisch eingeschränkt und zum Teil verboten war, gab es im gesamten Winter 2019/2020 etwa genauso viele Alpintote wie im Vorjahr. In den Tiroler Bergen starben von November bis April 46 Menschen.
Innsbruck – Bei insgesamt 4738 Unfällen starben in dieser Wintersaison 116 Personen auf Österreichs Bergen, 46 davon kam in Tirol ums Leben. Wie jedes Jahr legt das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit gemeinsam mit der Alpinpolizei und der Bergrettung die Zahlen zu Alpinunfällen in Österreich vor. Besonders spannend ist heuer der Vergleich von März und April – dem Zeitraum in dem Quarantäne- und Ausgangsbeschränkungen gegolten haben – mit den Vorjahren. Der Corona-Effekt schlage sich eindeutig in der Statistik nieder, so der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit Karl Gabl.
Unfälle während der Quarantäne
"Sehr deutlich" seien die die Auswirkungen der Ausgangssperre in der alpinen Unfallstatistik zu sehen, so Gabl. Die Schließung von Skigebieten habe etwa dazu geführt, dass zwischen 15. März und 19. April lediglich acht Unfälle auf Pisten oder bei Skitouren passierten. "Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 458 Pisten- oder Skitourenunfälle, im Zehnjahresmittel 413", so Gabl. Das lässt sich auch in den Tirol-Zahlen erkennen: Gab es im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch 382 Unfälle in den Tiroler Bergen so gab es heuer nur 35.
Obwohl seit Mitte März 2020 der Bergsport in Österreich drastisch eingeschränkt bzw. zum Teil verboten war, gab es im gesamten Winter 2019/2020 etwa genauso viele Alpintote wie im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Berücksichtigt man zudem andere Sportarten, relativiert sich das Bild. Zwar waren es bei Skiunfällen wie Skitour oder Piste deutlich weniger Unfälle. Beim Wandern oder Bergsteigen waren es mit 47 sogar mehr Unfälle als im langjährigen Mittel (36) und nur 7 weniger als 2019. Auch beim Mountainbiken verletzten sich 5 Personen, nur eine weniger als im zehnjährigen Mittel.
46 Personen starben auf Tirols Bergen, fünf davon unter Lawinen
Wie auch in den vergangenen Jahren starben in Tirol mehr Personen bei Alpinunfällen als in anderen Bundesländern. Mit 46 Toten stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr zwar an, wobei damals verglichen mit anderen Jahren relativ wenige Personen ums Leben kamen. 17 Personen starben in Tirol auf Pisten oder Skirouten, 5 kamen unter Lawinen ums Leben.
Unfälle gab es in Tirol 2069. Das sind fast 44 Prozent aller Unfälle in Österreich. Daran beteiligt waren 3293 Personen. Verletzt haben sich davon 2258, fast drei Viertel auf den Pisten. Zum Vergleich: Österreichweit waren es insgesamt 5099 Verletzte – wobei die meisten Unfälle im Jänner passierten.
Rodelunfälle haben zugenommen
Auffallend ist, dass die Rodelunfälle in Tirol mehr geworden sind, während sie in österreichweit ungefähr gleich blieben. 20 Unfälle mehr als noch im Vorjahr waren heuer in Tirol zu verbuchen, nämlich 102. Rund die Hälfte aller Rodelunfälle (207) ist damit in Tirol passiert. Insgesamt kamen 5 Personen beim Rodeln ums Leben, 3 davon in Tirol.
18 Prozent der Verunfallten verletzten sich am Kopf, wobei hier Verletzungen im Vergleich zum Jahresmittel leicht zurückgingen. Zwölf Prozent trugen Verletzungen an der Wirbelsäule davon, gefolgt von Unterschenkel-, Fuß- und Knieverletzungen. Was die Helmtragemoral betrifft, sei beim Rodeln noch Potential vorhanden, so das Kuratorium. Eine Auswertung aus der Wintersaison 2018/19 ergab, dass rund 41 Prozent der verunfallten Rodler ohne Helm unterwegs waren, 35 Prozent mit Helm und bei 24 Prozent war es nicht bekannt. Auf den Skipisten gehört der Helm hingegen längst zur Standardausrüstung – 9 von 10 Skifahrern tragen einen Kopfschutz.
Geführte Touren sind sicherer
Die Nationalität der Verunfallten auf Österreichs Pisten sieht folgendermaßen aus: Rund 39 Prozent kommen aus Deutschland, etwa 22 Prozent aus Österreich und 7 Prozent aus den Niederlanden. Der Rest verteilt sich auf andere Länder. Die Anzahl der Unfälle mit Fahrerflucht im Verhältnis zur Anzahl der erfassten Unfälle auf Pisten/Skirouten liegt im langjährigen Mittel bei etwa 22 Prozent.
Bei den Ausflügen im freien Gelände bemerkt man einen eindeutigen Trend. Geführte Touren würden ein klares Sicherheitsplus bieten, betont der Experte. „Von den etwa 3500 Alpintoten im Zeitraum von 2006 bis 2018 waren mehr als 99 Prozent ohne Bergführer unterwegs. Das zeigt sehr deutlich, dass bei geführten Touren die Sicherheit maximal erhöht und das Risiko sehr deutlich gesenkt wird“, erklärt Gabl. (TT.com/tkl)