Corona-Krise in Tirol

Fokus auf Tests von Behinderten, Mittel für Arbeitslose sollen erhöht werden

Soziallandesrätin Gabriele Fischer, LH Günther Platter und Georg Schärmer, Direktor der Caritas Tirol, informierten in einer Videopressekonferenz zur aktuellen Corona-Situation in Tirol unter dem sozialen Gesichtspunkt.
© Land Tirol

1985 Personen im Bereich der Behindertenhilfe in Tirol seien bereits getestet worden, die Auswertung liege zur Hälfte vor. In der Pressekonferenz kündigte LH Günther außerdem an, nach dem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit die Mittel aufzustocken, wenn dies nötig sei.

Innsbruck – In Tirol wird derzeit ein Fokus auf die Coronavirus-Testung von behinderten Menschen gelegt. 1.985 Personen im Bereich der Behindertenhilfe seien bereits getestet worden, die Auswertung liege zur Hälfte vor. Sieben Menschen waren mit dem Virus infiziert, drei bereits wieder genesen, teilte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Donnerstag bei einer Videopressekonferenz mit.

Die Testungen seien freiwillig, erklärte der Landeshauptmann. Auch für die 3.380 Mitarbeiter im Bereich der Behindertenhilfe bestehe keine gesetzliche Verpflichtung. Der „überwiegendste Teil" der Mitarbeiter zeige aber große Bereitschaft, sich testen zu lassen, hieß es seitens des Landes auf APA-Nachfrage. Das Land richtet sich mit den Tests übrigens nicht nur an die rund 1.000 Klienten in den stationären Einrichtungen, sondern auch an die über 10.000 zuhause Befindlichen.

Marianne Hengl, Obfrau des Vereins RollOn Austria, einer Organisation für beeinträchtigte Menschen, betonte indes die Wichtigkeit der Testungen und mahnte überdies eine "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" aller Betroffenen ein, damit der „Neustart" gelingen könne. In den vergangenen Wochen der Krise sei "über uns gesprochen worden, aber nicht mit uns", beanstandete sie. Sie würde sich wünschen, dass „die Landessanitätsdirektion auf uns zugeht". „Denn wir sind unsere eigenen Experten", meinte Hengl über die behinderte Menschen sowie jene im Bereich der Behindertenhilfe Tätigen. Die behinderte Menschen pflegenden Angehörigen seien zudem "am Limit" und hätten "keine Kraft" mehr.

Platter: „Aus Gesundheitskrise darf keine soziale Krise werden"

Thema der Pressekonferenz waren zudem die sozialen Konsequenzen der Gesundheitskrise. In Tirol stieg die Arbeitslosigkeit im April im Vergleich zum Vorjahr um 172,9 Prozent auf 45.782 Menschen an. „Aus der Gesundheitskrise darf keine gesellschaftliche und soziale Krise werden", so Platter. Man müsse auf die Schwächsten in der Gesellschaft schauen, zu denen auch die Behinderten gehören würden.

Im Bereich zusätzlicher finanzieller Mittel im sozialen und wirtschaftlichen Bereich erinnerte der Landeshauptmann an den Rahmenbeschluss der Landesregierung über 400 Millionen Euro – sowie konkret an den Arbeitnehmerfonds über 20 Millionen Euro. Falls weitere finanzielle Mittel benötigt werden, werde man aufstocken. Dabei wolle man aber abgestimmt mit den Maßnahmen des Bundes vorgehen. Es gehe etwa darum, die ein oder andere etwaige „Lücke" zu schließen. Nur weitere Gelder auszuschütten, sei aber nicht alleinentscheidend, vielmehr gehe es auch um „Effizienz". Er habe jedenfalls alle Regierungsmitglieder beauftragt, „Vorschläge auszuarbeiten", so Platter.

Es gehe darum, die wirtschaftlichen Folgen „so gut wie möglich abzufedern", ergänzte Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne). „Niemand wird zurückgelassen", meinte Fischer. Sollte beispielsweise jemand seine Miete nicht mehr bezahlen können, werde nicht der Verlust der Wohnung eintreten, versprach die Landesrätin.

Tirols Caritas-Direktor Georg Schärmer sprach sich für eine tabulose Diskussion aus, was soziale Hilfen betrifft. Dazu gehöre etwa ein existenzsicherndes Grundeinkommen. Zudem habe die Coronakrise auch ihr Gutes: „Mancher Gartenzaun und manche Mauer wurde überwunden. Die Corona-Zeit ist zur Versöhnungszeit geworden". (APA, TT.com)

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