Ryanair streicht Stellen und droht mit Lauda-Schließung
Lauda-Jets würden laut Ryanair-Chef Michael O'Leary durch Ryanair-Flugzeugen ersetzt, sollte die Belegschaft nicht zu Lohnkürzungen und neuen Arbeitsverträgen bereit sein.
Dublin, Schwechat – Die durch die Coronapandemie verursachte Krise der Luftfahrtbranche führt nun auch bei der irischen Billigfluglinie Ryanair zu einem massiven Stellenabbau: Bis zu 3000 der weltweit 18.000 Stellen sollten in Kürze gestrichen werden, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Weiters hat Ryanair-Chef Michael O'Leary der österreichischen Tochter Laudamotion in Wien mit der Schließung gedroht.
Lauda-Jets würden mit Ryanair-Flugzeugen ersetzt, sollte die Belegschaft nicht zu Lohnkürzungen und neuen Arbeitsverträgen bereit sein, sagte der Chef der irischen Billigfluglinie, Michael O'Leary, im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. "Wir haben eine Frist bis zum 20. Mai gesetzt", sagte O'Leary. Sollten sich die Angestellten weigern, würde die Lauda-Basis in Wien geschlossen.
Ryanair werde in Kürze die Gewerkschaften über sein Restrukturierungs- und Stellenstreich-Programm informieren, teilte das in Dublin ansässige Unternehmen mit. Der Abbau von 15 Prozent der Stellen, der im Juli beginnen solle, sei "eine direkte Folge der beispiellosen Covid-19-Krise".
Ins Auge gefasst werden den Angaben zufolge außer der Streichung von bis zu 3000 Stellen bei Piloten und Kabinenpersonal auch unbezahlter Urlaub, Lohnkürzungen von bis zu 20 Prozent sowie die Schließung einiger Standorte in Europa. Auch die Bestellung neuer Maschinen komme auf den Prüfstand.
Die Fluggesellschaft rechnet damit, dass im April, Mai und Juni nur ein Prozent ihrer geplanten Flüge tatsächlich stattfindet. Die Kundennachfrage werde sich voraussichtlich erst im Sommer 2022 erholen.
"Das Minimum, das wir brauchen, um die kommenden zwölf Monate zu überleben"
"Die Lage ist düster", sagte O'Leary dem Sender Bloomberg TV. Sein Unternehmen werde heuer voraussichtlich weniger als 100 Millionen Passagiere statt wie geplant 154 Millionen Passagiere befördern. Er erwarte, dass die Regierungen in Europa ab Juli wieder einen normalen Flugbetrieb zulassen. Der Konzernchef will nach eigenen Angaben bis März 2021 auf 50 Prozent seines Gehalts verzichten.
Dem Sender BBC sagte O'Leary, der geplante Stellenabbau sei "das Minimum, das wir brauchen, um die kommenden zwölf Monate zu überleben". Wenn nicht bald ein Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus gefunden werde und die Nachfrage nach Flügen wieder zunehme, sei Ryanair voraussichtlich zu weiteren Stellenstreichungen gezwungen.
Die britische Gewerkschaft Unite rief den Konzern zu einem Verzicht auf den Stellenabbau auf. Ryanair habe umfangreiche Rücklagen und sei besser für die Bewältigung von Krisen ausgestattet als andere Unternehmen, argumentierte die Arbeitnehmervertretung.
Kein Hilfsprogramm für die Branche in Großbritannien
British Airways hatte diese Woche angekündigt, 12.000 und damit mehr als ein Viertel seiner Stellen zu streichen. Die britische Fluggesellschaft Virgin Atlantic bemüht sich im Kampf ums Überleben um Staatshilfen - bisher vergeblich.
Trotz der Luftfahrt-Krise schloss die britische Regierung am Freitag ein Hilfsprogramm eigens für diese Branche aus. Fluggesellschaften profitierten wie andere Unternehmen von den Programmen zur Rettung von Arbeitsplätzen und zum Schutz vor Einkommensverlusten, sagte ein Regierungssprecher. Die Coronavirus-Pandemie trifft die Luftfahrtbranche schwer, der Flugverkehr ist weltweit massiv zurückgegangen. Auch Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa steckt in der Krise.
Beim Londoner Großflughafen Heathrow führt unter anderem die Coronakrise nach Betreiberangaben dazu, dass der Bau einer dritten Startbahn um "mindestens zwei Jahre" verschoben werde. Bisher war geplant gewesen, 2022 mit dem auf vier Jahre veranschlagten Bau der dritten Startbahn zu beginnen. Für die Verzögerung sorgt auch eine Klage von Umweltaktivisten gegen das Bauvorhaben, der ein Gericht Ende Februar stattgab. Die Heathrow-Betreiberfirma legte Berufung ein. (APA, AFP, Reuters)