Nach Shutdown Geschäfte wieder offen, Umsatzminus uneinholbar
Am ersten Tag der Öffnung der Geschäfte ist die Bilanz laut Handelsverband „vorsichtig positiv". In den nächsten Tagen wird aber wieder ein Erlösrückgang erwartet.
Wien – Schönes Wetter, viele Passanten und teils Warteschlangen am Eingang: Auf den ersten Blick schien das Re-Opening der großen Geschäfte geglückt. Ein genauerer Blick zeigte jedoch, dass sich der große Andrang vorrangig auf Elektronikketten konzentrierte. Stores anderer Branchen waren aber oft nur mäßig besucht. Der Handel sei noch „weit weg vom Hurra", urteilt man in der Wirtschaftskammer.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will ortet einen Umsatz-„Einmaleffekt" am ersten Tag der kompletten Geschäftsöffnung nach dem knapp siebenwöchigen Corona-Shutdown. „Insgesamt ist die Bilanz aber vorsichtig positiv", sagte er am Samstag zur APA.
So hatte der Elektrohändler Mediamarkt/Saturn hatte für den ersten Tag mit eher wenigen Kunden gerechnet. "Doch unsere Vermutungen haben sich nicht bestätigt - wir konnten in all unseren Märkten quer durch Österreich einen sehr starken Kundenandrang registrieren", sagte eine Sprecherin.
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Warten auf Gastro-Öffnung
Unter anderem bildeten sich am Samstag längere Schlangen bei Möbelhändlern, Elektronikketten und Friseuren. In den nächsten Tagen erwartet Will aber „noch mal eine rückläufige Entwicklung" bei den Erlösen. Erst mit der Wiedereröffnung der Gastronomie am 15. Mai und einer damit verbundenen Frequenzsteigerung in Innenstädten, Einkaufsstraßen und Shoppingcentern werde es eine Umsatzstabilisierung geben, aber auf niedrigerem Niveau als vor der Krise. In den nächsten Monaten fehlen aber weiterhin die ausländischen Touristen als wichtiger Umsatzbringer für den heimischen Handel.
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Um schnell Geld in die Kasse zu bringen, setzen viele Händler nun auf hohe Rabatte. Die Liquiditätshilfen für die Unternehmen seien „leider noch nicht ankommen", sagte der Handelsverband-Geschäftsführer. Er warnte vor „einer riesigen Liquiditätsfalle, die sich in nächsten Wochen verschärfen wird".
Die Umsatzverluste durch die coronabedingte Zwangspause seinen für die meisten Händler und Geschäfte in Österreich uneinholbar. Außerdem würden weiterhin die ausländischen Touristen als Umsatzbringer fehlen. Mitte April durften bereits kleinere Geschäft mit einer Verkaufsfläche von unter 400 Quadratmetern wieder öffnen. "Man wird dort und da noch Umsatz reinholen", erwartet WKÖ-Handelsobmann Peter Buchmüller. "Am Jahresende wird ein Umsatzminus übrigbleiben." Finanziell werde es für zahlreiche Handelsbetriebe "sehr knapp". Bei den Überbrückungskrediten mahnt Buchmüller zu mehr Schnelligkeit bei der Abwicklung. Wenn es mehr Liquidität für die Unternehmen erst in ein paar Monaten gebe, dann sei es vielleicht schon zu spät. "Es wird Händler geben, die es nicht überstehen", so der WKÖ-Handelsobmann.
Um die Konjunktur und die Konsumausgaben in der Corona-Krise anzukurbeln, drängt der Handelsverband weiterhin auf eine vorgezogene Steuerreform. Es gehe zuerst um eine Tarifsenkung für Geringverdiener, um damit den Konjunkturmotor ins Laufen zu bringen. (APA, TT.com)