Sieben Wochen Trainingsverbot und weiter kein Ende in Sicht
Der FC Wacker Innsbruck hätte im Tivoli-Areal die besten Voraussetzungen, alle Corona-Vorgaben zu erfüllen, Trainingserlaubnis gibt es für den Zweitligisten aber immer noch keine.
Von Wolfgang Müller
Innsbruck – „Berufsverbot“ – ein Virus sorgt im Fußball-Getriebe weltweit für einen veritablen Kolbenreiber. Der monatelange Stillstand mitten in der „normalerweise“ heißesten Zeit des Jahres trifft und belastet natürlich auch Spieler und Trainerstab des FC Wacker. „Seit ich als Zwei- oder Dreijähriger zum ersten Mal gegen den Ball getreten habe, hat es so eine Situation noch nie gegeben“, sehnt sich Thomas Grumser nach den ersten Trainingseinheiten mit Ball auf grünem Rasen: „Wir gehen jetzt in die achte Woche mit Cybertraining. Heißt, wir versuchen, das Beste aus dieser außergewöhnlichen Situation zu machen. Aber jetzt wird es langsam Zeit, dass die Jungs endlich wieder auf den Rasen dürfen.“
Der Wacker-Coach hat in Anbetracht der angespannten Pandemielage Verständnis für das Maßnahmenpaket, hinterfragt als mündiger Bürger aber freilich schon die ein oder andere Vorgabe. „Uns wird ja ein Berufsverbot auferlegt. Außerdem werden wir als professionell geführter FC Wacker mit dem Trainingsverbot dem Breitensport gleichgestellt. Das finde ich einfach nicht in Ordnung“, vermisst der 40-Jährige Lösungsansätze zur Bewältigung der Krise. „Warum sich explizit auf Geisterspiele festlegen? 1500 bis 2000 wären in fast jedem Stadion mit Abstandsregel durchführbar. Das wäre so ein Ansatz. Außerdem hätten wir im Tivoli-Areal die besten Voraussetzungen, alle Vorgaben zu erfüllen, um zumindest in Kleingruppen trainieren zu können, wie das Lustenau und die zwölf Erstligisten schon machen dürfen.“ Im Moment heißt es weiter warten, wann die vom Ministerium gesteuerte Trainingsampel endlich auf Grün schaltet.
Und dennoch steht vor den kommenden Wochen weiter ein großes Fragezeichen. Wird die zweite Liga vorzeitig abgebrochen, und danach schaut es gegenwärtig aus, erhöht sich die Spielpause bis zum Beginn der neuen Saison (Ende August oder Anfang September) auf ein halbes Jahr. Denn die letzte Meisterschaftspartie absolvierte der FC Wacker am 7. März mit dem 1:0-Heimsieg gegen den FAC.
Vor 20 Jahren: Der Grumser-Hammer im Tivoli
Ist Thomas Grumser zurzeit als Wacker-Trainer zur Heimarbeit ohne Ball verdammt, war das in der Bundesligasaison 1999/2000 ganz anders. Als 20-jähriger Jungprofi wurde er als „Kooperationsspieler“ im Frühjahr aus Wattens zum FC Tirol zurückbeordert. Im breiten und qualitativ hochstehenden Kader der Innsbrucker hoffte das „Eigengewächs“ auf Einsatzminuten.
Am 5. Mai ließ es Grumser dann richtig krachen. Im Heimspiel gegen Austria Lustenau war der Tiroler Titelkandidat zum Siegen verdammt. Trotz zahlreicher Chancen wollte der erlösende Treffer einfach nicht fallen. In der 79. Minute schnappte sich der von Trainer Kurt Jara in der zweiten Halbzeit für Markus Anfang eingewechselte Grumser vor Kapitän Michael Baur selbstbewusst den Ball und nagelte die Kugel unter die Latte.
„Ein besonderes Erlebnis, das man nicht vergisst“, so Grumser, der damals im Anschluss an den 1:0-Sieg im alten Tivoli forsch erklärte: „Es freut mich umso mehr, dass ich es all jenen beweisen kann, die es mir nicht zugetraut haben.“ Der Rest ist Geschichte. Ingesamt zehn 1:0-Siege hatte der FC Tirol zu Buche stehen. Der Meistertitel nach zehnjähriger Pause wurde mit drei Punkten Vorsprung auf Sturm Graz dann auch „legendär“ gefeiert.