Österreicher mögen Home-Office, mit Kindern allerdings Doppelbelastung
Ein Viertel der Österreicher und Österreicherinnen arbeitet seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen von zu Hause aus. 7 von 10 wollen auch künftig häufiger von zu Hause aus arbeiten.
Wien – Viele wurden Mitte März unvorbereitet ins Home-Office gedrängt. Für die große Mehrheit war es aber nach einem Monat eine positive Erfahrung. Dass zugleich die Kinder auch daheimbleiben mussten, führte allerdings für Eltern zu einer Doppelbelastung, die das Erlebnis deutlich trübte, zeigt eine Umfrage von der zweiten Aprilhälfte. Dennoch wollen 7 von 10 Betroffenen auch künftig tele-arbeiten.
Ein Viertel der Österreicher und Österreicherinnen arbeitet seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen von zu Hause aus, 40 Prozent von ihnen hatte das davor noch nie getan, weitere 20 Prozent nur selten. Nach einem Monat Praxis ist aber die Zufriedenheit recht hoch, zeigt eine Umfrage unter 1000 Erwachsenen, die Dieter Scharitzer, Geschäftsführer von TQS Research & Consulting, gemeinsam mit Talk Online Panel in der zweiten Aprilhälfte durchgeführt hat. 86 Prozent können von Daheim aus Job und Familie gut oder sehr gut unter einen Hut bringen, fast 60 Prozent haben den Eindruck, dass ihre Produktivität höher ist als im Büro. Jeweils gut 70 Prozent macht die Arbeit daheim Spaß – und wollen auch nach der Corona-Pandemie diese Möglichkeit verstärkt nutzen. Dem steht allerdings ein Drittel der Daheim-Arbeiter gegenüber, die sich nicht gut konzentrieren können. „Trotz des abrupten Kaltstarts ins Home-Office am 15. März funktioniert das neue Arbeitsmodell hervorragend", fasst Scharitzer die Umfrageergebnisse zusammen. Auch die Kommunikation mit den Kollegen laufe überwiegend sehr gut. Ihren Arbeitgebern stellen die Befragten ein gutes Zeugnis aus.
Österreicher wollen eher mit Auto als in Öffis unterwegs sein
Abgesehen von der verstärkten Bereitschaft das Büro ins Wohnzimmer zu verlegen, zeichnen sich auch andere Veränderungen in der Gesellschaft ab. So lässt die Umfrage erwarten, dass sich die Menschen aus Angst vor einer Ansteckung in nächster Zeit eher mit dem Auto als mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen dürften. 75 Prozent wollen ausdrücklich nicht das Auto verkaufen und auf Öffis umsteigen, 57 Prozent wollen mehr Auto fahren. Außerdem kündigen 47 Prozent an, künftig weniger fliegen zu wollen – 30 Prozent wollen sich keine Flug-Einschränkungen auferlegen. Ein Viertel hat sich dazu allerdings noch keine Meinung gebildet.
Veränderung für Immobilienwirtschaft denkbar
Scharitzer sieht aber auch in einem anderen Bereich eine große Veränderung heraufziehen. Sollten die Österreicher tatsächlich deutlich mehr Home-Office machen und auch seltener in die Geschäfte gehen und stattdessen Online einkaufen, „dann wird es langsam vielleicht eng für die Immobilienwirtschaft und Eigentümer", denn „wer braucht dann die große Zahl an Gewerbe- und Büroimmobilien und Erdgeschoßflächen, die unsere Städte und Einkaufsstraßen ausmachen?".
Unter den Befragten gehen zwei Drittel davon aus, dass sich die Gesellschaft durch die Pandemie stark (48 Prozent) oder sehr stark (18 Prozent) verändern wird. Und ebenfalls zwei Drittel sehen die künftige Entwicklung nach der Pandemie eher positiv. (APA)