USA

Ungewöhnliche Videobotschaft: George W. Bush appelliert an gespaltene USA

George W. Bush richtet einen emotionalen Appell zur Einigkeit an die Amerikaner.
© EPA

Anders als der gleichaltrige Trump genießt Ex-Präsident Bush sein Leben als Pensionist und meldet sich nur selten zu Wort. Nun aber erinnert er ungewohnt deutlich daran, dass sein Land nur gemeinsam durch die Corona-Krise komme – und setzt sich in Ton und Inhalt vom amtierenden Präsidenten ab.

Washington – Es ist in Amerika gute Tradition, dass sich ehemalige Präsidenten nicht unaufgefordert zu aktuellen Themen zu Wort melden. Der relativ zurückgezogen lebende, frühere Staatschef Georg W. Bush bricht mit dieser Praxis. In einem via Twitter verbreiteten Video appelliert Bush an den Gemeinsinn der Amerikaner, an ihre Solidarität und ihre Empathie und spricht ihnen Mut zu in der Corona-Krise.

„Mitgefühl und Freundlichkeit sind mächtige Werkzeuge einer sich erholenden Nation", appelliert Bush in dem gut zweieinhalb Minuten langen Video, unterlegt von kraftstrotzenden Bildern. Der sehr amerikanische Clip strotzt von Pathos und erinnert an einen Trailer zum nächsten Hollywood-Blockbuster.

Dennoch ist diese seltene Einlassung des Ex-Präsidenten ungewöhnlich. Der mutmaßliche Anlass: das Coronavirus, Amerikas beispiellose Wirtschaftskrise und die zunehmend aggressive Stimmung im Land, nachdem in einigen Bundesstaaten zum Teil schwer bewaffnete Bürger gegen Kontaktverbote protestiert hatten.

Bush erinnert an Zeit nach 9/11

Angeheizt wurden diese Proteste nicht zuletzt vom amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Der ist zwar wie Bush Republikaner, schlägt aber in diesen Wochen einen ganz anderen Ton an: Trump lobt vor allem die eigene Arbeit und ist fest im Wahlkampfmodus, attackiert am Wochenende die demokratische Mehrheitsführerin Nancy Pelosi und erfreut sich an der Gesundheit von Kim Jong Un. Zudem war Trump in den vergangenen Wochen wiederholt mit widersprüchlichen Aussagen, unwahren Behauptungen und Unwissen aufgefallen, sowie mit den üblichen Attacken auf Medien und Kritiker.

Die Vereinigten Staaten sind das derzeit mit Abstand am schwersten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Der 73-jährige Bush betrachtet es offenbar deshalb als nötig, selbst etwas zu dieser Krise zu sagen und erinnert an die große Krise der USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, als er selbst Präsident war. Das Land habe sich damals erholt, weil die Menschen zusammengehalten hätten und jeder seinen Pflichten nachgekommen sei.

Auch in der Virus-Krise gelte es, zusammenzustehen, appelliert Bush. Die politischen Unterschiede seien viel kleiner als die Gemeinsamkeiten gleichermaßen verletzlicher Menschen im Angesicht der gewaltigen Virus-Bedrohung. Bush ruft auf zu Solidarität mit Alten, Vorerkrankten und Arbeitslosen, während sein Nach-Nachfolger Trump sich für eine Lockerung der Maßnahmen und ein Wiederhochfahren des Wirtschaftslebens ausspricht.

Am Dienstag hatte die Fallzahl in den USA die Millonengrenze überschritten. Laut aktuellsten Erhebungen der New York Times haben sich in den USA bisher mehr als 1.138.756 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Demnach sind dort bislang mindestens 66.445 Menschen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. (TT.com)

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