Volleyball

Achammer: „Ich mache mir große Sorgen um den Volleyballsport“

Dass erstmals schon im Mai das neue Bundesliga-Team komplett ist, stimmt Therese Achammer zumindest zuversichtlich.
© VCT

Das Aus der Hypo-Profis, Corona und der Landesverband stimmen die Grande Dame des Tiroler Volleyballs, Therese Achammer (78), nachdenklich.

Wie läuft es im Volleyballsport? Wie sieht der derzeitige Plan zu einer Rückkehr in die „Normalität“ aus?

Therese Achammer: Halbwegs normal läuft bei uns noch gar nichts. Für einen Hallen- und Mannschaftssport ist es besonders schwer. Vor allem, weil unser Haupttrainingsort, die Leitgebhalle, vielleicht sogar bis September gesperrt bleibt. Einen Hoffnungsschimmer haben wir aber bekommen: Ab 3. Juni ist im Landessportcenter ein Training wieder möglich.

Die Fußballer mit mehr Körperkontakt sind da schon weiter ...

Achammer: Das verstehe ich auch nicht. Die Handballer und Basketballer sind ebenso voraus. Ich vermisse, dass sich der Tiroler Verband für uns starkmacht, mehr interveniert und geschaut wird, dass es schnell zu vertretbaren Lösungen kommt. Eltern von Volleyball spielenden Kindern rufen ständig bei mir an. Ich muss sie leider alle vertrösten. Aber auch sonst läuft es im Verband nicht rund. Wäre ich jünger, würde ich mich glatt noch als Präsidentin bewerben.

VCT-Obfrau Therese Achammer.
© VCT/Zigler

Warum?

Achammer: Man hat den Eindruck, es wird nicht auf alle Tiroler Vereine geschaut. Die noch nicht ausgespielten Ligen wurden einfach beendet und im Nachwuchs wurde für mich willkürlich gereiht. Es gab Meistertitel, obwohl noch nicht zu Ende gespielt war. Die Landesliga wurde aber hingegen ausgelassen. Alle Volleyballvereine machen eine gute Arbeit, begeistern die Jugend für den Sport und empfinden dies auch als eine schöne Aufgabe. Dazu braucht man aber die volle Unterstützung des Verbandes, sonst droht Vereinen das Aus.

Das klingt sehr dramatisch ...

Achammer: Ja, ich mache mir Sorgen um den Volleyballsport. Ich bin jetzt 61 Jahre lang im Volleyball tätig. Mit 17 habe ich angefangen und nie aufgehört. Ich habe Höhen und Tiefen erlebt und auch gesehen, wie schwierig es war, dass Volleyball überhaupt Anerkennung bekam. Bis es dann olympisch wurde und, und, und ... Dann drehte sich in Österreich lange alles um die Männer. Wir mussten immer schauen, wo wir Damenvolleyballerinnen bleiben, dass man uns auch ernst nimmt, wir zu Sponsoren und Zuschauern kommen. Auch heute heißt es noch, Volleyball sei eine Randsportart – eine, die olympisch ist und von so vielen Leuten weltweit und vor allem Mädchen und Frauen betrieben wird, das geht fast nicht.

Welche Auswirkungen hat der Rückzug von Hannes Kronthaler mit den Hypo-Profis auf den Tiroler Volleyballsport?

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Achammer: Hannes Kronthaler hinterlässt ein Riesenloch. Er hat gezeigt, was im Volleyballsport bei uns alles möglich ist. Er setzte sich ebenso im Ausland durch und brachte den Sport in Tirol auf ein bis dahin unbekanntes Niveau. Das war schon alles sehr, sehr beindruckend. Er hat auch viele für Volleyball begeistert, die davor kaum Ahnung hatten, und die Olympia­halle gefüllt. Aber jetzt bricht es ab, für die zweite Mannschaft in der zweiten Bundesliga ist es ein weiter Weg.

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Was bedeutet das für den Damenvolleyballsport? Ihr VC Tirol und die TI sind nun die einzigen Tiroler Vertreter in der obersten Spielklasse.

Achammer: Es kann eine Chance für uns sein. Mit einer besseren finanziellen und logistischen Unterstützung wäre auch bei uns sehr viel mehr möglich. Mit höherklassigem Damenvolleyballsport könnten wir auch einige Zuschauer mehr begeistern und auch neue Sponsoren für den Volleyball gewinnen.

Apropos Spielerinnen gewinnen, wie laufen die Planungen für die neue Saison?

Achammer: Einen Vorteil hat die Corona-Krise wenigstens: Wir haben unsere Mannschaft schon komplettiert, so früh wie nie zuvor. Dieser Tage hatten wir bereits eine Videokonferenz mit allen – inklusive Trainer Facundo Morando in Argentinien. Wir freuen uns schon, dass es bald wieder losgeht.

Das Gespräch führte Sabine Hochschwarzer

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