Corona-Krise

Betreiber überrumpelt: Schnellschüsse bei Kinoöffnung „kontraproduktiv"

Auch für den Kinobesuch gelten künftig die gängigen Corona-Regeln. Zudem sind maximal 100 Besucher erlaubt.
© Robert Michael

Nicht zufrieden zeigt sich ein Großteil der Kinobetreiber mit der vorgezogenen Öffnungserlaubnis ab 29. Mai. Mehrfach war Planbarkeit ausdrücklich gewünscht worden, schließlich könne man die Häuser nicht von heute auf morgen öffnen, so die Kritik. Das Innsbrucker Leokino nutzt die Gunst der Stunde und sperrt ab Freitag wieder auf.

Wien – Überrumpelt wurden viele Kinos von der Möglichkeit, bereits ab morgen wieder den Betrieb aufnehmen zu können. Die entsprechende Novelle zur Covid-19-Lockerungsverordnung wurde gestern veröffentlicht. „Unangekündigte Schnellschüsse das Kino betreffend im Zusammenhang mit dem ,Hochfahren' des Kulturbetriebes sind leider kontraproduktiv", betonte man etwa bei Österreichs größter Kinokette Cineplexx.

Für die Öffnung aller Häuser brauche es eine „Vorlaufzeit von mehreren Wochen", hielten die Cineplexx-Geschäftsführer Christian Langhammer und Christof Papousek gegenüber der APA fest. Daher peile man weiterhin den 1. Juli als Starttermin an. Man bedaure, dass die Regierung auf die mehrfach eingeforderte Planungssicherheit nicht eingegangen sei und stattdessen mit einer Verordnung vom 27. Mai den Betrieb nur zwei Tage später ermöglicht.

Größere Filmstarts womöglich ab Mitte Juli

„Kinos können nicht anders beurteilt werden als Theater", erklärte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz am Donnerstag den vorzeitig gesetzten Öffnungsschritt. „Uns ist wichtig, dass wir in Österreich auch wieder Film im Kino erleben können. Der Kinosaal ist ein magischer Ort." Mit Vertretern der Branche habe man beim großen runden Tisch vergangenen Freitag darüber gesprochen. „Und natürlich habe ich einzelne Kinobetreiber über diesen ersten Öffnungsschritt informiert."

Unterdessen arbeitet man bei Cineplexx jedenfalls an der Umsetzung der vorgeschriebenen Auflagen, „insbesondere das Einhalten von Abstandsregelungen und die damit verbundenen Logiken bei den über 200 Saalplänen werden bereits erstellt". Eine wesentliche Rolle spiele natürlich auch das Filmprogramm, so die Cineplexx-Geschäftsführer. „Wir gehen von weiteren Öffnungen in verschiedenen Ländern aus und rechnen daher mit großen Filmstarts ab Mitte Juli." Dazu zählen voraussichtlich Blockbuster wie „Tenet" von Christopher Nolan, die Disney-Realverfilmung „Mulan" oder die Comicverfilmung „Wonder Woman 1984".

„Wir haben stets betont, dass wir Planbarkeit brauchen"

„Nicht glücklich" über die Art und Weise der früheren Öffnung zeigte sich Christian Dörfler, Präsident des Österreichischen Kinoverbands, im Standard. „Das ist nicht die Planbarkeit, die wir uns von der Politik gewünscht haben, weil man vier bis sechs Wochen braucht, um den Betrieb zu starten", zudem würden noch neue Filme fehlen. Und auch Mario Hueber, Chef des Megaplex in Pasching, schlug in dieselbe Kerbe: „Ein Kino innerhalb von 48 Stunden aufzusperren, ist unmöglich", zitierten ihn die Oberösterreichischen Nachrichten. „Wir haben stets betont, dass wir Planbarkeit brauchen", so Hueber. In seinem Kino werde es daher am Wochenende noch keine Filme zu sehen geben.

„Nach langer Durststrecke" wieder ein Programm anbieten werden hingegen die Kinos der Kette Diesel. Wie der Website zu entnehmen ist, wird das Programm an allen neun Standorten in Österreich mit dem morgigen Freitag wieder aufgenommen. Die Saalpläne wurden den Coronamaßnahmen entsprechend angepasst, ein Mund-Nasen-Schutz ist zwar nicht am Sitzplatz, aber im restlichen Gebäude zu tragen. Auf den Leinwänden werden zum Auftakt u.a. der Animationsfilm „Onward", der Horrorstreifen „Der Unsichtbare" oder die Actionfortsetzung „Bad Boys For Life" zu sehen sein.

Leokino öffnet am Freitag

Wie bei sämtlichen Veranstaltungen (Kultur, Sport, Unterhaltung) sind ab 29. Mai auch im Kino bis zu 100 Besucher erlaubt. Ein Sicherheitsabstand von einem Meter zwischen den Filmfreunden ist vorgeschrieben. Notfalls müssen Plätze frei bleiben. Das gilt für alle Events mit gekennzeichneten Sitzplätzen.

Einige Kinos nutzen die unerwartete Gelegenheit und sperren gleich am Freitag auf. So auch das Leokino in Innsbruck. Geschäftsführer Dietmar Zingl startet im Leo „mit einem bunt zusammengewürfelten Programm“ und vorerst, „als Probegalopp“, mit zwei im März abrupt abgesetzten Filmen täglich (Näheres unter www.leokino.at). Zingl erwartet allerdings „keinen allzu großen Andrang“.

Programmierung als Herausforderung

Die Wiener Programmkinos haben bereits gestern angekündigt, mit Mitte Juni wieder aufsperren zu wollen. So auch das Admiral Kino, das allerdings am Pfingstwochenende einen ersten Vorgeschmack liefert. Am morgigen Freitag steht die Literaturverfilmung „Emma" am Programm, am Samstag folgt „La Gomera", am Sonntag „Die Dohnal" und am Montag schließlich die Dokumentation „Honeyland".

Im traditionsreichen Gartenbaukino hatte man schon Anfang der Woche auf einen früheren Starttermin als Juli spekuliert, im Sinne einer Gleichstellung der möglichen Veranstaltungen. Eine „offizielle Verlautbarung" habe es aber nicht gegeben, so Geschäftsführer Norman Shetler – bis eben gestern die Novelle zur Verordnung vorlag. Für den Restart des Betriebs wären „unter normalen Umständen vier bis sechs Wochen ein wünschenswerter Zeitraum. Natürlich kann man mit gehörigem Aktionismus innerhalb von 48 Stunden ein Screening aus dem Boden stampfen, aber das würde unserer Vorstellung einer wohldurchdachten Programmierung sowie einem unter momentanen Umständen komfortablen und sicheren Kinoerlebnis nicht entsprechen", betonte Shetler gegenüber der APA.

Jetzt gelte es jedenfalls, die in der Verordnung beschriebenen Maßnahmen umzusetzen und die Mitarbeiter zu schulen. „Herausfordernd wird die Programmierung, weil abzuwarten, ist wie sich die Verleiher verhalten und welche Filme verfügbar sein werden", gab Shetler zu bedenken. Und was die finanzielle Seite betrifft: „Ob es sich auszahlt oder nicht, ist weniger von den Regelungen abhängig als davon, wie kinohungrig das Publikum wirklich ist." Mit einer gewissen Normalität rechne er allerdings erst im Herbst. (APA)

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